Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Prinzen verbrachte, desto mehr entdeckte er, wie viel er mit ihm gemeinsam hatte, und diese Erkenntnis war etwas mehr, als er gerade vertrug.
»Ah, jetzt kommen wir zum heiklen Teil.«
»Ist es schwierig?«
Cayal zuckte die Achseln. »Es ist … knifflig.«
»Und willst du so die Söldner abfertigen, wenn sie zurückkommen? Indem du ihre Sinne verwirrst?«
Der unsterbliche Prinz nickte. »Das ist der Plan. Falls du bis dahin so weit bist.«
»Wenn es so knifflig ist, warum machen wir es nicht wie bei der ersten Bande?«
»Ich habe dir das doch neulich Nacht schon erklärt. Die Gezeiten stehen noch nicht hoch genug, um die Luft lange genug aus einem größeren Gebiet abzuziehen. Und wie ich schon sagte, wenn du so viel Luft künstlich bewegst, pfuschst du sofort mit dem Wetter herum. Wir lassen hier ein paar hundert senestrische Söldner husten und röcheln, um unseren Standpunkt zu unterstreichen, und ehe du dich’s versiehst, schmilzt Jelidien in die Ozeane, und wir haben Lukys auf den Fersen, weil wir seinen Palast der unmöglichen Träume ruiniert haben.«
»Seinen was?«
»Dein guter alter Papa hat sich einen Eispalast erbaut«, erklärte Cayal mit belustigter Miene. »Pellys hat ihn den Palast der unmöglichen Träume getauft. Ein poetischer, wenn auch etwas lächerlicher Name, der aber hängen geblieben ist. Ich schätze mal, hauptsächlich weil Oritha ihn mag – Gezeiten, sie ist sozusagen deine Stiefmutter. Na, du wirst ihn ja sehen, wenn wir nach Jelidien kommen. Vorausgesetzt, es gibt ihn dann noch.«
Es war Declan unbehaglich, wenn Cayal von Lukys als seinem ›guten alten Papa‹ sprach, einerseits weil Declan nicht wusste, ob er das glauben sollte, und andererseits, weil er fürchtete, dass es wahr sein könnte. »Na schön, also fällt das mit dem Wetter flach. Was schlägst du vor? Dass wir sie alle zum Stolpern bringen?«
Cayal grinste. »Denk doch mal darüber nach, Ratz. Hast du eine Vorstellung davon, was das bedeuten würde?«
Gegen seinen Willen – und trotz Cayals Schmähung – musste Declan lächeln. »Ich schätze, es würde die Invasion ziemlich aufhalten, wenn alle ihre Söldner wie Besoffene durch die Gegend torkeln.«
»So ist’s recht, Ratz«, sagte Cayal und klopfte Declan wie ein stolzer Vater auf die Schulter. »Jetzt denkst du wie ein richtiger Gezeitenfürst. Ein Minimum an Magie für ein Maximum an Wirkung, das ist meine Philosophie.«
Declan starrte ihn an. »Das ist deine Philosophie?«
»Aber sicher doch. Wieso?«
»Warst du nicht der Mann, der ein Land komplett untergehen ließ und ein weiteres halb ersäuft hat, nur um eine kleine Flamme auszupusten? Hast du nicht wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Tryan deine Heimat dem Erdboden gleichgemacht? Wurde nicht das letzte Weltenende ausgelöst, weil du mit Kinta durchgebrannt bist …?«
»Das geht auf Bryndens Konto, nicht auf meins.«
»Trotzdem hast du eine eigenartige Definition von Minimum.«
Das Lächeln verschwand aus Cayals Gesicht. Declan konnte ihn in den Gezeiten spüren, und die zornigen Kräuselungen verrieten viel mehr über Cayals Stimmung als sein äußerlich ruhiges Gebaren, das der unsterbliche Prinz ihrem Handel zuliebe aufrechterhielt, und wohl auch, um Declan am Ball zu halten.
»Wir sprechen uns wieder, wenn du achttausend Jahre alt bist, Ratz. Dann werden wir ja sehen, ob du es besser hingekriegt hast.«
»Wolltest du dann nicht tot sein?«, fragte Declan. Hatte Cayal seinen Plan vergessen, nach Jelidien zu fahren, um – mit Declans Hilfe -zu sterben, oder glaubte er nicht recht daran, dass es klappen würde?
»Nicht, wenn du nicht etwas über die Beherrschung der Gezeiten lernst«, warnte Cayal. »Also pass gut auf, Ratz. Ich werde dir beibringen, wie man die Sinne manipuliert, und du solltest lieber ein guter Schüler sein. Wenn ich durch deine Unfähigkeit meine Chance verpasse, beim höchsten Stand der Flut zu sterben, dann verbringe ich die kommenden tausend Jahre oder so bis zur nächsten kosmischen Flut damit, dich dafür büßen zu lassen.«
57
Azquil meldete sich freiwillig als Wachtposten, um die Rückkehr der Flotte rechtzeitig zu entdecken, und Tiji erbot sich, mit ihm zu gehen. Es war zu anstrengend hier im Häuschen. Der nach Suzerain stinkende und nach Arkady schmachtende Declan, dazu der unsterbliche Prinz, die irritierend sympathische Arryl und dieses erbärmliche Katzenvieh Jojo mit ihrem wachsamen starren Blick -nein, sie war nur froh, wenn sie hier
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