Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
dieses schwangere Weibchen kosten?«, fragte Jaxyn.
»Lasst mich lediglich weiterhin auf der Gästeliste des Palastes von Lebec, mein Lieber, und es kostet Euch praktisch überhaupt nichts.«
»Tatsächlich?« Der Gezeitenfürst studierte sie misstrauisch. »Und ich dachte die ganze Zeit, Ihr wärt Stellans Freundin.«
»Ich bin die Freundin von jedem, der an der Macht ist, Jaxyn«, sagte die alte Frau und erhob sich. »Einst war das Stellan. Jetzt seid Ihr es. Ich will nicht, dass mein Stand, mein Besitz oder die Zukunft meines Sohnes aus falsch verstandener Loyalität den gleichen Weg geht wie bei den Deseans. Ich bin Glaeba und all jenen gegenüber loyal, die Glaebas König unterstützen. Ich hörte zuletzt, Stellan war wegen Hochverrats angeklagt, bevor er zufällig ums Leben kam. Mir scheint, in einem Fall wie diesem ist es das Vernünftigste, sich auf die Seite derer zu schlagen, die die Anklage vertreten, und nicht auf die Seite derer, die inhaftiert und angeklagt werden. Auch würde es mir nicht gefallen, zufällig umzukommen.«
Gezeiten, diese Leute logen so aalglatt, dass man nie wusste, wann sie die Wahrheit sagten.
»Ihr seid eine sehr pragmatische Frau, Tilly«, sagte Jaxyn. »Wie, denkt Ihr, wird Arkady Euren Treuebruch aufnehmen, wenn sie wieder zurück ist?«
»Sofern sie nicht auf der Gästeliste des Palastes steht, Jaxyn, kümmert es mich eigentlich nicht sehr.«
Jaxyn lächelte. Tillys kaltblütige Bereitwilligkeit, alte Freunde für den eigenen Vorteil einfach fallen zu lassen, störte ihn nicht im Geringsten. Vermutlich akzeptierte er sie so anstandslos, weil er an ihrer Stelle genau dasselbe getan hätte.
Wenn man bei den Handlungen von zwei gegnerischen Kräften keinen Unterschied mehr erkennen kann, fragte Warlock sich besorgt, während er dem Kopf der Bruderschaft beim Spiegelfechten mit dem Gezeitenfürsten zusah, wie will man jemals wirklich wissen, wer gut und wer böse ist?
68
Die >senestrische Partie< entpuppte sich als Gruppe von fünf torlenischen Frauen verschiedenen Alters, die in einer Verwahrungszelle auf der anderen Seite des Geländes warteten. Arkady konnte sie in dem unruhigen Licht der Fackel auf dem Gang nur undeutlich sehen. Zwei der Frauen waren jünger als sie. Eine schien ungefähr im selben Alter, die beiden übrigen waren in den Dreißigern.
Arkadys Knie waren noch weich von der Verbrennung und sie taumelte, als man sie zu den anderen Frauen in die Zelle stieß. Keine von ihnen zeigte großes Interesse an ihr. Die zwei älteren Frauen widmeten sich sofort wieder ihrem Spiel mit Steinen, das sie auf dem sandigen Boden der Zelle improvisiert hatten. Die beiden Jüngeren wirkten völlig desinteressiert, und die Frau, die vermutlich in Arkadys Alter war, starrte sie so hasserfüllt an, dass sie erschrocken zurückprallte.
Schnell drehte sie sich zu dem Aufseher um, der die Pforte verriegelte, und verbiss den Schmerz, der ihr die Tränen in die Augen trieb. Der Mann hatte fast mitleidig gewirkt, als er sie beim Brandzeichnen festhielt. Vielleicht war noch etwas Gefühl in ihm. Ein Rest Anstand, an den sie appellieren konnte. »Bitte! Könntet Ihr jemandem eine Nachricht von mir zukommen lassen?«
Der Aufseher starrte sie an, ohne sogleich etwas zu erwidern. Tatsächlich brauchte er so lange für eine Antwort, dass Arkady sich schon fragte, ob er sie überhaupt verstanden hatte.
»Wie viel?«
»Bitte?«
»Wie viel, wenn ich deine Nachricht überbringe?«
Gezeiten! Er will Bezahlung. Immerhin hatte er nicht Nein gesagt. Das war ein Anfang. »Meine Freundin bezahlt Euch, wenn Ihr ihr sagt, wo ich bin. Jede Summe, die Ihr verlangt.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich arbeite nicht für Versprechungen. Du willst, dass ich eine Nachricht überbringe? Bezahlung im Voraus.«
» Womit? «
»Gezeiten, du dumme Ziege«, sagte eine Frau hinter ihr. »Da fragst du noch?«
Arkady warf einen Blick über die Schulter. Es war eine der älteren Frauen, die gesprochen hatte. »Was verlangt er?«
»Du bist wirklich neu hier, was?«, sagte die andere Frau kopfschüttelnd.
Die Frau, die zuerst gesprochen hatte, lachte. »Knie dich hin, steck den Kopf zwischen die Gitter und mach den Mund auf, Mädchen«, empfahl sie, ohne den Blick von dem Spiel im Sand zu heben. »Du findest schnell heraus, was Strakam als Bezahlung akzeptiert.«
Arkady sah wieder den Aufseher an. Strakam - das war wohl sein Name - grinste sie an und schob seine Hüften vor, bis sie gegen die
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