Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
sie hätten auch in Engarhods Diensten landen können.«
»Diese Chance war verschwindend gering.«
»Ich weiß noch nicht mit Sicherheit, ob sie meine Befehle widerrufen hat.« Er zuckte die Achseln. »Aber um auf Nummer sicher zu gehen, arrangiere ich das Attentat auf konventionelle Art. Das dauert zwar ein bisschen länger, aber er wird bald genug tot sein.«
»Also hast du ein perfektes Paar Zuchtcaniden für nichts und wieder nichts weggegeben?«
»Vielleicht nicht. Vergiss nicht, sie waren ein Geschenk von Tilly Ponting. Die durchtriebene alte Schachtel ist nicht halb so dumm, wie sie tut. Ich bin nicht allzu traurig, Geschenke von ihr loszuwerden.«
»Sie waren aber kein Geschenk an dich«, gab Diala schmollend zu bedenken. »Sie waren für mich und Mathu gedacht.«
»Dann habe ich dir höchstwahrscheinlich einen Gefallen getan. War sonst noch etwas? Ich habe zu arbeiten, musst du wissen.«
»Wie fleißig du in letzter Zeit immer bist.« Diala lächelte herablassend. »Ich finde dein Pflichtbewusstsein ziemlich erstaunlich, um ehrlich zu sein. Mathu und ich können dir gar nicht genug danken, dass du so hart arbeitest, um Glaeba für uns zu hüten.«
Es kommt der Tag, an dem du dumme, oberflächliche kleine Schlampe bereuen wirst, mich wie deinen Lakai behandelt zu haben.
»Ich lebe, um zu dienen, Euer Majestät«, sagte er mit einer höhnischen Verbeugung und bemühte sich gar nicht erst, die Verachtung in seiner Stimme zu kaschieren. »Und nun – sofern du mir nicht berichten wolltest, dass die Caelaner in Kampfformation über den Unteren Oran segeln, musst du mich entschuldigen, ich habe zu tun.«
»Hmm … was das betrifft«, sagte Diala, »du scheinst keine großen Anstrengungen darauf zu verwenden, uns auf den Krieg vorzubereiten. Ich meine, sollten wir nicht die Flotte zusammenziehen oder so etwas in der Art?«
»Ich habe alles unter Kontrolle.«
»Das sagst du«, entgegnete sie.
»Ich habe alles unter Kontrolle«, wiederholte er. »Wenn die Zeit zum Angriff gekommen ist, werden wir haben, was wir brauchen, und zwar da, wo wir es brauchen.«
»Dann greifen wir also Caelum an und warten nicht, bis sie uns angreifen?«
»Wir werden tun, was nötig ist.«
»Das ist keine Antwort.«
»Das ist aber alles, was du von mir bekommst, meine Liebe. Du kannst also genauso gut aufhören, mir Fragen zu stellen.« Damit drehte er sich um und ging in Richtung der Amtsstube des königlichen Sekretärs davon, ohne ihre Erwiderung abzuwarten.
Fleck erwartete ihn bereits, als er sein Amtszimmer betrat. Der Canide hatte die Post sortiert und zur Durchsicht für seine Lordschaft bereitgelegt. Dies war der Teil seiner Pflichten, den Jaxyn am meisten verabscheute. Es war zugleich der Teil seiner Pflichten, den zu vernachlässigen er nicht riskieren konnte. Man erfuhr eine ganze Menge darüber, wie es um einen Staat stand, wenn man die tägliche Korrespondenz des Königs durchsah.
»Gezeiten, wie viel davon gibt es denn noch?«
»Diesen Stapel hier, Lord Aranville«, erwiderte sein Sekretär und deutete auf einen deprimierend großen Stoß von Schriftstücken auf Jaxyns Schreibtisch. »Und hier habe ich die neuesten Meldungen aus Lebec.«
Jaxyn seufzte schwer und nahm an dem Schreibtisch Platz. Als er die Aufgaben des königlichen Sekretärs übernahm, gab ihm das fast uneingeschränkte Macht, im Namen des Königs zu handeln, aber er hatte nicht damit gerechnet, wie umfangreich der Arbeitsaufwand sein würde. Da er auch noch die Verantwortung für das Fürstentum Lebec hatte, saß er oft von Tagesanbruch bis beinahe Mitternacht an seinem Schreibtisch. Das ärgerte ihn maßlos, und was es noch schlimmer machte: Die einzige Person, der er etwas von seiner Last hätte aufbürden können, war zu sehr damit beschäftigt, Königin zu spielen, um ihn zu unterstützen.
Jaxyn würde sich daran erinnern, wenn seine Zeit kam. Wenn Diala glaubte, er würde lammfromm zusehen, wie sie faul im Palast herumscharwenzelte und sich die Zeit vertrieb, indem sie Crasii schikanierte und sich von Mathu anhimmeln ließ, war sie auf dem Holzweg.
»Ist nichts von meiner Verlobten dabei?«
Jaxyn brannte darauf, dass Lyna zurückkam. Selbst wenn sie Arkady nicht gefunden hatte, könnte sie immerhin als Rivalin für Diala dafür sorgen, dass die mal aus ihrer Trägheit erwachte. Es wäre auch gut, eine Person seines Vertrauens hier zu haben, um ihr einige der heikleren Angelegenheiten zu übertragen, mit denen man nun einmal zu tun
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