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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Weise gesichert zu werden, und zeigten für gewöhnlich nur symbolischen Widerstand, obwohl die Fesseln das Aufstehen zu einem schwierigen Unterfangen machten. Arkady hielt diese Behandlung anfangs für unnötig grausam, bis sie miterlebte, wie das Kamel eines Akolythen einmal nicht richtig gesichert war und wie der Blitz auf drei Beinen davonhumpelte, sobald es dachte, die Luft wäre rein. Der Vorfall sorgte für große Heiterkeit, und jeder in der Karawane - mit Ausnahme des unseligen Akolythen, der das Tier wieder einfangen und sichern musste - hielt sich vor Lachen die Seiten. Arkady verblüffte das, denn sie hatte schon begonnen zu glauben, dass es auf der Welt nicht mehr viel zu lachen gab.
    Das Leben in der Wüste hatte seinen eigenen Rhythmus. Abends fiel sie unter dem weiten Wüstenhimmel völlig erschöpft auf ihr Lager und schlief wie eine Tote, bis die Kameltreiber sie bei Mondaufgang wieder weckten, um noch ein paar Stunden weiterzuziehen. Meist hielten sie wieder, solange es noch dunkel war, und gönnten Reisenden und Kamelen eine kurze Rast — wenn sie Glück hatten, sogar ein Nickerchen, aber noch vor Sonnenaufgang wurden sie wieder wach gerüttelt, um zu frühstücken, die Kamele zu satteln, das Lager abzubauen und sich erneut auf den Weg zu machen, ehe die Sonne wieder gnadenlos vom Himmel herabbrannte. Arkady gewöhnte sich daran, den bitteren torlenischen Grüntee zu trinken, mit den Händen zu essen und stets unwillkürlich den Sand nach Schlangen- und Skorpionspuren abzusuchen. Sie achtete besonders auf die symmetrischen Muster des giftigen Hakarkäfers, bevor sie sich zum Schlafen hinlegte, nachdem einer der Akolythen gebissen wurde und zwei Tage lang vor Schmerzen wimmerte.
    Der Schleier, den sie tagtäglich verflucht hatte, seit sie in Torlenien war, erwies sich als wahrer Segen. Er schützte vor der Sonne, saß lose und weit genug, dass die Luft um ihren Körper zirkulieren konnte, und sorgte auch dafür, dass sie darunter nur sehr wenig Kleidung zu tragen brauchte. Der Geruch ihres ungewaschenen Körpers trat allmählich in den Hintergrund, bis sie ihn neben dem Gestank der Kamele und der Notwendigkeit, Wasser zu sparen, gar nicht mehr wahrnahm. Sie trank ihren Wasserschlauch jeden Tag gewissenhaft bis auf den letzten Tropfen leer, beobachtete, wie die Vorräte auf den Lasttieren immer mehr dahinschrumpften und sagte sich, dass die Männer diese Reise regelmäßig unternahmen und sie nicht in Gefahr waren, plötzlich ohne Wasser dazustehen.
    Die Wüste überraschte Arkady immer wieder. Sie hatte nichts als endlose Tage zwischen langweiligen welligen Sanddünen erwartet, und obwohl es ziemlich viele Dünen gab, war das Gelände für weite Strecken hart und felsig. Vereinzelt gediehen sogar blassgrüne und silbrige Pflanzen, die mit grimmiger Entschlossenheit an den Felsen wuchsen. Den Kameltreibern zufolge regnete es hier - wenn man Glück hatte — ein Mal im Jahr. Diese struppigen kleinen Gewächse lebten vom gespeicherten Regenwasser eines einzigen Schauers, der vielleicht schon Monate zurücklag.
    Arkady bewunderte ihre Zähigkeit und wünschte, sie wäre auch so unverzagt.
    Gelegentlich durchbrachen ein paar Felsgrate den Sand, und wann immer sie konnten, ritten sie in deren Schatten, dankbar über den Schutz und die Gelegenheit, mal nicht mit zusammengekniffenen Augen in die grelle Sonne blinzeln zu müssen. Hin und wieder, wenn sie einen Bergkamm erklommen, lag das ganze einschüchternde Panorama der Wüste glitzernd vor ihnen. An solchen Tagen konnte Arkady sich gut vorstellen, dass dieser Ort einst das Becken eines gewaltigen Binnenmeeres gewesen war. Die Hitze ließ die Luft flüssig erscheinen, was den Unterwassereindruck noch verstärkte.
    Es schien, als wären sie pausenlos am Anhalten und Aufbrechen. Die Karawanenführer trieben sie hart an, von vor Sonnenaufgang bis gegen Mittag, wenn es für Mensch und Tier einfach zu heiß wurde, um weiterzuziehen. Dann rastete die ganze Karawane, man kaute lethargisch auf einem Streifen getrocknetem Kamelfleisch und Datteln herum, während man darauf wartete, dass die Sonne etwas sank. Irgendwann am Nachmittag spürten die Kameltreiber, dass die Sonne den Zenit überschritten hatte. Arkady kam nicht dahinter, woran sie das eigentlich merkten, jedenfalls standen sie auf und begannen mit ihrem >Schnell, schnell<-Geschrei, die Kamele wurden eilends von ihren Fußfesseln befreit und die Reise fortgesetzt. Man zog weiter bis zum Einbruch der

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