Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Geschöpfe, was? Kein Wunder, dass ihr ohne den Schutz von Unsterblichen nicht überleben könnt.«
Azquil war nicht bereit, sich zu entschuldigen, nicht einmal einem Gezeitenfürsten gegenüber. »Sie hat genauso bereitwillig Gift verteilt wie der Doktor, Mylord. Sie hatte das gleiche Schicksal verdient.«
Der unsterbliche Prinz schüttelte den Kopf, drehte sich zu Arkady und war offensichtlich belustigt. »Du hast dich ganz schön weit davon entfernt, eine Fürstin zu sein, was?«
Arkady überging die Bemerkung. »Was tun wir also wegen des Brandmals?«
Arryl zuckte die Achseln. »Ich nehme an, wir können dir eines aufmalen, das oberflächlicher Begutachtung standhält.«
»Es sei denn, du möchtest der Glaubwürdigkeit halber noch einmal gebrandmarkt werden«, fügte Cayal hinzu.
»Nein danke.«
»Dann ist es abgemacht«, verkündete Cayal und erhob sich. »Arkady geht zurück nach Wasserscheid, um auf die Händlergilde zu warten oder auf die Ärztegilde, oder welche verdammte Gilde auch immer, beschließt, sich darum zu kümmern. Ihr zwei könnt sie begleiten«, sagte er zu Azquil und Tiji. »Ihr könnt eine Nachricht schicken, sobald sie eintreffen. Und vielleicht könnt ihr ja auch eure Cousins im Dorf davon abhalten, sie ein zweites Mal zu verschnüren.«
»Was ist mit mir?« Ein wenig beklommen fragte sich Declan, was sich der unsterbliche Prinz wohl für ihn ausgedacht hatte.
»Du und ich verbringen die verbleibende kurze Zeit, bevor die Hölle losbricht, damit, dass ich dir etwas Kontrolle beibringe. Jeder Angriff auf die Feuchtgebiete wird unweigerlich über das Wasser erfolgen. Ich zeige dir, wie du die Gezeiten einsetzt, um ein Boot zu versenken.«
»Ohne dabei den Amphiden, die es ziehen, ein Leid zuzufügen«, mahnte Arryl.
Cayal seufzte. »Wenn du darauf bestehst.«
»Das tue ich, Cayal.«
»Arryl, du bist einfach viel zu nett, um unsterblich zu sein.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, wandte Cayal sich wieder Declan zu. »Ganz anders als unser Erster Spion hier. Wenn man dem Ruf Glauben schenken darf, den er im Rückfälligentrakt genießt, dann hat er genug von einem Berserker in sich, um perfekt zum Rudel zu passen.«
»Cayal, bitte …«, sagte Arkady. Aber Declan war nicht ganz klar, ob sie ihm zuliebe einschritt oder andere Gründe hatte, den unsterblichen Prinzen zur Mäßigung anzuhalten.
Gezeiten, warum tue ich das?, dachte Declan. Das ist doch Irrsinn.
Er schaute zu Arkady hinüber, doch die sah Cayal an. Es schien fast, als wiche sie seinem Blick absichtlich aus. Was spielst du für ein Spiel, Arkady? Sie führte sich auf, als wäre der unsterbliche Prinz ihr verloren geglaubter Liebhaber, aber zugleich ermunterte sie ihn, Cayal zu begleiten, um hinter das Geheimnis zu kommen, wie man einen Unsterblichen tötete.
Declan wünschte, er könnte mit Sicherheit sagen, ob sie sich so verhielt, weil sie wirklich das Ende der Gezeitenfürsten herbeisehnte. Oder ging es ihr vielleicht nur um das Ende eines bestimmten Unsterblichen?
Und wenn sie tatsächlich auf Letzteres aus war, welcher Unsterbliche war es dann wohl, dem sie den Tod wünschte? Jaxyn vielleicht? Immerhin verfolgte er sie immer noch. Oder Diala? Sie hatte Arkady und Stellan zum Narren gehalten, indem sie sich als Nichte ihres Gemahls ausgab. Oder womöglich Kinta, die Frau, die sie zu Brynden geschickt hatte? Oder Brynden selbst, der sie wie ein Stück Fleisch an einen torlenischen Sklavenhändler verkauft hatte? War es Cayal? Der Unsterbliche, der sie verführt und dann fallen gelassen hatte und durch dessen Leichtsinn sie überhaupt in die Sklaverei verkauft worden war?
Oder war er es selbst? Der Freund ihrer Kindheit, den sie geliebt und dem sie vertraut hatte, und der ihre Gunst verschmähte, ohne selbst genau zu wissen, warum?
Er war sicher, dass diese Wunde noch immer sehr frisch war. Genügte ihr das, um ihn zu hassen?
Die Tenatier hatten da so ein Sprichwort, erinnerte sich Declan. Nicht einmal die Gezeiten dämpfen den Zorn einer verschmähten Frau.
Declan hatte das ungute Gefühl, dass er auf die harte Tour herausfinden würde, ob die Tenatier recht hatten oder nicht.
46
»Die ist das Wetter, Cecil?«
»Es ist bewölkt und kalt, Herrin, aber es schneit nicht.« Elyssa sah vom Boden auf, wo sie mit den Kleinen saß. Sie hatte Boots angewiesen, sie in ihre Räumlichkeiten zu bringen, um mit ihnen zu spielen. Etwas, das sie wesentlich häufiger verlangte, als ihm lieb war. Sie tat ihnen nie etwas
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