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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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hätte der Kanal neben ihr aus eigenem Antrieb eine Welle entsandt, um ihre kleinen Peiniger fortzuspülen …
    Eine zweite Welle traf sie mit wilder Wucht, drückte sie erbarmungslos gegen die Dornen, dass sie aufschrie, und dann noch eine dritte. Sie spuckte einen Mundvoll muffiges Wasser und ertrinkende Ameisen aus, und dann schrie sie erneut auf, als ihre so lange über Kopfhöhe festgebundenen Arme befreit wurden und die Tortur der Starre von der frischen Qual der Bewegung abgelöst wurde.
    Ihre Kehle war ein einziges Geschwür. Sie war außerstande zu sprechen und sank ihrem Retter hilflos in die Arme, als er die Stricke um Taille und Füße durchtrennte. Zumindest hoffte sie, dass er ihr Retter war. Vielleicht gehörte dies auch zur Bestrafung und sie wurde nur losgebunden, damit man sie an einen anderen Ort schaffen und ihrer Qual eine weitere Tortur hinzufügen konnte.
    Vielleicht wollen sie uns noch nicht sterben lassen, sondern erst wiederbeleben, um uns dann wieder von neuem zu foltern, und wieder … und wieder … und wieder …
    Immerhin war Arryl hier, die hatte doch Cayal vom Rand des Todes zurückgeholt. Warum sollte sie das nicht auch mit Arkady und Cydne tun? Zumal wenn es bedeutete, dass man die skrupellosen Mörder aus Port Traeker tagelang foltern konnte, sogar wochenlang, bis sie ihre Sünden hinlänglich bereut hatten.
    Oder ich bin schon im Fieberwahn. Das ist wahrscheinlicher.
    Sie wurde also gar nicht gerettet. Vielleicht, dachte Arkady und bildete sich ein, wieder mit kaltem Wasser Übergossen zu werden, das die letzten der fleischfressenden Gobie-Ameisen wegspülte, werde ich in Wirklichkeit gerade vollends aufgefressen.
    Sie hatte schon früher gleichsam ihren Körper verlassen, um Unerträgliches zu überstehen. Dies mochte wieder so ein Fall sein.
    »Arkady …«
    Gezeiten, das ist Declans Stimme.
    Jetzt wusste sie, dass sie im Fieberwahn war und sich etwas zusammenfantasierte, das nicht wahr sein konnte, das niemals Wirklichkeit werden konnte. Eigentlich ein Jammer. Declan hatte sie ihr Leben lang geliebt. Bis zu dem Tag, als sie notgedrungen alle Gefühle beiseiteschob und Stellan heiratete, um ihren Vater zu retten, hatte sie sich nicht vorstellen können, ihr Leben mit jemand anderem zu verbringen.
    Seltsam, wie wir uns im Augenblick des Todes unsere verborgensten Geheimnisse eingestehen, unsere innigsten Wünsche, auch wenn wir sie nur vor uns selbst zugeben.
    »Gezeiten, Arkady, sprich mit mir …«
    Im Sterben liegt Wahrheit. Wer hätte das gedacht …?
    Wenn sie sich dies hier nur einbildete, wenn ihr fiebernder Geist diese Illusion schuf, um sie von den Ameisen abzulenken, die ihren Körper verzehrten, dann konnte sie es ebenso gut genießen, beschloss sie. Sich auszumalen, wie Declan zu ihrer Rettung herbeieilte – wie er es oft getan hatte, als sie noch Kinder waren –, fühlte sich jedenfalls besser an als die Gobie-Ameisen, die sich zu ihren Knochen durchfraßen. Besser als die kleinen Beißzangen und die winzigen Füße und die unerträglichen Schmerzen …
    Ich wusste, du würdest kommen und mich retten. Arkady wusste nicht, ob sie es laut ausgesprochen hatte, wobei das im Grunde gleichgültig war. Dies alles spielte sich ja ohnehin nur in ihrer verlöschenden Fantasie ab …
    »Gezeiten, Arkady … es tut mir so leid, dass ich dich nicht eher gefunden habe …«
    Seine Worte ergaben keinen Sinn, aber das kümmerte sie nicht mehr, weil ihnen ein unvorstellbarer Schmerz folgte, der sie schier zerriss. Es fühlte sich an, als wären die Ameisen zurück und nagten an ihren bloßen Nervenenden.
    Der Schmerz hörte und hörte nicht auf, eine Welle folgte der anderen, bis sie es schließlich auch in ihrer Todeshalluzination nicht mehr aushielt und in die Bewusstlosigkeit entwich.
    Als Arkady nach einer unbestimmten Zeit die Augen aufschlug, drängten sich mehrere Tatsachen gleichzeitig in ihr Bewusstsein.
    Es war Nacht, sie war nicht mehr an den Baum der Gerechtigkeit gefesselt, ihr Hals war so ausgedörrt, dass sie sich kaum räuspern konnte …
    Und die Schmerzen waren weg.
    »Du bist wach.«
    Anscheinend war der Tod gar nicht so übel. Arkady drehte sich genießerisch in die Richtung von Declans Stimme und lächelte. Das Gras unter ihr fühlte sich kühl an, ihre Haut geschmeidig und unversehrt. Sie hatte keine Schmerzen. Nicht mal ein Ziepen. Sie hatte sich nie besser gefühlt.
    »Wach? Nein. Ich bin im Delirium. Oder tot. Wohl eher Letzteres, wenn man bedenkt, dass

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