Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
erst persönlich beweisen müssen, bevor du auf mich hörst. Wir brauchen mehrere von uns, um dies anzupacken, Cayal, und wir müssen es beim höchsten Stand der Flut tun. Ich kann vermutlich die anderen überzeugen, aber du bist der Einzige auf ganz Amyrantha, der Elyssa überreden kann, sich uns zur Verfügung zu stellen.
Darunter war ein Postskriptum.
Und solange du Gast in meinem Haus bist, würde ich es als persönliche Gefälligkeit betrachten, wenn du davon Abstand nehmen könntest, meine Frau zu beschlafen.
»Sind es gute Nachrichten?«, fragte Oritha.
Cayal rollte den Brief zusammen und betrachtete sie einen Augenblick lang eingehend. Gezeiten, Lukys! >... würde ich es als persönliche Gefälligkeit betrachten, wenn du davon Abstand nehmen könntest, meine Frau zu beschlafen Das grenzte schon an eine Herausforderung.
Und Oritha war wirklich sehr hübsch.
»Es sind ... gemischte Nachrichten. Ihr erwähntet vorhin, ich könnte über Nacht bleiben?«
Sie nickte und senkte den Blick. »Es ist zu spät für Euch, um in die Stadt zurückzukehren, Herr. Ich werde Euch im Gästezimmer ein Lager bereiten, wenn Ihr mögt.«
»Habt Ihr keine Diener, die euch so etwas abnehmen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ryda mag keine Diener. Er sagt, sie lenken ihn ab und stören ihn.«
»Da muss es hier doch sehr einsam für Euch sein, Mylady«, sagte er und fragte sich im selben Moment, was er da tat. Er gestattete sich sogar, einen flüchtigen Augenblick lang an Arkady zu denken, was ihn sofort noch mehr in seinem Vorhaben bestärkte. Cayal war entschlossen, diese Frau kein Stück weiter an sich heranzulassen, als sie schon vorgedrungen war.
Was gibt es besseres, um eine Frau zu vergessen, als sich mit einer anderen zu vergnügen? »Fühlt Ihr Euch nicht entsetzlich vereinsamt, wenn Ihr hier Monate lang allein seid?«
Oritha schüttelte den Kopf. »Meine Liebe zu meinen Gemahl ist alle Gesellschaft, die ich brauche, Herr.«
Lukys, du glückseliger Bastard, dachte Cayal. Sie liebt dich wirklich. Aber in gewisser Weise war. er auch froh, dass Oritha kein Interesse an ihm hatte. Denn trotz der offenen Herausforderung in Lukys Brief, und trotz seines heftigen Wunsches, sich Arkady endlich aus dem Kopf zu schlagen, war er gar nicht in Jagdlaune. Wahrscheinlich war das auch Arkadys Schuld, verflucht sei sie.
Cayal verschwendete noch zwei Tage in Lukys' Haus und brütete über die merkwürdige Wendung der Ereignisse, die dazu gerührt hatte, dass er lieber Orithas Ehegelübde respektierte, als sich die Mühe zu machen, sie zu verfuhren. In diesem Punkt zumindest hatte Cayal wohl seine Lektion über das Durchbrennen mit den Frauen anderer Unsterblicher gelernt.
Als er schließlich davonritt, war er mit Vorräten versorgt, die eher für einen Monat in der Wüste reichten als für die paar Tage, die er zu Bryndens Abtei brauchen würde. Noch immer haderte er mit sich wegen dieser höchst beunruhigenden neuen Schwäche, sich das Leben unnötig schwerzumachen, indem er sich von der falschen Frau angezogen fühlte. So kasteite er sich auf seine Weise, bis er endlich die Abtei erreichte. Der Gedanke daran, Arkady wiederzusehen, vertrieb die letzte schleichende Lüsternheit nach Oritha aus seinem Geist. Seine Entschlossenheit, sie um keinen Preis an sich heranzulassen, schwand in direkter Proportion zu der Entfernung zwischen ihm und ihr.
Die Tore der Abtei öffneten sich bei seinem Auftauchen sofort, und im Hof erwartete ihn ein Akolyth, hielt ihm beim Absteigen das Kamel und führte es dann weg, um es zu versorgen. Der Abt persönlich kam heraus, um ihn zu begrüßen. Er verneigte sich tief und war offensichtlich über die Identität des Neuankömmlings aufgeklärt worden.
»Mein Herr wird Euch nun empfangen, Euer Hoheit«, sagte der Mönch in der Safranrobe und bedeutete Cayal mit einer Armbewegung, voranzugehen.
Entzückt von dieser Respektsbezeugung schritt Cayal in die Richtung, die der Abt ihm wies, und betrat den Eingang zur Haupthalle der Abtei.
Es war lange her, dass Cayal zuletzt hier gewesen war. Das war seinerzeit gewesen, bevor er und Kinta ihr Techtelmechtel hatten. Er war damals in Bryndens Halle willkommen gewesen. Jedenfalls willkommener als jetzt.
Brynden erwartete ihn am Ende der Halle. Er stand auf dem großen Podest, dem nach Cayals Eindruck schon immer ein Altar gefehlt hatte. Die Sonne fiel durch die hohen Fenster hinter ihm herein und tauchte den Gezeitenfürsten so ins Gegenlicht, dass es Cayal
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