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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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großen Raum betraten. »Sklaverei bedeutet in Torlenien, dass sich jemand um die Leute kümmert, dass sie ernährt werden und die Chance haben, sich durch ehrbare harte Arbeit freizukaufen. Wenn Ihr das Wohlfahrtsstaat nennen wollt, würde ich meinen, dass Ihr recht habt. Vielleicht passt das nicht zu Eurer erhabenen glaebischen Feinfühligkeit, aber immerhin haben wir hier ein fürsorgliches System, was mehr ist, als Ihr von Eurem Land sagen könnt.«
    Erschrocken von diesem Ausbruch blieb Arkady stehen und starrte die Frau an. Diese freimütige Ansprache traf sie völlig unerwartet. Offensichtlich lagen Welten zwischen der torlenischen Definition von Sklaverei und der glaebischen Herangehensweise. Warum hatte Declan sie nicht davor, gewarnt?
    »Ihr müsst Nittas Eifer in der Frage der Sklaverei entschuldigen, Euer Gnaden«, bemerkte eine Stimme hinter Arkady. »Sie hält sich für so etwas wie die Retterin der Gerechtigkeit und hat kaum Gelegenheit, für ihre Passion zu trainieren.«
    Arkady schwang herum. Hinter ihr stand eine Frau, die nur die kaiserliche Gemahlin sein konnte.
    »Euer Hoheit!«, sagte sie und sank in einen tiefen Hofknicks. Als sie sich erhob, war ihr erster Eindruck, dass Lady Jorgan recht hatte: Die kaiserliche Gemahlin kam eindeutig aus der Fremde. In diesem Land zierlicher dunkelhäutiger und schwarzäugiger Frauen war sie so groß wie Arkady, blauäugig, blond und stattlich. Sie schien um die dreißig, aber ihre Haut war so makellos, dass es schwerfiel, ihr genaues Alter zu schätzen. Ihr Glaebisch war perfekt, ihre Haltung unangestrengt elegant, die weiße ärmellose Tunika stilvoll, aber schlicht. Arkady kam sich daneben unangemessen aufgedonnert vor und fühlte sich sofort wie ein Trampel.
    »Ich habe Gerüchte gehört, dass Ihr die glaebische Schönheit seid, Lady Desean«, stellte die Gemahlin fest. »Ich sehe nun, dass sie nicht übertrieben haben.«
    »Ihr schmeichelt mir, Euer Hoheit.«
    »Das war nicht meine Absicht. Verlass uns, Nitta.« Mit einem letzten finsteren Blick auf Arkady verbeugte sich die Sklavin schweigend und zog sich zurück. Die beiden Frauen waren allein. »Ich habe auch gehört, dass Ihr höchst gebildet seid«, fuhr Lady Chintara fort und bedeutete Arkady mit einer Armbewegung, sie zu den Liegen am anderen Ende des Saals zu begleiten. Durch die offenen Türen war ein Teil eines lauschigen Gartens zu sehen. Neben den Gartentüren gab es einen kleinen Brunnen, der aus einem Durchfluss in der Wand gespeist leise vor sich hinplätscherte. »Vielleicht verspürte Nitta deshalb auch den Drang, Euch zu schulmeistern. Solche Verbalakrobatik wäre bei Eurer Vorgängerin reine Zeitverschwendung gewesen.«
    Arkady war nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. »Ja ... sie wirkt sehr freimütig für eine ...«
    »Sklavin?«, vervollständigte die kaiserliche Gemahlin ihren Satz mit dem Hauch eines Lächelns.
    »Eigentlich wollte ich sagen, für eine Frau«, berichtigte Arkady. Sie ging neben der kaiserlichen Gemahlin her und wunderte sich ein wenig über deren entspannt freundliche Art. Sie hatte gehört, dass Lady Chintara der reine Schrecken sein konnte. »Ich hatte bisher den Eindruck, dass Bildung etwas ist, das den Frauen von Torlenien verwehrt wird.«
    »Da seid Ihr aber über unser Land genauso traurig schlecht unterrichtet wie Nitta über Eures. Was genau habt Ihr studiert, Euer Gnaden?«
    »Ich habe an der Universität von Lebec meinen Doktor in Geschichte gemacht.«
    Chintara schien amüsiert. »Geschichte? Ihr habt doch gar keine Geschichte, die über das letzte Weltenende hinausreicht, oder? Warum wolltet Ihr so etwas studieren?«
    »Soll ich ganz ehrlich sein? Am Anfang hatte ich kein Verlangen danach, Historikerin zu werden. Ich wollte eigentlich Medizin studieren und Arzt werden wie mein Vater. Aber ich bin eine Frau, und folglich hätten sie mich in keiner anderen Fakultät angenommen.«
    Die kaiserliche Gemahlin lächelte. »Dann sind wir, Torlener und Glaebaner, vielleicht letztlich gar nicht so verschieden. Bitte, nehmt doch Platz. Ich habe mir die Freiheit genommen, ein Frühstück kommen zu lassen. Habt Ihr schon gegessen?«
    Arkady war an diesem Morgen zu aufgeregt gewesen, um etwas zu essen. Sie fragte sich unwillkürlich, ob Chintara das erraten hatte. Auf dem Tisch zwischen den Liegen waren gekühlte Früchte, Pasteten und anderes Gebäck angerichtet. Das Angebot schien reichhaltig genug, um zwanzig hungrige Frauen zu bewirten, aber sie waren

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