Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
dem Unsterblichen ohne Zögern Platz zwei auf der Prioritätenskala zuweisen würde.
Doch selbst wenn das nicht der Fall wäre, war Arkadys Lage akuter und zudem etwas, worauf Tiji unmittelbar Einfluss nehmen konnte. Die Gezeitenfürsten waren schon seit Tausenden von Jahren unsterblich, und wenn man Cayal glauben konnte, war die neue Methode, sie loszuwerden, abhängig vom Höchststand der Flut.
Das war noch Jahre hin.
Sie kam zu dem Schluss, dass sie es sich leisten konnte, ein paar Wochen hier in Elvere zu bleiben. Sie würde also warten, bis Arkady zu ihr stieß, und dann einen Weg finden, wie sie eine Botschaft an die Bruderschaft schicken konnten, ohne dass eine von ihnen gefangen und eingesperrt oder angeklagt wurde. Wenn sie einen sicheren Ort gefunden hatte, um Arkady zu verstecken, konnte sie immer noch zurück nach Glaeba reisen, die Einzelheiten über die Gezeitenfürsten persönlich überbringen und Declan berichten, wo Arkady untergebracht war.
Dann war es an ihm, zu entscheiden, was am wichtigsten war.
Sie hatte ein paar Tage gebraucht, um zu diesem Entschluss zu gelangen, und in dieser Zeit noch eine weitere Entscheidung gefällt. Damals, als Declan und Markun Far Jisa - das einzige senestrische Mitglied des Fünferrats - sie aus dem Wanderzirkus gerettet hatten, war noch ein Name erwähnt worden, der mit der Bruderschaft in Verbindung stand.
Ryda Tarek.
Er war irgendwie in die Belange der Bruderschaft verstrickt, was bedeutete, dass sie vielleicht mit seiner Hilfe rechnen konnte. Und er lebte in der Nähe von Elvere. So viel hatte Markun ihr über ihn erzählt, als sie das letzte Mal im Auftrag des Ersten Spions in Senestra zu tun gehabt hatte. Auf dem Heimweg von Senestra hatte sie in Elvere Station gemacht und im Hund und Knochen gewohnt, bis sie ein Schiff fand, das nach Glaeba fuhr.
Wenn sie den Juwelenhändler Ryda Tarek fand und ihn dazu bewegen konnte, Arkady zu verstecken, musste sie sich um nichts mehr Sorgen machen. Arkady wäre sicher, Declan wäre glücklich, und Tiji könnte sich alle beide aus dem Kopf schlagen und sich endlich der wirklich wichtigen Aufgabe widmen, mehr über diese potenzielle Waffe in Erfahrung zu bringen, die sie gegen die Gezeitenfürsten verwenden konnten.
Nachdem sie sich beim Wirt erkundigt hatte, wo man die Juwelenhändler von Elvere am wahrscheinlichsten antraf, verließ Tiji den Gasthof in Richtung des Händlerviertels. Ihr Weg führte sie weg vom Sklavenmarkt und weiter in die Stadt bis in die Nähe der Kais. Wie in allen torlenischen Städten waren sämtliche Frauen verschleiert - bis auf Sklaven, Crasii und Prostituierte. Diese Doppelmoral hatte sie immer an den Torlenern fasziniert: Sie bestanden darauf, dass >anständige< Frauen verschleiert gingen, aber für Prostituierte schien das Gesetz nicht zu gelten. Auch viele Crasii sahen aus gewissem Abstand verführerisch genug aus, um einen Mann vom rechten Wege abzubringen.
Tiji jedenfalls brauchte sich nicht zu verschleiern, da sie nicht menschlich war. Sie hatte aber immer noch ihren Burnus aus der Wüste und trug ihn auch jetzt, um ihre silberne Schuppenhaut zu verbergen - und vor der Sonne zu schützen. Bei genauer Begutachtung würde sie vermutlich auffliegen, aber so war sie immerhin unauffällig genug, um kein Aufsehen zu erregen.
Die andere Möglichkeit - nackt zu gehen und gegebenenfalls mit jeder Wand, an der sie stehen blieb, zu verschmelzen - war nur nützlich, wenn sie verdeckt ermitteln, beschatten oder belauschen wollte. Und grenzte an Lebensgefahr in einer so heißen Gegend, wo die Sonne sie wahrscheinlich knusprig briet, wenn sie zu lange draußen blieb.
Es war ein ziemlich langer Marsch bis zum Händlerviertel, und gegen Mittag, als die Hitze die Ladenbesitzer in der ganzen Stadt zwang, für ein paar Stunden zu schließen, wurde Tiji hungrig. Sie machte auf einem der allgegenwärtigen kleinen Marktplätze an einem öffentlichen Brunnen Halt, um etwas zu trinken. Da erspähte sie einen Karrenhändler, der gebratene Fleischspieße verkaufte und eben dabei war, alles für die Mittagspause zusammenzupacken. Sie eilte zu ihm und bot ihm fünf Kupfermünzen für die letzten beiden Spieße, die er auf seinem Grill hatte. Der Mann verkaufte ihr hocherfreut das etwas zu trockene, überbratene Fleisch. Als sie ihm das Geld reichte, packte er ihre Hand.
Er starrte auf ihre silberschuppige Haut und musterte sie dann neugierig. »Deine Art sieht man nicht oft hier in der Stadt.«
Sie riss
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