Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
falsch sein können.«
Stellan gab sich den Anschein, angestrengt darüber nachzudenken, dann sah er auf und lächelte, als hätte er einen genialen Geistesblitz gehabt. »Was, wenn die Informationen von mir kämen?«
»Wie das?«
»Angenommen … ich weiß nicht … wenn Ihr mir nicht trauen würdet … oder vielleicht kann man Jaxyn davon überzeugen, dass Ihr Eurem Bruder nicht traut? Ich möchte natürlich keinesfalls andeuten, dass es wirklich so ist, Mylady, aber lasst uns mal für einen Augenblick so tun … angenommen, Ihr stellt Cecil in meine Dienste? Und angenommen, Ihr würdet ihm erlauben, Nachricht nach Glaeba zu senden? Jaxyn würde davon ausgehen, dass Eure Gründe für ein solches Verhalten gar nichts mit ihm zu tun haben, und Ihr könntet dann Cecil auftragen, Jaxyn zu berichten, was immer Ihr wollt. Gezeiten, Ihr könntet ihm mühelos falsche Truppenstärken unterschieben, unzutreffende Marschrouten, trügerische Zeitangaben …« Er brach ab, zeigte sich beschämt, wie sehr seine Begeisterung mit ihm durchgegangen war, und lehnte sich zurück. »Verzeiht mir, Mylady … es ist ein törichter Plan. Ein solches Manöver wasserdicht aufzubauen würde Jahre dauern, und es ist unwahrscheinlich, dass Jaxyn darauf hereinfällt. Vergebt mir. Mein Verlangen, diesen Mann zu Fall zu bringen, überwältigt mich hin und wieder.«
Elyssa lächelte, doch ihre Miene war nachdenklich. »Das ist schon in Ordnung, Euer Gnaden. Ich kann verstehen, wie gern Ihr mit jemandem abrechnen wollt, der Euch so verabscheuungswürdig hintergangen hat.«
»Er hat nicht mich hintergangen, Mylady, sondern Glaeba.«
»Dennoch hat Euer Plan gewisse Vorzüge. Und ich verstehe durchaus, was für einen Vorteil es hätte, bei den Treffen zwischen Euch und meinem Bruder einen Spion zu haben.« Elyssa lachte auf, ein erzwungenes, albernes Lachen, dass ebenso falsch klang, wie es aufschlussreich war. »Ich meine, ich verstehe, dass Jaxyn es für einen Vorteil halten würde, bei den Treffen zwischen Euch und meinem Bruder einen Spion zu haben.«
»Gewiss, Mylady. Ich hätte nie angenommen, dass Ihr etwas anderes gemeint habt.«
Elyssa lächelte strahlend und nahm ihn offensichtlich beim Wort. »Wollen wir dann jetzt die Nachspeise zu uns nehmen? Dieses ganze Gerede über Krieg und Spione hat mir Appetit gemacht.«
»Sehr gern.«
Elyssa blickte zur Tür, wo Warlock das ganze Gespräch hindurch gestanden hatte, ohne einen Muskel zu rühren.
Gezeiten, dieses Wesen hat viel mehr Courage als ich, dachte Stellan.
»Cecil! Du kannst jetzt die Nachspeise bringen.«
Der Canide verbeugte sich und trat an den Tisch, der Inbegriff fügsamer Ergebenheit. Erst als er sich Stellan zuwandte, um ihm die Platte mit delikaten Gebäckstückchen darzubieten, die die Gastgeberin für dieses Mahl geordert hatte, erlaubte sich der Crasii ein fast unmerkliches Nicken der Anerkennung.
Stellan wünschte, er könnte die Zuversicht des großen Caniden teilen. Er hatte zwar Elyssa erfolgreich mit der Idee geimpft, Warlock zu Jaxyns Irreführung einzusetzen, aber sein Abkommen mit Warlock hatte zwei Seiten.
Und Stellan hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er Warlocks Gefährtin und ihre neugeborenen Kinder vor den Gezeitenfürsten retten und sicher nach Glaeba schaffen sollte.
44
Arkady erlebte das erste Aufeinandertreffen von Cayal und Declan als äußerst angespannt, aber außer dass die Gefahr einer Naturkatastrophe etwas nachließ, wurde die Lage nicht wesentlich besser, nachdem man sich ins Haus zurückgezogen hatte.
Azquil und Tiji hatten sich klugerweise rar gemacht und überließen es Cayal, Arryl, Declan und Arkady, eine Lösung zu suchen. Es war schon fortgeschrittener Vormittag, als sie sich um Arryls Küchentisch setzten, dessen Einfachheit nicht recht passend schien, um das Schicksal der Welt zu klären.
Nicht, dass Arkady keine eigenen weltlichen Sorgen hatte. Sie bereute schon, dass sie Cayal erlaubt hatte, sie auf dem Anleger so zu küssen, als er plötzlich auftauchte. Vermutlich hätte sie das nie zugelassen, wenn da nicht dieser Streit mit Declan gewesen wäre. Es gelang ihr auch nicht, sich einzureden, dass nur die Überrumpelung sie dazu gebracht hatte, seinen Kuss so bereitwillig zu erwidern, und nicht ein kindisches Verlangen, es Declan heimzuzahlen. Das Dumme war, selbst wenn sie es getan hatte, um Declan zu ärgern, hatte sie Cayal damit ein klares Signal gegeben, das überhaupt nicht ihren Absichten entsprach. Sie war
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