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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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verursachte: der Sonnenbrand oder die Stiche an Rücken und Beinen. Sie lenkte sich ab, indem sie von ihrer Befreiung träumte. Immerhin war Jojo freigelassen worden.
    Sie wird doch bestimmt Hilfe holen, oder?
    Die Unsterblichen hatten ihr jedenfalls nicht ausdrücklich verboten, jemandem zu erzählen, was ihnen widerfahren war.
    Würde eine loyale Crasii nicht genau das tun? Hilfe holen?
    Allerdings war die nächstgelegene Möglichkeit, Hilfe aufzutreiben, wohl die Delta-Siedlung, und die lag viele Stunden entfernt …
    Und wer in diesem von den Gezeiten verlassenen Land würde nur auf das Wort einer einsamen, streunenden Felide hin einen Rettungstrupp zusammentrommeln?
    Arkady hatte Mühe, bei der Sache zu bleiben, zumal sie wusste, dass ihre Träume von Rettung genau das waren … Träume …
    Cydne war schon vor einiger Zeit verstummt. Seine aufgesprungenen Lippen und die ausgetrocknete Zunge besiegelten das Geschwafel über die unzivilisierten Strolche, die nicht verstehen wollten, wer er war und wie wichtig sein Vater war. Arkady scherte sich nicht mehr darum, was mit ihm geschah. Es tat viel zu weh, den Kopf zu drehen und ihn anzuschauen, und ihrer Meinung nach verdiente er alles, was ihm widerfuhr.
    Irgendwann zu einem nicht mehr bestimmbaren Zeitpunkt brachte ihr jemand Wasser. Arkady versuchte die Augen zu öffnen, um zu sehen, wer es war, doch selbst diese geringfügige Bewegung erwies sich schon als zu schmerzhaft. Jeder noch so kleine Muskel ihres Körpers stach und brannte von der Überforderung, sich vollkommen steif und reglos zu halten, damit sich die Dornen nicht noch tiefer in ihr Fleisch bohrten.
    »Versuch etwas zu trinken.«
    Die Stimme kam ihr entfernt bekannt vor. Möglicherweise war es Jojo. Oder vielleicht Pedys Mutter? Ihre aufgeplatzten Lippen gierten nach der Flüssigkeit, auch wenn eine Stimme in ihrem Hinterkopf ihr sagte, dass sie das Unvermeidliche nur hinauszögerte, wenn sie jetzt etwas trank.
    Besser ablehnen und es hinter sich bringen, empfahl die Stimme in ihrem Kopf.
    Ihre ausgedörrte Kehle war anderer Auffassung. Sie schluckte gierig das kalte Wasser, das viel zu schnell wieder versiegte.
    »Tut mir leid«, flüsterte ihr anonymer Wohltäter. »Ich weiß, du hast es gut gemeint, aber das ist alles, was ich für dich tun kann …«
    Nach einer Weile begriff Arkady, dass sie wieder allein war, abgesehen von dem leise stöhnenden Cydne neben ihr. Der Schmerz war zu etwas so Konkretem, Greifbarem geronnen, dass sie innerlich ein Stück davon abrücken konnte.
    Die Qual war noch da, es geschah immer noch, aber es geschah jemand anderem. Das machte die Folter aushaltbar. Es gab ihr die Kraft, sie zu dulden.
    Und dann, unmittelbar nach Sonnenuntergang, kamen die Ameisen zurück.
    Die ersten vereinzelten Ameisen waren nur Späher gewesen. Als sie zurückkehrten, kamen sie in voller Stärke. Sie hörte sie mehr, als dass sie sie sah, fühlte, wie sie über ihre Füße krabbelten und ihren Körper hochschwärmten. Jemand schrie. Vermutlich Cydne.
    Sie fragte sich, woher er noch die Kraft nahm.
    Als die ersten Ameisen die Stichwunden erreichten, erschloss sich Arkady eine neue Definition von Qualen. Fiebrig, ausgetrocknet und von der Sonne so verbrannt, dass sich Blasen bildeten, spürte sie, wie die Ameisen sich ins rohe Fleisch ihrer Wunden verbissen, wie sie zugleich unaufhaltsam an ihrem Körper hinaufmarschierten und noch mehr Zugänge zu ihrem Fleisch suchten.
    Sie konnte nicht länger stillhalten. Arkady spürte jedes winzige Paar Beißzangen, das sich in ihr blutendes Fleisch grub. Jede Bewegung verursachte noch mehr Marter, zum einen, weil sich die Dornen unweigerlich noch tiefer ins Fleisch trieben, zum anderen, weil die Muskeln nach Stunden des regungslosen Verharrens steinhart waren und ihre verdorrte Haut aufscheuerte … Das frische Blut floss nicht mehr reichlich. Sie war dehydriert bis an den Rand des Fieberwahns.
    Ihr Blut sickerte nur noch zäh, quoll träge aus ihrem Fleisch wie Harz nach einem Axthieb gegen einen Baumstamm.
    Arkady schrie. Sie schrie, während die Ameisen an ihren Bein hochschwärmten, sich in ihren Rücken verbissen und über ihren Bauch liefen. Sie schrie, als sie ihre blutenden Lippen fanden und die Kratzer an Schulter und Gesicht, die Jojo ihr verpasst hatte, als sie das Tonikum vernichtete. Sie fanden den Weg in ihren offenen Mund, in ihre ausgetrockneten Augen …
    Und dann, wie aus dem Nichts, schlug eine Wasserwand über ihr zusammen, als

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