Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
der aus irgendeinem Grunde gar nicht erstaunt aussah.
Arryl hob die Fackel etwas höher und betrachtete ihn neugierig. »Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass du lieber weg gewesen wärst, bevor ein anderer Unsterblicher hier auftaucht.«
Declan sagte noch immer kein Wort.
»Obwohl … wenn du vorhattest, deine Anwesenheit hier in Wasserscheid geheim zu halten, war es ziemlich töricht von dir, die Gezeiten zu bemühen«, fügte sie hinzu.
»Das wäre auch nicht nötig gewesen«, entgegnete Declan rätselhaft, »wenn Ihr davon abgesehen hättet, unschuldige Leute zu foltern.«
»Wovon spricht sie?«, flüsterte Arkady Declan zu, aber er nahm so wenig Notiz von ihr, als hätte sie mit Cydnes Leichnam gesprochen.
»Meinst du sie?«, fragte Arryl und zeigte auf Arkady. »Gezeiten, frag sie lieber mal, wie viele unschuldige Crasii sie in den letzten Wochen ermordet hat, bevor du uns vorwirfst, Unschuldige zu foltern. Wer bist du?«
Er zögerte, dann straffte er die Schultern ein wenig. »Mein Name ist Declan Hawkes.«
»Du bist Glaebaner?«
Er nickte.
»Und du gehörst unserem Stand noch nicht lange an, vermute ich.« Arryl musterte ihn im tanzenden Fackelschein. »Aber du strotzt ja förmlich vor ungezügelter Kraft, hab ich recht?« Sie warf einen kurzen Blick auf Arkady. »Ich selbst habe noch nie jemanden so schnell heilen können, wenn die Gezeiten erst am Steigen waren, und ich mache das schon seit ein paar tausend Jahren. Wer weiß noch über dich Bescheid?«
»Nur Maralyce.«
»Declan, was ist hier los?«
»Ist sie eine besondere Freundin von dir?« Arryl deutete mit einem Kopfnicken in Arkadys Richtung. Sie sprach über sie, als wäre sie gar nicht da. »Oder hast du bloß die Angewohnheit, junge Maiden aus misslichen Lagen zu befreien?«
»Sie ist eine Freundin.«
»Wie es scheint, kennst du noch ein paar mehr Unsterbliche, als du hast durchblicken lassen junge Frau.«
Verwirrt und vollkommen ratlos starrte Arkady die blonde Unsterbliche an. »Entschuldigung, aber Ihr habt mich verurteilt, weil ich zwei Unsterbliche kenne. Hätte ich Euch erzählt, dass ich noch mehr kenne, wäre das für mich wohl kaum hilfreich gewesen.«
»Ich bin allerdings nicht verwundert, dass du uns den hier verschwiegen hast.«
Arkady sah Declan an, dem dieses bizarre und extrem rätselhafte Gespräch sehr unbehaglich zu sein schien.
Arryl lächelte plötzlich. »Gezeiten, sie weiß es ja gar nicht.«
»Ich weiß was nicht?«, fragte Arkady fordernd. »Declan? Wovon spricht sie?«
»Dein Freund hier ist nicht, was er zu sein scheint, Liebes«, sagte Arryl.
»Was meint Ihr damit?«
»Genau das, was ich sage«, erwiderte die blonde Unsterbliche. »Dieser Mann – dein Freund, der sich sogar dem Zorn der Trinität entgegenstellt, einfach weil er es kann – dieser Glaebaner, den du als Declan Hawkes kennst, ist einer von uns.«
»Einer von euch? Was meint Ihr – einer von euch? Wie kann er einer von euch sein?« Arkady sah Declan an und wartete darauf, dass er widersprach, wartete darauf, dass er Arryls haarsträubende Behauptung zurückwies, doch er sagte kein Wort. »Declan?«
Sein Blick war auf Arryl fixiert, als würde er etwas sehen, das Arkady entging. Dann wandte er sich Arkady zu. »Es tut mir leid.«
Ganz allmählich begriff sie. Erinnerte sich an ihre Schmerzen, an ihre Rettung und die Qualen ihrer vollständigen Heilung …
Sie wich vor ihm zurück. »Gezeiten, du bist unsterblich.«
»Nicht aus freien Stücken.«
»Das sind die wenigsten von uns«, sagte Arryl und hielt die Fackel höher. Sie trat einen Schritt vor, und dann tat sie etwas völlig Unerwartetes. Sie streckte Declan ihre Hand entgegen. »Und ich kann mir gut vorstellen, dass du eine Menge Fragen hast, die Maralyce dir nicht beantworten wollte.«
Declan nickte und behielt wachsam ihre ausgestreckte Hand im Auge. Arkady starrte ihn immer noch an. Sie versuchte zu erkennen, ob irgendetwas an ihm sich verändert hatte. Doch im flackernden Licht der Fackel sah er haargenau wie der Declan aus, an den sie sich erinnerte. Declan, ihr Freund. Declan, den sie seit ihrer Kindheit liebte.
Wie kann er unsterblich sein?
»Irgendwann einmal wirst du mit den meisten von uns verfeindet sein«, sagte Arryl warnend. »Doch fürs Erste – bevor wir voreilige Schlüsse über einander ziehen – lass uns wenigstens für eine gewisse Zeit Freunde sein.«
»Ich will Euer Wort darauf, dass Arkady kein Leid geschieht.«
»Du hast mein
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