Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
immer noch eine Sklavin und nicht in der Position, einen direkten Befehl der Gemahlin des Gesandten in Zweifel zu ziehen. »Was soll ich Declan Eurem Wunsch nach sagen, wenn ich wieder in Glaeba bin?«
»Berichte ihm, was du in Torlenien herausfinden solltest. Seine Vermutungen waren richtig. Chintara ist die Unsterbliche Kinta, und sie ebnet den Weg für den Fürsten der Vergeltung, um die Herrschaft über das Land zu erringen, sobald die Gezeiten sie mächtig genug machen, um den Schritt zu wagen. Ich habe mich mit ihr angefreundet und versuche, so viel wie möglich herauszufinden.«
»Das weiß er bereits. Wir haben ihm einen Brief geschickt und davon berichtet. Euer Gemahl nahm ihn mit und versprach, ihn persönlich zu übergeben, erinnert Ihr Euch?«
»Nun, dann bin ich überzeugt, dass Declan anderweitig Verwendung für dich hat.«
»Aber ... wie wollt Ihr ihm eine Nachricht zukommen lassen, wenn ich nicht mehr da bin?«
»So, wie ich es auch getan habe, bevor du hier eingetroffen bist. Ich schreibe ihm.«
»Und wenn Eure Post von Kinta abgefangen wird?«
»Ich bin sehr einfallsreich, Tiji. Ich finde einen Weg.«
Tiji schüttelte den Kopf. Sie wünschte, ihr diplomatischer Status würde ihr mehr erlauben als vorbeifahrende Schiffe zu requirieren. »Euer Gnaden, ich muss wirklich protestieren ...«
»Protestiere, so viel du willst«, sagte Arkady und wandte, sich wieder dem Packen ihrer Koffer zu. »Meine Entscheidung ist gefallen.«
Bei den Gezeiten! Warum lässt sie das Gepacke nicht von ihren Dienern erledigen wie jede andere Adlige auch und schenkt dieser Angelegenheit mehr Beachtung? Dies ist wichtig.
»Aber wenn Euch etwas zustößt?«
»Dann ist das nicht deine Schuld. Und du kannst Declan ausrichten, dass ich das gesagt habe.« Arkady richtete sich aufwandte sich Tiji zu und sah ihr ins Gesicht. »Du kannst gehen.«
»Aber ...«
»Ich sagte, du kannst gehen. Sofort.«
Geschlagen und ohne zu wissen, wie sie diese Abfuhr Declan erklären sollte, wenn sie nach Hause kam, verbeugte sich Tiji fast bis zum Boden.
»Ich atme nur, um Euch zu dienen, Euer Gnaden.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und schritt zur Tür, ohne die Reaktion der Fürstin abzuwarten. Das war auch nicht notwendig. Arkady Desean war eine kluge Frau. Die Fürstin von Lebec würde Tijis Bemerkung nicht missverstehen, sie würde den Vorwurf darin nicht überhören.
Ich atme nur, um Euch zu dienen war die Floskel, die unterwürfige, rückgratlose Crasii ihren unsterblichen Gebietern gegenüber gebrauchten, selbst wenn sie aufgefordert wurden, die dümmsten und gefährlichsten Dinge zu tun, die absolut niemandem etwas nützten.
Tiji streifte sich ein langärmeliges Kapuzengewand über, wie es fast alle Sklaven in Torlenien trugen. Dann huschte sie aus dem Palast und machte einen Spaziergang, um sich zu beruhigen. Sie konnte es nicht fassen, dass sie nach Hause geschickt wurde. Sie konnte es nicht fassen, dass sie so töricht gewesen war.
Sie hatte wirklich keine Ahnung, wie sie Declan dieses Schlamassel erklären sollte.
Die Gesandtschaft lag in einer ruhigen Gegend, es gab von Bäumen gesäumte Alleen und breite Hauptstraßen, wo das unbarmherzige Geschäft von Herrschaft und Diplomatie hinter der Fassade gelassener Höflichkeit stattfand. Tiji ging in südlicher Richtung, wo die Märkte lagen und wo die Sklaven der Stadt - menschliche sowie Crasii -sich trafen, um Klatsch auszutauschen und Besorgungen zu machen, während ihre Herren in geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs waren. Tiji mochte die Märkte von Ramahn. Sie waren voller fremder Sehenswürdigkeiten, exotischer Gerüche und unheimlicher Musik, die einem nicht mehr aus dem Kopf ging, gespielt von den unzähligen Crasii-Straßenmusikanten. Trotz ihrer offensichtlichen Armut spielten viele von ihnen auf eigentümlichen und wertvollen Saiteninstrumenten, die kunstvoll aus Büffelhorn geschnitzt waren oder aus poliertem Ebenholz mit Einlegarbeiten aus Perlmutt.
Die Hauptstadt von Torlenien hatte Tiji auf Anhieb fasziniert. Die sagenhafte Vielfalt ihrer Bevölkerung überraschte sie stets aufs Neue. Jede menschliche Rasse von Amyrantha schien in dieser riesigen Stadt vertreten zu sein, ebenso wie jede Art von Crasii, von der sie je gehört oder die sie jemals gesehen hatte.
Mit einer Ausnahme. Es gab keine Chamäleon-Crasii.
Nie gab es auch nur einen einzigen anderen Chamäleon-Crasii.
Es war später Vormittag geworden, als sie die Märkte erreichte. Einige
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