Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
könnten die Nachbarn sie stehlen, besaßen die Frauen von Torlenien auf ihre Weise auch Macht. Eine bestimmte Art von Macht, subtil und normalerweise verborgen. Und an der Spitze dieser stillen Machtpyramide stand die kaiserliche Gemahlin.
    Arkady konnte nicht wagen, sie zu brüskieren.
    »Bist du der kaiserlichen Gemahlin schon begegnet?«, fragte Arkady ihre Näherin. Die Frau biss einen losen Faden ab und strich den Saum glatt. Er war aus besticktem Goldgewebe, voller exquisiter Details und total überflüssig, bedachte man, dass über all diese Pracht der erbärmliche Schleier fallen musste.
    »Nein, Euer Gnaden«, antwortete die Frau und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. »Aber Lady Jorgan hat sie kennengelernt.«
    »Und wie sind sie miteinander ausgekommen — Lady Jorgan und die kaiserliche Gemahlin?«
    »Nicht sehr gut«, gab Linnie zu und lächelte dann. »Aber ich würde dem nicht zu viel Bedeutung beimessen, Euer Gnaden. Niemand kommt sonderlich gut mit Lady Jorgan aus, nicht einmal Lord Jorgan.«
    Arkady runzelte die Stirn und sah ihre Näherin streng an. »Ich weiß nicht, wie es hier früher zuging, Linnie, aber ich habe kein Bedürfnis, dich Straßenklatsch verbreiten zu hören.« Noch während sie es sagte, wusste sie, dass sie wahrscheinlich einen Fehler machte. Straßenklatsch war das A und O an einem Ort wie diesem. »Jedenfalls solange du nicht sicher bist, dass etwas dran ist«, korrigierte sie sich und dachte dabei, dass sie sich wie eine heuchlerische Idiotin anhörte. »Kannst du mir irgendetwas Handfestes über die kaiserliche Gemahlin erzählen?«
    »Sie ist sehr schön.«
    »Hat irgendjemand sie wirklich gesehen? Oder ist das auch nur ein Gerücht?«
    »So viel hat Lady Jorgan uns erzählt, nachdem sie ihr zum ersten Mal begegnet ist«, erläuterte Natalay, sichtlich bestrebt, seriöser zu erscheinen als ihre nähende Kollegin. »Sie hat auch erwähnt, sie sei Ausländerin.«
    »Von welchem Volk?«
    »Das sagte Lady Jorgan nicht«, antwortete Natalay. »Nur dass sie Ausländerin ist.«
    Arkady blickte fragend Linnie an, aber die Näherin zuckte die Achseln. »Lady Jorgan war nicht der Typ, der seine Beobachtungen mit der Dienerschaft teilt, Euer Gnaden.«
    Lerne die Diener kennen. Sie sind deine beste Informationsquelle, hatte Declan ihr vor dem Aufbruch in Glaeba eingeschärft.
    Was wusste er schon?
    Nach einem letzten Blick in den hohen polierten Spiegel ihres Ankleidezimmers entschied Arkady, dass sie passabel aussah. Sie raffte die vielen Lagen ihrer Röcke und wandte sich an Natalay. »Würdest du die Wächter bitte wissen lassen, dass ich aufbruchsbereit bin?«
    »Natürlich, Euer Gnaden.« Die Dienerin huschte davon, um den Befehl auszuführen, und ließ Arkady mit Linnie allein.
    »Hat Lady Jorgan dir irgendetwas Nützliches erzählt?«
    Die Näherin schürzte einen Augenblick nachdenklich die Lippen und nickte dann. »Das Einzige, was ich sie noch erzählen hörte, war, dass Lady Chintara sehr gelangweilt wirkte.«
    »Gelangweilt? Von Lady Jorgan?«
    »Von allem«, berichtigte Linnie. »Lady Jorgan kam wohl nicht mit ihr zurecht, nehme ich an. Sie trafen sich nur ein paar Mal, dann wurde sie nicht mehr eingeladen. Bevor sie sich das groß zu Herzen nehmen konnte, hatten Lord Jorgan und der Kaiser diesen schrecklichen Streit wegen der Inseln von Chelae, und sie wurden aus Ramahn ausgewiesen.« Sie zuckte entschuldigend die Achseln. »Viel mehr gibt es nicht, was ich Euch erzählen könnte, Euer Gnaden.«
    »Du kennst die Gründe für die Ausweisung unseres Gesandten?« Arkady war ein wenig betroffen von der Vorstellung, dass Vorgänge wie dieser zur Allgemeinbildung der Dienerschaft gehörten.
    Linnie lächelte und beugte sich vor, um einen Fussel von Arkadys golden gewandeter Schulter zu zupfen. »Jeder in Ramahn weiß darüber Bescheid, Euer Gnaden. Es gibt nicht viele Geheimnisse in dieser Stadt.« Kaum dass sie diese Warnung ausgesprochen hatte, hob die Näherin den allgegenwärtigen Schleier auf und schickte sich an, ihn Arkady überzulegen.
    »Das muss ich mir gut merken«, erwiderte Arkady und dachte daran, in wie viele gefährliche Geheimnisse sie schon eingeweiht war. Nun musste sie mit Linnies Hilfe den Schleier über ihren Kopf ziehen, ohne dass er sich in den Nadeln verfing, die ihre Frisur hielten. Mit größter Vorsicht schafften es die beiden Frauen, ihn anzulegen, ohne dem Ergebnis stundenlanger Arbeit Schaden zuzufügen.
    Linnie strich ein

Weitere Kostenlose Bücher