Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
über den Himmel, getrieben von einem Wind, den er in dieser Zelle nicht spürte. Früher hatte alles so einfach geschienen.
    Wehmütig sah er in die Tiefe hinab und fragte sich, ob er es wohl schaffen konnte, das Fenster einzuschlagen und sich hinunterzustürzen, bevor die Wachen ihn aufhielten. Vermutlich nicht. Und es gab nicht einmal die Gewähr, dass der Sturz ihn töten würde. Der Turm stand direkt am Ufer des Sees. Sofern das Wasser nicht ausgesprochen flach war oder der Grund des Sees ein paar Felsen verbarg, würde er sich durch den Sturz lediglich mehrere Brüche einhandeln und im Nu wieder gefasst werden.
    Es überraschte Stellan, wie kühl und sachlich er die Möglichkeit eines Selbstmordes in Betracht zog. Noch mehr überraschte ihn, dass er die Idee wieder verwarf. Vielleicht war er trotz allem, was ihm widerfahren war, doch noch nicht so lebensüberdrüssig, wie er zunächst gedacht hatte.
    Aber sich bereitwillig einen Mord anhängen zu lassen, erkannte Stellan, lief im Grunde auf dasselbe hinaus.
    »Sharisha?«
    Die Felide, die ihn bewachte, trat näher an die Gitterstäbe. Sie war getigert, und das für Getigerte typische M zierte ihre Stirn. Stellan war lange genug hier, um ihren Namen zu kennen, aber sie gehörte nicht zu den gesprächigen Wachen, deshalb hatte er noch nicht oft mit ihr geredet. »Herr?«
    »Würdest du eine Nachricht von mir überbringen?«
    Sie sah ihn misstrauisch an. »Das hängt davon ab, wem ich die Nachricht überbringen soll, Euer Gnaden.«
    »Declan Hawkes.«
    Die Felide dachte darüber nach und nickte dann. Sie sah wohl nichts Falsches darin, dem Mann eine Nachricht zu überbringen, der streng genommen ihr Vorgesetzter war. »Was soll ich ihm sagen?«
    »Würdest du ihn bitten, mich aufzusuchen? Sag ihm, ich muss mit ihm reden.«
    »Dann habt Ihr vor, zu gestehen?«
    »Bitte ihn einfach nur herzukommen, Sharisha. Bitte. Und sag ihm, es muss noch heute sein.«
    Die Felide nickte wieder und wandte sich ab. Sie rief eine ziemlich große schwarz-weiße Felide zu sich und raunte ihr etwas ins Ohr, woraufhin die Schwarzweiße salutierte und aus dem Wachraum eilte.
    »Grella wird Eure Nachricht überbringen. Ich kann jedoch nicht versprechen, dass sie Meister Hawkes auch findet. Er ist vielleicht gar nicht in der Stadt.«
    »Er ist hier«, sagte Stellan und nahm auf dem kleinen Hocker am Schreibtisch Platz.
    Jaxyn Aranville hat einen Haftbefehl für Arkady ausgestellt und Leute nach Ramahn geschickt, um sie nach Herino zurückzubringen.
    Declan Hawkes war ganz bestimmt in der Stadt.

54
     
     
    Arkady wunderte sich über sich selbst, als sie die offene Wüste erreichten. Zu Beginn der Reise, als sie in Ramahn aufgebrochen waren, hatte sie geglaubt, sie würde nie wieder eine Kreatur so sehr verabscheuen wie dieses niederträchtige Vieh, das sie über den Wüstensand trug. Aber bis sie Tarask verließen und wieder in die Weite der Wüste hinausritten, hatte sie ihre Meinung über Kamele gründlich geändert. Von diesen hässlichen breiten Füßen und spindeldürren Beinen hing buchstäblich ihr Überleben ab. Nach zwei Tagen in der Wüste tätschelte Arkady das Tier fürsorglich und nannte es beim Namen.
    Sein Name, so stellte sich heraus, war Terailia, das hieß auf Torlenisch >falsches Luder<, wie sie ein paar Tage nach ihrem Aufbruch erfuhr; und nicht etwa >Sandträumer<, wie der Kameltreiber ihr unter dem schallenden Gelächter seiner Kameraden weiszumachen versucht hatte. Terailia war treffend getauft, eine streitsüchtige Stute mit wenig Geduld und der Neigung, nach allem zu schnappen, was in ihre Reichweite kam, doch aus irgendeinem Grund entwickelte sie für Arkady eine Vorliebe, die schon fast an Besessenheit grenzte. Tiji war keine üble Reiterin, doch sobald sie beide abgestiegen waren, ließ sich Terailia nur von Arkady versorgen.
    Die Kameltreiber hatten ihre Reisegäste ermahnt, die Kamele tagtäglich mit großer Umsicht anzubinden, wann immer sie Rast machten. Den Kameltreibern zufolge spielte es keine Rolle, wie gut man sie behandelte, sie waren verschlagene, unzuverlässige Geschöpfe mit der Neigung durchzubrennen, wenn man es versäumte, ihnen Fußfesseln anzulegen oder sie an etwas Stabilem festzubinden.
    Arkady hatte schnell den Bogen raus, wie man die Fußfesseln an Terailias Vorderläufen anbringen musste, während das Kamel kniete.
    Es erwies sich als weniger schwierig, als sie befürchtet hatte. Alle Kamele der Karawane waren daran gewöhnt, auf diese

Weitere Kostenlose Bücher