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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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… ich habe bloß die Gezeiten berührt und gemacht, dass sie weggehen.«
    Gezeiten, heute klingt es so banal und harmlos. Ich habe gemacht, dass sie weggehen.
    Wir wussten es da noch nicht mit Sicherheit, aber das war der erste Hinweis auf die Zerstörung von Euland und das Schicksal der Tausende von Leuten, die auf der Insel zuhause gewesen waren.
    Er hatte nicht nur dafür gesorgt, dass sie weggingen. Pellys hatte Euland vom Antlitz Amyranthas gewischt.
    Ich musste weg. Ich konnte es nicht mal’ ertragen, ihn anzusehen, ganz zu schweigen davon, mir vorzustellen, was er getan hatte. Ich hatte noch immer nicht die todbringende Verwüstung verarbeitet, die Tryan und Cayal in Kordanien entfesselt hatten, und das lag schon einige Jahrhunderte zurück. Ich überließ es Cayal, Pellys gut zuzureden, um den Rest der Geschichte zu hören. Ich fühlte mich durch und durch elend und ging zurück in den Tempel.
    In diesem Augenblick war ich selbst in Versuchung, die Ewige Flamme zu löschen.
    Cayal fand mich später, wie ich vor der Ewigen Flamme kniete und um Hilfe und Führung betete. Ich weiß nicht, warum ich das tat. Es ist nicht so, als hätten die Gezeiten jemals geantwortet oder irgendeine andere Art der Erleuchtung angeboten …
    Jedenfalls war es schon dunkel, als Cayal mich fand. Ich weiß nicht genau, was Pellys inzwischen machte, aber Cayal war allein und wirkte beunruhigt, als er sich neben mich auf die marmornen Fliesen setzte.
    »Hilft es?«
    »Hilft was?«
    »Beten.«
    »Manchmal«, sagte ich. »Wie geht es Pellys?«
    »Er will, dass ich ihn töte.«
    Ich wandte mich Cayal zu und fragte mich, ob er zu scherzen versuchte. »Was?«
    »Er will, dass ich ihn töte.«
    »Aber … er ist unsterblich …«
    »Er will, dass ich ihm den Kopf abschlage«, erklärte Cayal. »Wenn ich das tue, wächst sein Kopf wahrscheinlich ohne all die Erinnerungen nach, die ihn so belasten. Weiße Weste, reines Gemüt … selbst, wenn er nicht sterben kann, ist es genauso gut wie neu geboren zu werden, nehme ich an.« Er schien den Vorschlag ziemlich ernst zu nehmen und war darüber nicht annähernd so bestürzt wie ich.
    »Du denkst doch nicht etwa ernsthaft darüber nach, dich darauf einzulassen, oder doch?«
    »Warum nicht?«, fragte er zurück und zuckte die Achseln. »Wenn Pellys seine Erinnerungen verliert, hört er auf, nach Syrolee zu schmachten. Das wird ihn auch davon abhalten, weitere Frauen zu ermorden. Oder Dörfer voller Unschuldiger auszulöschen. Oder besser gesagt ganze Inseln voller Unschuldiger.«
    »Glaubst du wirklich, er hat Euland vernichtet?«
    Im Tempel war es dunkel. Cayals Gesichtsausdruck war lediglich durch das flackernde Licht der Ewigen Flamme zu erkennen. »Warum nicht? Tryan und ich haben Kordanien zerstört, ohne überhaupt die Absicht zu haben. Es ist nicht allzu schwer, wenn man genügend Kraft bündeln kann.«
    Es jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken, ihn so beiläufig über die Vernichtung seiner Heimat reden zu hören. Aber ich war nicht so dumm, diese spezielle Leidensgeschichte wieder aufzuwühlen. »Wir sollten jemanden hinschicken, um es zu überprüfen.«
    »Zu welchem Zweck? Es ist entweder verschwunden oder nicht. Niemand von uns kann daran jetzt noch etwas ändern.« Sein Pragmatismus war beunruhigend. Es machte mich bereits krank, wenn ich nur daran dachte, was Pellys angerichtet haben mochte. Cayal hingegen schien es völlig zu akzeptieren.
    »Du sprichst davon, als wäre Euland nichts weiter als eine leblose Landmasse. Dort haben fast zwanzigtausend Menschen gelebt, Cayal.«
    »Meinst du, ich sollte es tun?«
    Ich brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen, dass er nicht davon sprach, Euland aufzusuchen, sondern über Pellys' Wunsch, enthauptet zu werden. »Pellys ist verzweifelt und todunglücklich, Cayal. Warum willst du dich auf so etwas Schlimmes einlassen?«
    »Vielleicht will ich wissen, ob es funktioniert.«
    »Warum?«, fragte ich. »Glaubst du, es kommt einmal eine Zeit, wo du … wie hast du es genannt … neu geboren werden willst?«
    Er lächelte. »Man kann niemals zu viel Wissen haben, Arryl. Das hat Lukys immer schon gesagt.«
    Ich fand nichts an dieser Sache amüsant. »Das bedeutet nicht, du sollst einem Mann, der dich für seinen Freund hält, den Kopf abschlagen, Cayal, bloß damit du deine morbide Neugier befriedigen kannst.«
    »Nicht einmal, wenn es bedeutet, die Qualen eines Freundes zu beenden?«
    Es ist schwer, sich gegen eine solche Logik zu

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