Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
noch?«
»Bis die Gezeiten Fluthochstand erreichen, ist meine Vermutung. Das können ein paar Monate sein oder auch ein paar Jahre.«
Declan wurde vom Gefühl der Hilflosigkeit überwältigt. »Kann ich denn gar nichts für ihn tun?«
»Lass ihn mit Hoffnung sterben«, sagte Maralyce.
»Was meint Ihr damit?«
»Ich meine, dass du etwas tun musst, Declan. Ich weiß nicht, was es ist, und habe keine Ahnung, wie du es anstellen sollst, aber du musst das finden, was die Bruderschaft die letzten Jahrtausende lang gesucht hat. Wenn die Gezeiten auf dem Höchststand sind, wird dein Großvater sterben, mein Junge, da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen. Wenn du willst, dass er glücklich stirbt«, sie machte eine kleine Pause, und was sie dann sagte, erschreckte ihn zutiefst: »dann finde heraus, wie man den Gezeitenfürsten den Garaus macht.«
29
Arkady Desean ging in ihrem Serail auf und ab wie eine Katze im Käfig, bis Tiji endlich in die glaebische Gesandtschaft zurückkehrte. Sie sah hastig auf, als sie die Tür gehen hörte, und beim Anblick der kleinen Crasii sackte sie vor Erleichterung in sich zusammen.
»Gezeiten! Du bist in Sicherheit!«
Tiji war ehrlich gerührt. Sie hatte nicht erwartet, dass die Fürstin wirklich mehr als einen Gedanken an sie oder ihr Schicksal verschwendete.
»Ich hab Euch doch gesagt, Euer Gnaden, dass ich in solchen Missionen ziemlich gut bin.«
»Bitte, setz dich«, drängte Arkady. »Du musst ja völlig erschöpft sein. Ich zumindest bin es.«
Tiji lächelte. Nicht weil ihr ein Stuhl angeboten wurde, sondern über die Vorstellung, dass sie erschöpft sein könnte. Arkady Desean schien der Stress ihrer Intrige völlig auszulaugen, aber das zeigte nur, wie ungeeignet sie für diese Art Arbeit war. Tiji fühlte sich nicht sonderlich beansprucht, ganz im Gegenteil. Sie war geradezu aufgekratzt.
»Kann ich dir etwas bringen lassen?«, fragte die Fürstin, als Tiji auf dem angebotenen Stuhl Platz nahm.
Sie schüttelte den Kopf. »Wirklich, Euer Gnaden, mir geht es gut.«
»Hast du herausgefunden, was wir wissen müssen? Ich habe versucht, nach dir Ausschau zu halten, aber ...«
»Ich weiß, Euer Gnaden. Ich war doch da.«
»Ist Chintara ... ist sie, was wir denken, dass sie ist?«
Tiji nickte. »Allerdings, Euer Gnaden.«
Arkady wirkte nicht überrascht. »Aber du kannst nur bestätigen, dass sie eine Unsterbliche ist, oder? Wie können wir wissen, welche?«
Tiji zögerte. Das konnte jetzt etwas haarig werden, wenn sie es falsch anpackte. »Ich konnte auch das ermitteln, bevor ich ging«, gab sie zu.
Die Fürstin wirkte beeindruckt. »Das konntest du? Wie hast du denn das geschafft?«
»Ich bin geblieben, um zu sehen, wer ihr anderer Besucher war.«
»Ja, ich sah eine Frau vor der Empfangshalle auf Einlass warten, als ich in die Kutsche stieg«, bestätigte Arkady. »Sie war so verhüllt, dass ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Wer war sie?«
»Hattet Ihr da Euren Schleier schon wieder angelegt, Euer Gnaden?«
Arkady schüttelte den Kopf. »Ich habe damit gewartet, bis ich wieder in der Kutsche saß. Jeder Augenblick, in dem ich das verdammte Ding nicht tragen muss, ist für mich ein Segen.«
Tiji dachte sich, dass Segen die Situation nicht ganz angemessen beschrieb. »Das könnte etwas problematisch werden, Euer Gnaden. Falls Ihr nämlich gesehen worden seid.«
»Von wem gesehen?«
»Chintaras Besucher war verschleiert wie eine Frau«, sagte Tiji vorsichtig. »Aber nur, um durch die Tore des Serails zu kommen.«
»Dann war es also ein Mann«, schlussfolgerte Arkady mit einem bemerkenswerten Fehlen von theatralischem Getue. »War es Brynden?«
Tiji schüttelte den Kopf. Sie kam wohl nicht drum herum ... »Es war der unsterbliche Prinz, Euer Gnaden.«
Arkady zögerte nur einen Sekundenbruchteil, und wenn Tiji nicht sorgfältig darauf geachtet hätte, wäre es ihr entgangen. »Und was wollte er?«
»Ich bin mir nicht sicher. Er hat lange nach Brynden gefragt. Wo er ist, in welcher Stimmung er ist...«
»Du hast herausgefunden, wo Brynden sich versteckt?«
»Nein.« Tiji schüttelte den Kopf. »Kinta hat nur seine banalsten Fragen beantwortet. Ich hatte den Eindruck, dass sie beim letzten Mal nicht im Guten auseinandergegangen sind. Um genau zu sein, sie hat ihm eine gescheuert, noch bevor sie ihn auch nur gegrüßt hat.«
Das brachte Arkady zum Lächeln. Allerdings konnte Tiji nicht sagen, ob es an der Vorstellung lag, dass jemand Cayal eine
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