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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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ihm ganz recht, dass der Mann stehen blieb. So würden ihn die anderen besser sehen können – ihn und das Schicksal, das ihn ereilte.
    »Wir stellen menschliches Leben über das Leben elender Tiere«, antwortete der Mann und umging es geschmeidig, persönliche Verantwortung für die Ausgabe des Befehls zu übernehmen. »Und die Kreaturen, die einen Menschen kaltblütig ermordet haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.«
    »Die Feuchtgebiete und jedes Lebewesen in ihnen stehen unter meinem Schutz.«
    »Interessant«, bemerkte der Arzt. »Ich dachte, die Trinität wären die Göttinnen der Feuchtgebiete. Betrachtet die Kirche des Fürsten der Askese sie neuerdings als Gemeindemitglieder?« Der Mann blickte nachdenklich auf den knienden Hohepriester, als beschäftigten ihn die politischen Konsequenzen einer solchen Allianz weit mehr als die Gefahr, die ihm von dem selbsternannten Gott drohte, den er herausforderte.
    »Die Trinität, das sind nur meine Gesandten«, sagte Cayal, der längst eine Antwort auf diese eher lästige theologische Spitzfindigkeit bereit hatte. »Sie beschützen die Feuchtgebiete in meinem Auftrag. Du hingegen hast Giftmischer hierher geschickt, um meine Leute umzubringen. Auch dafür muss jemand zur Rechenschaft gezogen werden, meinst du nicht?«
    Der Arzt ließ seinen Blick über Cayals Schulter hinweg auf das verlassene Dorf hinter ihnen schweifen. Zu sehen waren nur Arryl, Medwen, Ambria, Arkady, die beiden Chamäliden, die immer um Ratz herumzulungern schienen, und die Felide, die diesen ganzen Schlamassel angerichtet hatte.
    »Du willst uns zur Rechenschaft ziehen?«, fragte der Mann von der Ärztegilde mit einem kurzen skeptischen Auflachen. »Wie denn?«
    »Ah, endlich«, sagte Cayal. Er warf Hawkes einen Blick zu und konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
    Nun, da der Mann kopfüber in die Falle getappt war, warf sich Cayal in die Gezeiten. Einen Augenblick später fühlte er Hawkes hinter sich.
    »Ich dachte schon, du fragst nie.«

61
     
    In der Annahme, die Gefangenen hätten nach ihrer Befreiung gern etwas zum Überziehen, hatte Arkady Jojo losgeschickt, um während der endlosen Wartezeit der Exorzismuszeremonie schon mal ein paar Kleidungsstücke zu besorgen. Als sie endlich befreit waren und Arryl sie zügig von der Mole weg in Richtung Dorf lotste, wartete Arkady mit einem Überwurf für jede der Unsterblichen. Es gab keinen vernünftigen Grund für die Nacktheit der Frauen bis auf die nervtötende Gewohnheit senestrischer Männer, Frauen als minderwertig zu sehen und sie zu demütigen, indem sie ihnen die Kleidung wegnahmen.
    Als Ambria und Medwen bei Arkady ankamen und die beiden Unsterblichen merkten, dass die Frau, die ihnen etwas zum Überziehen hinhielt, dieselbe Frau war, die sie kürzlich zum Tode verurteilt hatten, sahen sie allerdings mächtig verstimmt aus.
    »Habe ich mir das nur eingebildet, oder haben wir diese mörderische kleine Schlampe erst vor ein paar Tagen an den Baum der Gerechtigkeit geknüpft?« Medwens dunkle Augen musterten Arkady mit offener Feindseligkeit, als sie ihr den Umhang aus der Hand riss.
    »Vergiss sie«, sagte Ambria, die von Arkady ebenso wenig Notiz nahm wie von Tiji und Azquil neben ihr, während sie sich anzog. »Mich interessiert vielmehr dieser Unsterbliche an Cayals Seite. Und was im Namen der Gezeiten hat überhaupt Cayal hier zu suchen?«
    »Anscheinend tritt er für uns ein, warum auch immer«, merkte Medwen mit besorgtem Stirnrunzeln an.
    Arryl lächelte ihren unsterblichen Schwestern beruhigend zu. »Der fragliche Unsterbliche ist Declan Hawkes. Das Warum liegt daran, dass ich mit Cayal eine Abmachung getroffen habe, damit er uns hilft. Was Arkady hier angeht … tja, sie ist eine Freundin von Hawkes. Er hat … ihre Hinrichtung vereitelt.«
    »Vereitelt? Gezeiten, Arryl, wo ist der Kerl hergekommen? Wer ist er? Was ist er? Ich kann seine Macht bis hierher spüren«, sagte Ambria.
    Arkady spähte in Richtung der Mole und machte sich Sorgen. Was würde wohl als Nächstes passieren? Es war schwer zu sagen, was da unten vor sich ging. An Bord des am Kai festgemachten Schiffs schien sich ein stattlicher Mann mit bestickter Weste einen Weg durch die Menge zur Landungsbrücke zu bahnen. Declan und Cayal standen nach wie vor den Priestern gegenüber, ganz wie all die Stunden zuvor. Die Frauen waren zu weit weg, um zu hören, was gesprochen wurde, und Arkady war außerstande, ihre Manöver in den Gezeiten

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