Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
gedacht. Ich meine, wenn Lukys einen Weg gefunden hat, Unsterbliche zu töten, warum sich auf den beschränken, der sterben will? Warum nicht gleich noch ein paar von euch loswerden, wenn man schon dabei ist?« Sie füllte heißes Wasser in die Kanne, stellte den Kessel mit einem dumpfen Knall wieder auf den Herd und kam zurück an den Tisch.
Cayal schüttelte den Kopf. »Das ist Wahnsinn. Lukys würde nie …« Er hielt inne und sah kurz Arryl an. »Oder vielleicht doch, wenn ich so darüber nachdenke.« Der unsterbliche Prinz zuckte unberührt die Achseln. »Und was wäre schon dabei, wenn Lukys tatsächlich vorhat, Kentravyon umzubringen? Schließlich hätte jeder von uns – einschließlich deiner, Arryl – diesen Verrückten gern seit Jahrhunderten aus dem Verkehr gezogen, wenn es nur möglich gewesen wäre.«
Ohne hinzusehen, nahm Arryl die Tasse mit dampfendem Tee entgegen, die Arkady ihr eingoss. »Wenn du sterben kannst, Cayal, können wir es alle.«
»Was bedeutet, ihr seid nicht länger unsterblich«, fügte Declan hinzu. »Besser noch, ich bin nicht unsterblich.«
Das schien Cayal zu belustigen. »Es klingt so beglückt, wie du das sagst. Dafür könnte ich dich beinahe gernhaben, Hawkes.«
»Wie interessant«, gab Declan zurück. »Mir fällt nämlich absolut nichts ein, was du sagen könntest, damit ich dich gernhabe.«
»Genug!«, fauchte Arryl ungeduldig. Arkady reichte Declan und Cayal ihren Tee. Egal, ob sie ihn überhaupt noch wollten, wenigstens hatte sie so für ein Weilchen eine sinnvolle Beschäftigung gehabt.
Cayal überging Declans Bemerkung, ihm war es entschieden wichtiger, Arryl zum Mitmachen zu überreden. »Also, was ist? Bist du dabei?«
»Ob ich mit nach Jelidien komme und dir beim Sterben helfe? Auf keinen Fall.«
»Ich brauche deine Hilfe, Arryl.«
»Und ich habe dir oft geholfen, Cayal«, erinnerte sie ihn. »Immer wieder. Seit Tausenden von Jahren helfe ich dir schon. Aber das jetzt ist zu viel verlangt. Die kosmische Flut kehrt zurück. Du kannst nicht erwarten, dass ich die Leute verlasse, die uns seit fast tausend Jahren beherbergen und schützen -jetzt, wo sie unsere Hilfe mehr benötigen denn je.«
»Aber wir brauchen jedes bisschen Gezeitenmagie, das wir nur lenken können, um es zustande zu bringen.«
»Dann überrede doch deinen neuen Freund hier zum Mitkommen«, Arryl zeigte auf Declan. »Er kann die Gezeiten besser lenken als Medwen, Ambria und ich zusammen. Und ich habe das Gefühl, er wäre ganz erbaut darüber, dich sterben zu sehen.«
»Mich interessiert mehr deine Behauptung, du wüsstest, wer mein Vater ist«, sagte Declan. Aber sein Ton ließ ahnen, dass Arryl recht hatte und er mit Freuden jedes Vorhaben unterstützen würde, das dem unsterblichen Prinzen ein Ende machte.
Cayal zuckte die Achseln, als bedeutete ihm die Frage wenig oder gar nichts. »Es ist wahrscheinlich Lukys«, sagte er.
»Woher willst du das wissen?«
»Er hat seiner Frau erzählt, er habe einen Sohn in Glaeba. Wenn es stimmt, was du sagst, und du mit Maralyce verwandt bist, ist es naheliegend, dass er dich meinte. Allerdings erklärt das nicht, wie du es geschafft hast, unsterblich zu werden.«
»Er ist in ein Feuer geraten«, sagte Arkady, als Declan nicht zu einer Antwort geneigt schien. »Es geschah ohne Absicht.«
»Die Ewige Flamme existiert schon lange nicht mehr.«
»Wie Declan berichtet, behauptet Maralyce, dass es nie eine Ewige Flamme gegeben hat. Sie sagt, das haben sie nur verbreitet, um eure Anzahl überschaubar zu halten«, fügte sie hinzu.
Cayal starrte Declan verblüfft an. »Im Ernst?«
Declan zuckte die Achseln. »Das hat sie mir erzählt. Ich habe keine Ahnung, ob es wahr ist oder nicht.«
»Tja, ich schätze, du kannst Lukys fragen, wenn du ihn siehst.«
»Ich gehe nicht mit dir nach Jelidien zu Lukys.«
Cayal warf Declan einen verwunderten Blick zu. »Warum nicht?«
»Ich habe nicht den leisesten Wunsch, ihn kennen zu lernen. Genauso wenig, wie dir zu helfen oder mit irgendwelchen anderen Unsterblichen zu tun zu haben.«
»Aber er ist dein Vater.«
»Du glaubst, er ist mein Vater, Cayal«, sagte Declan und erhob sich. »Und selbst wenn er es ist, habe ich kein Verlangen, ihn kennen zu lernen.« Er sah in die Runde, und sein angewiderter Blick galt ebenso Arkady wie den beiden Unsterblichen. »Die Gezeiten sollen euch holen und eure Pläne und Spielchen gleich mit. Ich will nichts damit zu tun haben.«
Declan verließ die Küche, die anderen
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