Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
etwas Dämonisches annahmen. Tiji befürchtete, dass dies wenig zur Steigerung von Warlocks Zuversicht beitragen würde. »Wir müssen herausfinden, was sie planen. Das kann nur gelingen, wenn wir jemanden im Palast haben, der nah genug an Jaxyn und Diala herankommt, um rauszukriegen, was vor sich geht. Das wird nichts werden, wenn du nicht Jaxyns Tests bestehst.«
Tiji vermutete, dass Warlock auszusehen versuchte, als beeindruckte die Vorstellung ihn nicht sonderlich, doch er konnte den Schrecken in seiner Miene nicht ganz verbergen. »Ihr erwartet, dass ich einem solchen Befehl entspreche? Ohne jeden Widerspruch?«
»Schlimmer. Wenn du diese Aufgabe übernimmst, erwarte ich, dass du es tust, ohne auch nur zu blinzeln.« Der Erste Spion sah Warlock scharf an. »Das kleinste Zögern, und du bist aufgeflogen, mein Freund. Die Gezeitenfürsten wissen dann, dass du ein Ark bist, und töten dich. Dann fragen sie sich, warum Lady Ponting ihnen einen Ark zur Hochzeit schickt, und töten sie auch. Dann verfolgen sie deinen Weg zurück bis zu Aleki und dem Rest der Bruderschaft im Verborgenen Tal und töten sie ebenfalls, samt deiner Gefährtin und deinen ungeborenen Welpen. Bist du jetzt im Bilde?«
Warlock nickte. Er sah entschieden unglücklich aus.
»Ich muss vollkommen sicher sein, dass du das schaffst, Warlock«, fügte Declan hinzu und sah ihn prüfend an. Tiji wusste, dass Declan Zweifel hatte, und mit Recht. Was der Erste Spion da von diesem Ark verlangte, war keine leichte Sache.
»Wenn du glaubst, du schaffst das nicht, werden wir dir das nicht ankreiden«, sagte sie in der Hoffnung, Warlock sicherer zu machen. »Das wäre eine schreckliche Forderung an jedes Wesen, egal ob Mensch oder Crasii. Declan wird es verstehen, wenn du nicht sicher bist, ob du kaltblütig Unschuldige ermorden kannst, nur um einen verdammten Gezeitenfürsten zu überzeugen, dass du ihm uneingeschränkt hörig bist. Das wirst du doch verstehen, Declan?«
Der Erste Spion nickte, ein wenig missmutig, vielleicht weil sie angedeutet hatte, er wolle Warlock gegen seinen Willen zu etwas drängen. »Natürlich. Tiji hat recht. Niemand wird schlecht von dir denken, nur weil du keinen deiner Art umbringen willst.«
Warlocks Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. »Es gibt sonst niemanden, der diesen Auftrag übernehmen kann? Keinen anderen Weg?«
»Passend ausgebildete Arks sind dünn gesät, Warlock. Gezeiten, Arks sind überhaupt dünn gesät.« Declan schüttelte entschuldigend den Kopf. »Ich fürchte, es bleibt an dir hängen.«
»Nicht, dass er versucht, dich unter Druck zu setzen oder so«, bemerkte Tiji und warf Declan einen Blick zu, der Bände sprach. Sie hielt das Ganze doch zunehmend für eine sehr schlechte Idee. Sicher, Warlock war groß und sah Furcht einflößend aus, aber nachdem sie eine Woche lang mit ihm unterwegs gewesen war, wusste sie auch, dass er in seinem Herzen ein zutiefst freundliches Wesen war. Sie glaubte nicht, dass dieser Canide über die nötige Skrupellosigkeit verfugte, um ein tüchtiger Spion zu werden.
»Darf ich darüber nachdenken?«
»Wenn du willst«, räumte Declan ein, »obwohl ich bald eine Entscheidung brauche. Der Stand der Gezeiten steigt täglich. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
»Und Ihr stellt sicher, dass ich zur Geburt meiner Kinder wieder im Verborgenen Tal bin?«
»Das werde ich ernsthaft versuchen«, versicherte Declan.
Warlock nickte mit grimmigem Gesicht. »Dann werde ich Euch meine Entscheidung morgen früh wissen lassen. Darf ich mich jetzt zurückziehen?«
»Du bist frei, Warlock«, erinnerte ihn Tiji. »Du brauchst seine Erlaubnis nicht, um den Raum zu verlassen.«
»Alte Gewohnheiten sind schwer aufzugeben, Tiji«, antwortete der Canide. »Wollt Ihr mich bitte entschuldigen, Meister Hawkes. Ich habe eine Menge zu bedenken.«
»Gewiss, ich spreche dich morgen.«
Der Canide verbeugte sich mit hoftauglicher Grazie und verließ die Küche. Declan und Tiji sprachen kein Wort, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Du warst mir eine große Hilfe. Danke«, sagte der Erste Spion, als sie allein waren.
Sie schenkte ihm ein breites Lächeln. »Jederzeit gern.«
»Was denkst du?«
»Über Warlock? Ich glaube, du bist verrückt, Declan. Er wird sich umbringen, sobald ihn jemand das erste Mal schief ansieht. Er ist kein Spion.«
»Ich denke, das ist der Grund, warum er es gut machen könnte.«
Sie legte den Kopf schief. Die menschliche Neigung, vollkommen
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