Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
eine zähe Paste auf das frische Brandmal, das davon fast noch mehr zu brennen schien als durch das glühende Metall, falls das überhaupt möglich war.
Arkady brach in den Armen des Aufsehers zusammen. Der Schmerz raubte ihr jeden Funken Kampfgeist.
Mit einem barschen Befehl aufzustehen zog er sie hoch. Halb zerrte und halb trug er sodann die frisch gezeichnete Sklavin aus der Schmiede.
67
Warlocks Sorgen um seine Zukunft beschäftigten anscheinend nicht nur ihn allein. Einige Tage, nachdem offiziell bestätigt wurde, dass der ehemalige Fürst von Lebec und der Erste Spion des Königs bei dem Gefängnisbrand ums Leben gekommen waren, wurde er ins Amtszimmer des königlichen Sekretärs zitiert.
Die Nachricht vom Tod der beiden war Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt. Man hatte im Turm zwei Leichen gefunden und ging davon aus, dass es sich um den Fürsten und den Ersten Spion handelte, doch die Körper waren durch das Feuer so entstellt, dass man sie keinem von beiden mit Sicherheit zuordnen konnte. Gerüchten zufolge sollten sie mit den übrigen Brandopfern in einem Massengrab beigesetzt werden, mit einem Gedenkstein, um an das Ereignis zu erinnern, und schon bald würde die ganze Angelegenheit still und leise in Vergessenheit geraten.
Als Warlock im Amtszimmer des Sekretärs des Königs eintraf, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass Tilly Ponting zugegen war und mit Jaxyn Aranville den Nachmittagstee einnahm. Offensichtlich hatte der Unsterbliche nicht die leiseste Ahnung, dass die Frau, die er zu Gast hatte, die Bewahrerin der heiligen Überlieferung war, der Kopf der geheimen Bruderschaft des Tarot - der Organisation, die sich seiner Vernichtung verschrieben hatte.
Warlock hoffte, nicht zu überrascht auszusehen. Er machte erst eine tiefe Verbeugung vor Jaxyn und dann vor Lady Ponting.
»Ich kann später wiederkommen, falls Ihr beschäftigt seid, Herr«, sagte er, nachdem er Lady Ponting artig begrüßt hatte.
»Keineswegs, Cecil«, sagte Lady Ponting. »Genau genommen haben wir gerade über dich gesprochen, nicht wahr, Jaxyn?«
»In der Tat.«
»Ich hoffe, ich habe nichts getan, das meinen Herrn verärgert hat? Oder Ihre Hoheit?«
Tilly lächelte ihn aufmunternd an. »Ganz im Gegenteil, Cecil. Eben sagte Jaxyn noch, dass er überrascht ist, wie gut du dich hier entwickelt hast.«
»Ich atme nur, um Ihrer Majestät zu dienen«, erwiderte Warlock und war überzeugt, dass Tilly die Ironie in seiner Stimme bemerkte, auch wenn sie Jaxyn entging.
»Nun, ja, das kann ich sehen. Deswegen war ich auch so betrübt, als ich erfuhr, dass sie vorhat, dich fortzuschicken.«
Diese Nachricht war neu für Warlock. »Davon weiß ich nichts, Mylady.«
»Weil wir es dir noch nicht mitgeteilt haben«, sagte Jaxyn. »Eigentlich war es Hawkes, der uns auf die Idee gebracht hat.«
»Ich bin mir noch immer nicht im Klaren, um welche Idee es sich handelt, Herr.«
»Lord Jaxyn möchte dich als Spion rekrutieren, Cecil.«
Es ließ sich nicht sagen, ob Tilly Ponting scherzte. In diesem Raum, wo niemand wirklich war, was er vorgab zu sein, war es schwer, sich überhaupt bei irgendetwas sicher zu sein.
»Als Spion?«, wiederholte er leicht benommen, und wenn sie auch sonst zu nichts nutze war, so verschaffte ihm die Frage zumindest etwas Zeit.
»Er möchte dich mit Lord Torfall und seiner Schwester nach Caelum schicken. Er glaubt, dass du ihr Vertrauen gewonnen hast, und wenn wir dich ihnen als Abschiedsgeschenk überreichen, bist du in einer hervorragenden Position, um ihren Haushalt für uns zu infiltrieren.«
Aber wer ist >uns, wollte Warlock fragen. Meinte Tilly, dass er in Caelum für die Bruderschaft spionieren sollte? Oder wiederholte sie bloß den Wunsch von Jaxyn, dass er für Glaeba spionieren sollte? Und interessiert es jemanden, dass meine Gefährtin kurz vor der Entbindung steht und ich hier nur noch weg will?
Diese Ungewissheit machte ihn noch wahnsinnig.
»Ich atme nur, um Euch zu dienen, Herr«, erwiderte er mechanisch, weil ihm nichts anderes einfiel, das er hätte sagen können.
»Das Problem ist, dass die Caelaner sich ein Paar wünschen, das sich fortpflanzen kann«, sagte Jaxyn.
»Aber ich habe keine Partnerin«, sagte Warlock, entschlossen, diesem unsterblichen Monster keine Macht über sich zu geben.
»Ich weiß«, sagte Jaxyn. »Lady Ponting hat angedeutet, sie hätte vielleicht eine Lösung für dieses Problem.«
»Ich habe gerade ein schwangeres Weibchen in einem
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