Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
rauskam.
Zum Glück war der beste Aussichtspunkt, um den südlichen Flussarm zu überwachen, der große flache Felsen nahe den heißen Quellen, wo Azquil Tiji zum ersten Mal die Köstlichkeit von Genoamotten gezeigt hatte. Seit ihrer Ankunft hatten sie ziemlich viel Zeit bei den Quellen verbracht und immer wieder versucht, noch eine zu fangen. Sie hatten sich nach diesem ersten Mal natürlich noch öfter geliebt, aber es war doch nie mehr so ganz das Gleiche, und Tiji war begierig darauf, es erneut zu versuchen, mit dem aphrodisierenden Effekt dieser köstlich prickelnden, schmelzenden Flügel auf ihrer Zunge.
Sie hatten Zeit, sich noch ein wenig Spaß zu gönnen. Die Fahrt von der Delta-Siedlung hierher würde ihre Feinde mindestens zwei Tage kosten, und Arryls Einschätzung nach würden sie noch erheblich länger brauchen. Wenn sie Ambria und Medwen nach Port Traeker geschickt hatten, würde das einen weiteren Tag Verzögerung bedeuten. Zudem war sie sicher, dass sie nicht ohne Verstärkung wiederkommen würden, was sogar noch mehr Aufschub bedeutete.
Und es schien, als hätte sie recht. Es war nun schon fast fünf Tage her, seit die Gezeitenfürsten Ulag Pardura und der Gemahlin des Arztes gegenübergetreten waren.
Und vor ein paar Stunden hatte Azquil einen weiteren Falter gefangen.
»Was hast du als Nächstes vor?«, fragte Azquil, als das Hochgefühl nach ihrer im wahrsten Sinne des Wortes beflügelten Vereinigung abgeklungen war. Tiji war in Azquils Arm gekuschelt, den Kopf auf seiner Brust, ihre Haut vom gleichen Ton wie der warme Fels unter ihnen.
Sie bewegte sich schläfrig. »Noch eine Motte fangen.«
»Nicht das, Dummchen«, sagte Azquil. Sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. »Ich meine, wenn Lady Arryl und die Gezeitenfürsten die Feuchtgebiete verteidigt und gesichert haben. Sie gehen weg, weißt du?«
»Gut, dann sind wir sie los«, murmelte Tiji. Sie wünschte, Azquil würde ein romantischeres Thema anschneiden, nachdem er sie gerade geliebt hatte, und nicht die verflixten Suzerain.
»Lady Arryl hat mich gebeten, mit ihr zu gehen.«
Diese Eröffnung brachte Tiji mit einem unsanften Rums zurück in die Wirklichkeit. »Sie hat was?«
»Sie will, dass ich mit ihr nach Jelidien gehe.«
»Wieso?«
»Sie braucht einen Diener, und zwar einen, dem sie vertraut.«
»Dann soll sie doch das vermaledeite Katzenvieh nehmen!«, sagte Tiji und setzte sich abrupt auf. »Die kann eh nicht anders, als dem Befehl der Suzerain zu folgen. Das sollte jedem Unsterblichen an Vertrauen reichen.«
Azquil stützte sich auf seine Ellbogen, um auf ihren unbeugsamen Rücken zu starren. »Eine hörige Crasii kann vom nächstbesten Unsterblichen umgedreht werden. Lady Arryl will mich, weil ich ihr und der Trinität gegenüber loyal bin, und ich bin ein Ark, also kann mich keiner umdrehen.«
»Gezeiten«, grummelte Tiji. »Bist du sicher, dass du kein braver Crasii bist?«
»Wäre ich einer, dann hätte Lady Arryl sich nicht die Mühe gemacht, zu fragen. Ich habe durchaus die Wahl, Tiji.«
»Dann lehn ab.«
»Warum?«, fragte er und setzte sich neben ihr auf. »Das ist eine einmalige Chance – eine Gelegenheit zu reisen, Dinge zu sehen, die ich sonst nie zu Gesicht bekäme …«
Tiji drehte sich um, um ihn anzusehen. »Du reist ganz schön viel«, erinnerte sie ihn. »So hast du mich gefunden, weißt du noch?«
»Und was denkst du wohl, warum ich es war, der dich gefunden hat, und nicht einer der tausend anderen Chamäliden, die in den Feuchtgebieten leben? Weil ich einer der wenigen bin, die ab und zu mal von hier wegwollen. Deswegen hat mich die Bergungstruppe ja angeheuert. Ich gehöre zu den ganz wenigen, die sehen wollen, was die Welt sonst noch zu bieten hat.«
»Fein«, sagte Tiji. »Dann reise. Sieh dir die Welt an. Aber musst du das mit einer Suzerain tun?«
»Ja«, sagte er entschlossen. »Und ich will, dass du mit mir kommst.«
Sie lachte. »Ich? Einer Horde Suzerain bis an den Arsch der Welt folgen, um einem Selbstmörder zuzugucken? Du machst Witze, oder?«
»Ganz und gar nicht. Ich will, dass du mit mir kommst.«
»Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
Tiji sah beiseite. »Ich kann einfach nicht, basta.«
»Ist es wegen Lord Declan? Weil er dich für eine Angehörige seiner eigenen Art verstoßen hat?«
Auch wenn sie nicht genau wussten, ob Declan und Arkady mehr verband als die Freundschaft, die sie offen zugaben, ging Tiji davon aus, dass Azquil damit richtiglag. Declan und
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