Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
auf dem Weg zu mir sein«, stellte Arkady klar. »Ich denke nicht, dass uns dafür noch Zeit bleibt.«
»Was denkt Ihr denn, was wir tun sollen?«, fragte Tiji, um nicht mit einer eigenen Antwort aufwarten zu müssen.
»Ich denke, dass wir alles ausnutzen sollten, was sich uns bietet.«
»Wie den unsterblichen Prinzen zum Beispiel?«
»Und Chintara ... oder Kinta, wenn du diesen Namen vorziehst -du sagst, sie hat ihn geschlagen?«
Tiji nickte. »Und so, wie es aussah, war es ihr ernst damit.«
»Dann sollten wir vielleicht dort ansetzen«, erklärte die Fürstin mit so entschlossen gereckten Schultern, dass Tiji ganz mulmig wurde. »Geht es nicht in erster Linie darum, neue Informationen über die Gezeitenfürsten zu sammeln, um vielleicht eine ihrer Schwachstellen zu finden? Wenn Kinta und Cayal sich miteinander überworfen haben, ist sie vielleicht bereit, mir zu erzählen, was sie über ihn weiß.«
Tiji schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Euer Gnaden. Das würde ja bedeuten, Kinta zur Rede zu stellen. Ihr zu sagen, dass Ihr wisst, wer sie ist.«
»Exakt.«
»Aber Ihr könnt nicht wissen, wie sie darauf reagiert.«
»Sie kann mir nichts tun«, erwiderte die Fürstin unbekümmert. »Ich bin immer noch die Gemahlin des glaebischen Gesandten, und sie ist immer noch die kaiserliche Gemahlin. Diese Fassade muss sie aufrechterhalten, bis Brynden zurückkehrt. Und ich werde ja auch nicht einfach so bei ihr hereinplatzen und mit Erpressung drohen. Im Gegenteil, wir haben viel mehr gemeinsam, als wir zuerst angenommen haben.«
»Was zum Beispiel?«, fragte Tiji, der dieser Plan ganz und gar nicht gefiel. »Ihr seid beide vom unsterblichen Prinzen fallen gelassen worden?«
Überraschenderweise war Arkady nicht beleidigt. »Gewissermaßen. Es gab wohl mildernde Umstände, aber streng genommen hast du es erfasst. Cayal war froh, dass wir getrennte Wege gingen, sobald ich ihm nicht mehr von Nutzen war. Es würde mich nicht im Geringsten überraschen, wenn er dasselbe auch mit Kinta gemacht hat.«
Tiji hatte Ähnliches vermutet, wenn sie es auch nicht sicher gewusst hatte. Gezeiten, kann das alles noch verzwickter werden? Immerhin bedeutete das, dass es in Arkadys Beziehung zu dem Unsterblichen eine interessante Wendung gab. »Ihr müsst ihn doch sehr dafür hassen, dass er Euch das angetan hat.«
Zu Tijis Verblüffung schüttelte die Fürstin mit einem traurigen kleinen Lächeln den Kopf. »Mein Leben wäre um einiges weniger kompliziert, wenn es so wäre, Tiji.«
Dieses Eingeständnis bestürzte die Crasii. »Aber Ihr sagtet doch gerade, er hat Euch benutzt und dann verlassen. Wie könnt Ihr einen, der Euch so etwas angetan hat, immer noch heben ... oder ihm je wieder vertrauen?«
Arkady musterte sie einen Augenblick und nickte dann, als wäre sie in Bezug auf ihre Gefährtin zu einem bestimmten Schluss gekommen. »Du warst noch nie verhebt, nicht, Tiji?«
»Inwiefern gehört das jetzt hierher?«
»Wenn du es je gewesen wärst, würdest du verstehen, dass Beziehungen nie so einfach und eindeutig sind.«
»Zumindest Eure nicht, wie es scheint«, meinte Tiji und erschrak ein wenig über sich selbst, weil sie gewagt hatte, so etwas laut zu sagen.
Zu ihrem Glück war die Fürstin von Lebec erheblich toleranter als die durchschnittlichen Angehörigen des glaebischen Hochadels. Sie lächelte warm. »Ich fürchte, du kennst mich schon viel zu gut, Tiji. Erschreckend gut, wenn man bedenkt, wie kurz unsere Bekanntschaft erst währt.«
Tiji schüttelte den Kopf. »Ich halte es trotzdem für eine schlechte Idee, einfach in das kaiserliche Serail hineinzuplatzen und die kaiserliche Gemahlin als Unsterbliche zu enttarnen, Euer Gnaden.«
»Gibt es irgendwelche Zweifel daran, dass sie eine ist?«
Zögernd schüttelte Tiji den Kopf. »Gar keine Zweifel.«
»Dann sind die Würfel gefallen. Nicht mehr lange, und sie selbst wird es der ganzen Welt verkünden, Tiji. Was haben wir schon zu verlieren?«
30
Ein paar Tage nach seinem Gespräch mit Maralyce entschloss sich Declan, weiterzuziehen, aber nicht wie ursprünglich geplant, um nach Herino zurückzukehren. Es zog ihn nach Caelum, denn er war sicher, dass er dort am nötigsten gebraucht wurde.
Declan hatte es aufgegeben, Shalimar zu drängen, mit ihm zu gehen. Nun, da Maralyce ihn über den kritischen Zustand seines Großvaters aufgeklärt hatte, konnte auch er sehen, dass der alte Mann ständig von Schmerzen geplagt wurde. Sein schlurfender Gang,
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