Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
rieche nämlich drei von euch.«
Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, konnte er es auch spüren – eine Wallung in den Gezeiten zeigte an, dass sich noch ein Unsterblicher näherte. Dies war jedoch anders als alles, was er bei Arryl, Medwen oder Ambria gefühlt hatte. Dies war kein leichtes Kräuseln der Gezeiten, es war deutlich ungestümer, viel machtvoller.
Arryl musste es auch gespürt haben, fast gleichzeitig mit Declan. Sie blickte unvermittelt auf, verließ hastig die Veranda und marschierte Richtung Anlieger, viel erfahrener als Declan im Orten der Richtung, aus der die Bewegung kam.
Arkady und Azquil folgten ihr. Arkady, die nichts von dem näher kommenden Unsterblichen spürte, sah eher neugierig als besorgt aus, als sie auf dem kleinen Holzanlieger neben Arryl stehen blieb, um den Neuankömmling zu erwarten. Azquil hingegen hatte dieselbe wachsame Haltung eingenommen wie Tiji – eine Kombination aus absoluter Reglosigkeit und Bereitschaft zu panischer Flucht.
»Wer ist es?«, fragte Declan, der sich fragte, ob Tiji in den Feuchtgebieten wohl noch anderen Unsterblichen begegnet war.
»Ich weiß es nicht.«
Das beunruhigte Declan. Er hatte sich monatelang etwas vorgemacht, hatte sich eingeredet, er brauchte sich nur bedeckt zu halten und könnte so unbemerkt die Ewigkeit überstehen, ohne je einem anderen Unsterblichen zu begegnen. Aber da hatte er sich gründlich getäuscht, und dies erinnerte ihn daran, wie sehr er sich getäuscht hatte.
Gezeiten, es ist fast, als ob wir einander magnetisch anziehen …
Das Boot, das Arryl offensichtlich erwartete, tauchte kurz darauf aus dem Nebel auf. Zwei Amphiden, die in dem trüben Wasser kaum auszumachen waren, zogen es Richtung Anlieger. Als es sich näherte, erhob sich eine einzelne Person und sprang behände auf den Steg, ohne zu warten, bis das Boot vertäut war.
Obwohl er zu weit weg stand, um zu hören, was gesagt wurde, gefror Declan bei seinem Anblick das Blut in den Adern.
Er erkannte ihn auf Anhieb. Das war nicht einfach bloß irgendein Unsterblicher, der seine Schwestern in den Feuchtgebieten von Senestra besuchen kam. Er ging zielstrebig an Arryl vorbei, sagte etwas, das Declan nicht verstehen konnte, und blieb vor Arkady stehen.
Hätte Declan noch irgendwelche Zweifel an der Identität des Besuchers gehabt, so wären sie spätestens verflogen, als der Mann nur ein paar Worte mit Arkady wechselte und sie dann in seine Arme zog, um sie zu küssen wie ein heimgekehrter Geliebter.
Es war Cayal, der Unsterbliche Prinz.
41
»Und, ist Desean schon tot?« Jaxyn drehte sich um und sah Königin Kylia ins Gesicht. Er $ war überrascht, dass sie etwas so Gefährliches laut fragte, wo jeder sie hätte belauschen können. Glücklicherweise war der Korridor des Palastes von Herino menschenleer und das entfernte Rumpeln eines weiteren Gewitters das Einzige, was sie hätte stören können.
Das Verhältnis zwischen Jaxyn und Diala war angespannt, seit er Lyna als seine Verlobte vorgestellt hatte. Er verpasste ihr einen weiteren Dämpfer, als er sich obendrein weigerte, seinen nächsten Schachzug zu erklären: Kaum dass er bekannt gegeben hatte, dass er seine Cousine heiraten würde, ließ er sie gleich wieder nach Torlenien abreisen, angeblich auf Einkaufstour. Natürlich war Diala zu sehr darauf bedacht, sich keine Blöße zu geben, um ihn geradeheraus zu fragen. Aber es verschaffte Jaxyn eine tröstliche Befriedigung, dass es Diala insgeheim wahnsinnig machte, nicht zu wissen, was Jaxyn und Lyna im Schilde führten.
»Ihr seid nicht sehr bewandert in diskreter Raffinesse, Euer Majestät, oder?«
Diala lächelte und sah sich um. »Außer uns Unsterblichen ist niemand hier.«
»Das hoffst du.« Er machte einen Schritt auf sie zu und wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, sie loszuwerden. Es frustrierte ihn über alle Maßen, dass ihm dazu keine Lösung einfiel. Bis es so weit war, musste er so tun, als sei sie weiterhin Teil seiner Pläne. Doch die Gezeiten stiegen nun täglich ein kleines Stückchen höher. Schon bald würde der Tag kommen, an dem er diese Spielchen mit ihr nicht länger nötig hatte. »Wie es scheint, hat Elyssa Cecil für sich beansprucht, nicht Tryan.«
»Und sie hat als Erstes jeden Befehl widerrufen, den du diesem elenden Vieh gegeben hast, ja? Gezeiten, Jaxyn, ich verstehe nicht, dass du das nicht hast kommen sehen.«
»Es bestand durchaus die Chance, dass sie das nicht tut. Oder dass Tryan die Caniden nimmt. Gezeiten,
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