Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
zuleide. Genau genommen schien sie von den Kleinen sogar aufrichtig entzückt, doch die Begeisterung der Unsterblichen für ihre Kinder trieb Boots in den Wahnsinn. Sie war gezwungen, danebenzusitzen und zuzuschauen, wie Elyssa gurrte und ihre Babys kitzelte und knuddelte. Sie musste sie auch stillen, während Elyssa kritisch zusah und aufpasste, dass jedes seinen gerechten Anteil bekam, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Sie konnte sich nicht einmal ein Knurren oder auch nur ein leises Grollen erlauben, ohne fürchten zu müssen, sich als Ark zu verraten.
»Ich denke, morgen machen wir mal ein Picknick.« Elyssa sah auf Missy herab, die rücklings auf einer Decke lag und mit Armen und Beinen strampelte. Obwohl sie kaum einen Monat alt war, schien sie ihren Kopf immer in Elyssas Richtung zu drehen, wenn diese sprach. »Würdest du gern ein Picknick machen, Misere?«
»Ich bin nicht sicher, ob es das richtige Wetter ist, um mit ihnen nach draußen zu gehen, Herrin«, wandte Boots kleinlaut ein. »Wir möchten doch nicht, dass die Kleinen sich erkälten.«
Warlock hielt besorgt den Atem an. Würde Elyssa Boots’ Einwand als Widerrede auffassen? Glücklicherweise schien sie keinen Anstoß zu nehmen, sie deutete es wohl als mütterliche Sorge und nicht als den Ungehorsam einer Ark.
»Du hast vielleicht recht«, räumte die Unsterbliche ein und lächelte Boots an. »Du bist eine gute Mutter, Tabitha Belle.«
»Ich atme nur, um Euch zu dienen«, erwiderte Boots mit angemessener Ehrehrbietung.
»Dennoch möchte ich etwas überprüfen. Kennst du dich in der Gegend um die Totenklippe aus, Cecil?«
»Nein, Herrin. Ich war noch nie hier in Caelum, bevor ich in Eure Dienste trat.«
»Das macht nichts«, sagte Elyssa, wandte sich Marty zu und kitzelte ihn unterm Kinn. »Ich weiß schon, wo ich hinwill. Und dein Muttertier hat recht, mein Schatz«, säuselte sie an den Kleinen gewandt, den sie Martyrium nannte. »Es ist draußen viel zu kalt für meine Welpen.«
Ein Klopfen an der Tür lenkte Elyssa ab, was ein Glück war, denn Boots fletschte schon die Zähne. Warlock eilte zur Tür und ließ Prinzessin Nyah herein. Elyssa blickte auf, lächelte die kleine Prinzessin an und winkte sie zu sich.
»Nyah! Komm und sag meinen Welpen guten Tag. Sind sie nicht goldig?«
Die kleine Prinzessin tat wie geheißen, kniete sich auf den Fußboden neben sie und lächelte. »Sie sind sehr niedlich, Tante Alyssa«, sagte sie. »Darf ich eins hochheben?«
Elyssa nickte. Nyah griff vorsichtig zu, nahm sich Eli und hielt ihn so zart und behutsam, als wäre er aus Porzellan. Aus seinem friedlichen Schlummer aufgestört, fing der Kleine augenblicklich an zu schreien, wurde aber auf ein scharfes Wort von Elyssa hin sofort still.
»Wie heißen sie denn?«
»Martyrium, Elend und Misere.«
Die kleine Prinzessin runzelte die Stirn. »Das sind ja grauenhafte Namen. Wer hat die denn ausgesucht?«
»Ich war das.«
»Schämt Euch, Tante Alyssa. Ihr hättet Euch ruhig etwas Netteres überlegen können. Sie sind viel zu süß, um mit solch grässlichen Namen gerufen zu werden.«
Hört, hört, dachte Warlock. Warum muss erst ein Menschenkind kommen, um das auszusprechen?
Elyssa schätzte es gar nicht, von einer Elfjährigen gescholten zu werden. Sie starrte die Prinzessin finster an. »Wolltest du etwas Bestimmtes, Nyah?«
»Ich möchte mit Euch über meinen künftigen Ehemann sprechen. Mutter sagte, es liegt in Eurer Obhut, mir einen passenden Gemahl zu suchen.«
»Und das werde ich auch. Wenn es so weit ist.«
»Ich möchte nicht, dass es einer von Lord Tyrones … Freunden ist.«
Elyssa sah sie neugierig an. »Wen meinst du denn?«
»Seine Freunde, Rance und Krydence, die vor Kurzem hier eingetroffen sind. Eure Mutter scheint von ihnen sehr angetan zu sein, und Lord Tyrone hat meiner Mutter erzählt, was für achtbare Ehrenmänner sie sind. Ich glaube, er will mich mit einem von ihnen vermählen.«
Warlock warf Boots rasch einen warnenden Blick zu, da ihr Gesichtsausdruck bei den Worten der kleinen Prinzessin mehr Überraschung verriet, als er sollte.
Sie weiß es, begriff Warlock im selben Augenblick wie seine Gefährtin. Dieses Kind weiß von den Unsterblichen.
Vielleicht war es doch nicht so überraschend. Immerhin war Nyah von Stellan Desean nach Caelum zurückgebracht worden, und der war mittlerweile eindeutig ein Mitglied der Bruderschaft. Hatte die vielleicht bei Nyahs Verschwinden ihre Hände im Spiel gehabt? Und
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