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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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behaupten. Und mir wurde klar, dass Cayals Entschluss bereits feststand. »Dann wirst du es also tun, richtig?«
    »Vielleicht …«
    »Lüg mich nicht an.«
    »Also gut, dann eben ja, ich denke darüber nach. Aber warum siehst du mich so an? Gezeiten, du hast ihn doch gesehen, Arryl. Wenn er nicht ganze Länder voller argloser Sterblicher zerstört, schmachtet er Syrolee nach oder sucht nach einem Ersatz für sie, oder er drückt sich hier herum und tötet deine Zierfische nur zum Vergnügen. Wäre es denn so grausam, ihm einen Neuanfang zu ermöglichen? Eine Chance, ohne die Altlasten aus der Vergangenheit noch einmal von vorne zu beginnen?« Er erhob sich und bot mir seine Hand, und ich ließ mir von ihm aufhelfen. »Ich will ihm doch nicht wehtun, Arryl, ganz im Gegenteil. Es wäre vermutlich der größte Gefallen, den ein Freund einem anderen Freund erweisen könnte.«
    »Es wird nicht funktionieren«, sagte ich warnend.
    »Und wenn doch?«
    Ich zögerte kurz und empfand die Versuchung der Aussicht auf einen Neuanfang. Ich wollte nicht sterben und hatte auch nicht den Wunsch, meine Vergangenheit zu vergessen – das habe ich bis heute nicht –, aber die Idee hat etwas schrecklich Verführerisches, diese Vorstellung, dass es einen Ausweg gibt, wenn es zum Schlimmsten kommt.
    »Du musst es schnell tun.«
    »Ich weiß.«
    Ich versuchte, etwas aus seinem Gesicht herauszulesen, aber in der Dunkelheit konnte ich nichts erkennen als die Sorge um Pellys' Qualen und die Hoffnung, er könnte in der Lage sein, ihn davon zu erlösen.
    Gezeiten, es sind immer die mit den besten Absichten, die uns ins Verderben führen.
    »Den anderen wird das nicht gefallen.«
    »Ich werde ihnen nichts sagen, wenn du nichts sagt.« Er lächelte mir aufmunternd zu. »Das bleibt nur zwischen uns dreien. Der Rest unserer unsterblichen Brüder und Schwestern braucht davon gar nichts zu erfahren.«
    Im Nachhinein möchte ich gern glauben, dass er einfach überzeugend klang, aber die Wahrheit ist, ich wollte ihm glauben. Ich wusste, was für Qualen Pellys litt, und die Vorstellung, ihn davon zu erlösen, ließ auch mich glauben, es gelte, etwas Gutes zu tun.
    Also erklärte ich mich mit Pellys’ abstrusem Ersuchen einverstanden, und bereits am darauf folgenden Tag – bevor irgendjemand von uns noch einmal darüber nachdenken konnte – nahm Cayal eine Axt, und mit Pellys’ eifriger Teilnahme schlug er ihm mit einem einzigen kraftvollen Hieb den Kopf von den Schultern.
    Unmittelbar danach begann die Erde zu beben. Als Pellys’ abgetrennter Kopf über die Terrasse rollte, konnten wir fühlen, wie die Gezeiten aufwallten. Ich glaube, uns beiden kam in dem Augenblick der Gedanke, dass Pellys’ Körper sich nicht einfach nur magisch regenerieren würde – ohne ein steuerndes Zentrum zog sein Körper willkürlich die Kräfte der kosmischen Flut an sich. Es gab keinerlei Beschränkung, nichts, was die mächtige Woge abmilderte. Ich spürte, wie Cayal versuchte, der Gewalt entgegenzuwirken, aber ein geistig gesunder Gezeitenfürst kann nicht willentlich eine so geballte Kraft an sich ziehen. Es gab keinen Schwerpunkt, keinen Mittelpunkt, den er packen konnte, und es gab keine Möglichkeit, Pellys aufzuhalten. Binnen weniger Augenblicke bebte die Erde so stark, dass wir nicht länger stehen konnten. Ich hörte ein Krachen und begriff, dass der Tempel am Einstürzen war. Der Wasserfall neben der Terrasse hatte angefangen zu kochen. Wolken bildeten sich unnatürlich schnell am Himmel, als er unbewusst das Wetter beeinflusste. In der Ferne fing ein seit langem inaktiver Vulkan an, zu knarren und zu ächzen, als Pellys ihn, ohne es zu wissen, aus seinem Schlummer erweckte …
    Gezeiten, jetzt noch schaudert es mich, wenn ich daran zurückdenke. Es dauerte nicht einmal einen Tag, bis sein Kopf wieder nachgewachsen war, und er wusste überhaupt nichts mehr, als der Wachstumsprozess abgeschlossen war – nicht einmal mehr, wie man sprach.
    Als Cayal ihm verständlich machen konnte, dass er mit dem, was er tat, aufhören musste, existierte Magreth nicht mehr.
    Unsere guten Absichten hatten das ganze Land zerstört, und die Folgen stürzten Amyrantha in Anarchie. Die zwanzigtausend Menschen, die Pellys auf Euland vernichtet hatte, nahmen sich im Vergleich dazu beinahe harmlos aus.
    Wir hätten nie gedacht, wozu ein nachwachsendes Bewusstsein, gelöscht, leer und in der Lage, auf die kosmische Flut zuzugreifen, imstande ist. Weder Cayal noch ich hatten

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