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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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sind jung, wir sind schön und wir leben ewig. Wieso sollte es da ein Problem geben?«
    Da war so eine gewisse Schärfe in seiner Stimme, die mich hätte warnen müssen, dass er todunglücklich war. Oder vielleicht reime ich mir das auch nur nachträglich zusammen. »Hast du vor, länger zu bleiben?«
    »Wenn du mich hierhaben willst?«
    »Du bist mir immer willkommen, Cayal, wo immer ich auch bin. Das weißt du.«
    »Die Unsterblichkeit ist zu dir wesentlich gütiger als zum Rest von uns, Arryl«, sagte er und nahm meine Hand. »Vielleicht warst du vor allem einfach nur ein besserer Mensch als wir anderen.«
    Ich wusste nicht recht, was ich darauf sagen sollte, also küsste ich ihn, um ihn willkommen zu heißen. Er erwiderte meinen Kuss wie ein Liebhaber, was mich ein wenig überraschte, obwohl ich gestehen muss, dass es mir nichts ausmachte. Ich war nie in Cayal verliebt, aber man kann ihm nur schwer widerstehen, besonders, wenn er verletzlich ist. Und da Diala nicht in der Nähe war, musste ich auch nicht befürchten, meine Schwester zu verärgern.
    »Bist du meinetwegen zurückgekommen?«, fragte ich und merkte, dass ich von der unerwarteten Heftigkeit seines Kusses ein wenig außer Atem war, wie ich gestehen muss.
    »Ich kam zurück, um mich daran zu erinnern, warum ich noch lebe«, sagte er.
    Ich verstand das, wie es nur Unsterbliche verstehen können, und so führte ich ihn ohne ein weiteres Wort aus dem Tempel hinunter zur Terrasse, wo Pellys meine Goldfische tötete.
    Es ist etwas Besonderes an Pellys, eine Unschuld, die von seinem Auftreten Lügen gestraft wird. Wenn man ihn ansieht, glaubt man, einen Mann in den Dreißigern vor sich zu haben. Spricht man jedoch mit ihm, so muss man diese Einschätzung schnell revidieren. Es ist, als würde man mit einem Kind reden. Schon vor dem Zwischenfall, der Magreth zerstörte, war er nicht viel aufgeweckter. Wenn du weißt, wie Cayal unsterblich gemacht wurde, hältst du meine Schwester vermutlich für ein Ungeheuer, aber ich frage mich manchmal, ob ihre Methode nicht vielleicht sogar der weniger grausame Weg war, um unsterblich gemacht zu werden. Diala verführte und peinigte die Männer, die sie unsterblich machte, aber alle hatten die Wahl, selbst wenn ihnen nicht vollkommen klar war, wofür sie sich entschieden hatten. Pellys hingegen entstand durch einen Unfall. Zumindest haben wir immer angenommen, dass es so war. Er überlebte das Feuer, bei dem das Bordell niederbrannte, in dem Syrolee gearbeitet hat.
    Die Gezeiten sind ebenso gleichgültig wie erbarmungslos. Keiner von uns wurde wegen seiner noblen Gesinnung auserwählt, fürchte ich.
    Pellys war vollkommen aus dem Häuschen, als er Cayal sah. Er hatte – mit Unterbrechungen – jahrelang im Tempel herumgelungert und darauf gewartet, dass Syrolee ihn zu sich rief. Natürlich tat sie das nie. Sie hatte Engarhod, den Kapitän zur See, Pellys, dem schwachsinnigen Bordellrausschmeißer, bereits mehr als tausend Jahre vorgezogen, und in der Zwischenzeit war nichts passiert, was ihre Meinung hätte ändern können. Ich glaube, sie hätte sich Engarhod binnen eines Wimpernschlags vom Hals geschafft, wenn Lukys mit ihr etwas hätte anfangen wollen. Er ist schließlich ein mächtiger Gezeitenfürst, und Syrolee liebt die Macht mehr als das Leben. Aber Lukys hielt sie, schon bevor sie unsterblich wurde, für eine strohdumme lästige Hure, und ich bin mir ziemlich sicher, dass weder die Unsterblichkeit noch die dazwischenliegenden tausend Jahre ihn veranlasst haben, sein Urteil zu überdenken.
    Aber ich schweife ab. Ich sprach von Pellys und wie froh er war, Cayal zu sehen.
    Cayal schmunzelte, als er den Haufen toter Fische auf dem Boden neben dem Bassin liegen sah und wie vertieft Pellys in sein Spiel war. »Ich hoffe, du hast vor, Arryls Brunnen wieder aufzufüllen, wenn du alle Fische getötet hast.«
    Ich weiß nicht genau warum, aber Cayal schien immer endlos Geduld zu haben, wenn es um Pellys ging. Vielleicht glaube ich deswegen, dass er trotz all der Dinge, die er getan hat, im Grunde ein anständiger Mensch ist, wenn auch ein etwas verwirrter und bisweilen außerordentlich gefährlicher und schwieriger Mensch.
    Pellys sah von seinem Spiel auf, ließ den gerade gefangenen Fisch wieder fallen – glücklicherweise zurück ins Bassin – und sprang auf, um Cayal zu umarmen.
    Dann brach er in Tränen aus.
    Cayal erwiderte die Umarmung etwas unsicher, als Pellys zu weinen anfing, und warf mir über seine Schulter

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