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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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weiß.«
    Declan fand, dass er für derartig überschwängliche Lobeshymnen ein bisschen zu jung aussah, sagte aber nichts, sondern blickte ihn bloß finster an. Zum ersten Mal war er erleichtert, dass Shalimar Lebec verlassen hatte und sicher in der Gesellschaft von Maralyce war, außer Reichweite von Männern wie Ryda Tarek und ihrer zweifelhaften Vorstellung von Gnade.
    »Wir vermissen Shalimars Rat«, sagte Markun und klopfte Trost spendend auf Declans Schulter. »Aber vermutlich ist er da, wo er jetzt ist, besser aufgehoben.«
    »Was uns zu der Frage bringt, wo genau er eigentlich ist«, sagte Tilly und richtete ihren Blick auf Declan. »Wollt Ihr uns darüber aufklären?«
    Nein, dachte Declan. Will ich nicht. Doch er wusste, dass die Frage rhetorisch war und nur gestellt wurde, um die guten Umgangsformen zu wahren. In Wahrheit hatte er gar keine Wahl.
    »Er ist bei Maralyce in ihrer Mine in den Shevronbergen.«
    »Hält sie ihn gefangen?«, fragte Lord Deryon in der verlegenen Stille, die darauf folgte.
    Declan schüttelte den Kopf. »Er ist aus freien Stücken bei ihr.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Markun und schüttelte den Kopf. »Er hat sein ganzes Leben lang gegen das Übel der Gezeitenfürsten gekämpft. Warum sollte er jetzt eine von ihnen aufsuchen?«
    Lord Deryon nickte zustimmend und wandte sich an Declan. »Ich finde es erstaunlich, dass sie ihm den Aufenthalt gestattet. Ist er dort, um etwas in Erfahrung zu bringen?«
    Ryda Tarek antwortete, bevor Declan auch nur ein Wort sagen konnte. »Er ist bei Maralyce, weil er alt ist. Er ist krank, und es geht ihm immer schlechter. Er tat, was die meisten alten Leute tun, wenn sie sich in solch einer Zwangslage befinden, Mylord. Sie gehen heim zu ihrer Familie.«
    Selbst Tilly erbleichte bei dieser Feststellung. »Maralyce ist mit Shalimar verwandt?«
    »Es tut mir leid. Ich dachte, alle wüssten Bescheid.« Rydas scharfsichtiger Blick heftete sich auf Declan. »Maralyce ist Shalimars Mutter.«
    Declan war dankbar, dass er das bereits wusste. Ryda Tarek hatte ihn aufmerksam beobachtet, als er die Neuigkeit aus dem Sack Heß, und versucht, seine Reaktion zu beurteilen. Declan war jedoch gewappnet und nahm die dramatische Bekanntmachung hin, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ihr seht nicht sonderlich überrascht aus, Declan.«
    »Shalimar ist ein Gezeitenwächter. Ich wusste immer, dass er ein unsterbliches Elternteil hat. Wie Ihr, Lord Deryon, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, was mein Großvater bei Maralyce wollte oder warum sie ihm Zuflucht gewährte, aber sobald ich es herausgefunden hatte, ergab auch alles Übrige einen Sinn.«
    »Nun, ich bin froh, dass es für Euch Sinn ergibt, mein Lieber«, sagte Tilly. »Weil es für mich nämlich überhaupt keinen Sinn ergibt. Wie kann sie seine Mutter sein? Wie alt war sie, als sie unsterblich wurde? Über fünfzig?«
    »Das macht es zwar unwahrscheinlich, ein Kind zu gebären, Tilly«, betonte Ryda. »Aber durch die Unsterblichkeit blieb sie körperlich stark und gesund. Es war also nicht unmöglich. Und ich glaube nicht, dass sie schon so alt war. Höchstens Ende Vierzig.«
    »Wissen wir das alles als verbürgte Tatsache?«, fragte Aleki. »Oder spekulieren wir hier nur?«
    »Es ist eine Tatsache«, versicherte Ryda ihm. »Maralyce verbringt zwar die meiste Zeit allein, aber dann und wann verlässt sie ihren Berg. Vor ungefähr achtzig Jahren war ihr nach ein wenig Gesellschaft zumute, und sie benötigte zudem einiges an Ausrüstung. Also beschloss sie, der Zivilisation für ein paar Tage einen Besuch abzustatten. Ich glaube, in Clydens Gasthof begegnete sie einem Mann. Sie tranken etwas zusammen, eins führte zum anderen, und ein paar Monate später begriff Maralyce, dass sie schwanger war. Sie wollte kein Kind, und nach beinahe zehntausend Jahren war sie in ihrer Lebensweise viel zu festgelegt, um auch nur in Erwägung zu ziehen, es zu behalten. Aber es ist aus einer Vielzahl von Gründen ungemein schwierig, bei einer Unsterblichen einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen. Also trug sie das Kind aus, und als Shalimar geboren war, schleppte sie sich mühsam den Berg herunter nach Lebec und legte ihn auf den Stufen des erstbesten Hauses ab, an dem sie vorbeikam und in dem sowohl menschliche als auch Crasii-Frauen ein- und ausgingen. Es war ein Bordell, das wusste sie zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber ich bin sicher, dass es ihre Entscheidung, ihn dort auszusetzen, auch nicht

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