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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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nicht daran, argwöhnte Cayal, dass er seine Gottheit eben noch einen Lakaien des Bösen genannt hatte. Vielmehr hatte er nun die knifflige Aufgabe, herauszukriegen, ob Cayal die Wahrheit sprach, ohne einen Mangel an Glauben erkennen zu lassen. Vor dem Hintergrund, dass Cayal soeben seinen Exorzismus überlebt und die Ketten seiner Gefangenen aufgelöst hatte, mochte der Mann, der vor ihm stand, durchaus sein Gott sein – und in dem Fall konnte der Hohepriester es sich nicht leisten, seine Identität in Zweifel zu ziehen.
    Auf der anderen Seite wollte er natürlich nicht wie ein Dummkopf dastehen …
    »Wenn Ihr der Fürst der Askese seid, dann werdet Ihr gewiss unser heutiges Unternehmen segnen.«
    »Es ist nicht an dir, deinem Gott zu sagen, was er zu segnen hat oder nicht«, blaffte Hawkes. »Ich frage mich allerdings, wie es kommt, dass du noch aufrecht auf deinen Füßen stehst.«
    Es war schon ein wenig Besorgnis erregend, wie gut sich der Erste Spion des Königs auf solche Manöver verstand.
    Der Kleriker starrte sie einen Augenblick ausdruckslos an und fiel dann auf die Knie, wobei er hinter sich winkte, damit seine Priester es ihm gleichtaten.
    »Schon viel besser.«
    »O Herr …«
    »Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen.« Cayal sah auf die knienden Priester und fragte sich, was auf diese Leute wohl am meisten Eindruck machen würde. Arryls beharrliche Forderung, das Blutvergießen so gering wie möglich zu halten, machte den Job zu einer echten Herausforderung. Es mussten um die tausend Mann auf diesen Schiffen sein, die nur darauf warteten, an Land zu stürmen. Tausend an die Hafenanlagen der Delta-Siedlung gespülte Leichen hätten seine Botschaft so schön unmissverständlich vermittelt … »Ebenso wenig«, setzte er hinzu und starrte auf den Priester herab, »habe ich dir die Erlaubnis gegeben, meine Diener ins Jenseits zu befördern.«
    Der Hohepriester riskierte einen Blick aufwärts. »Eure Diener, o Herr?«
    »Die Crasii wurden von uns … von mir geschaffen«, verbesserte er sich, in der Hoffnung, dass der Kleriker den Ausrutscher nicht mitbekam. Diese Leute betrachteten die gesamte Schöpfung als Jaxyns Werk. Schließlich benötigte kein wahrer Gott Hilfe dabei, mal eben eine ganze Welt und sämtliche in ihr lebenden Geschöpfe zu erschaffen. »Sie sind für euch unantastbar.«
    »Diese Kreaturen haben den Spross des Hauses Medura ermordet, o Herr.«
    »Nachdem du ihn hergeschickt hast, um meine Diener zu morden.«
    »Das war nicht das Werk von uns Gläubigen, o Herr«, versicherte der Kleriker eiligst. »Es geschah auf Befehl der Ärztegilde.«
    »Dann bring mir jemanden von dieser Ärztegilde«, herrschte Cayal ihn an, »auf dass er mir erklären möge, warum ich nicht jeden Mann hier für die Missachtung meiner Werke vernichten sollte.«
    Der Geistliche gab einem seiner Priester ein Zeichen. Der eilte die Landungsbrücke des am Kai vertäuten Schiffes hinauf. Wenige Augenblicke später löste sich ein Mann aus der Menge, angetan mit einer bestickten Weste und einem sehr besorgten Gesichtsausdruck.
    Es war immer dasselbe. Wie ein Rudel Hunde beugte sich jeder Mann dem einen, der sich verhielt, als sei er dazu geboren, sie alle zu beherrschen. Das hatte Cayal in Tenatien gelernt, als er in den Crasii-Farmen als Besamer tätig war. Im Wesentlichen gab es keinen großen Unterschied zwischen dem Verhalten von Rudeltieren und dem einer Rotte Menschen. Der Sieg gehörte unfehlbar demjenigen, der alle anderen durch Einschüchterung dazu brachte, zu glauben, dass er die Oberhand hatte.
    Der nervös aussehende Mann kam die Landungsbrücke herunter und stellte sich vor Cayal auf.
    »Auf die Knie«, befahl Hawkes.
    »Ich gehöre nicht zur Kirche des Fürsten der Askese«, entgegnete der Arzt. »Ich werde mich ganz sicher nicht vor einem Narren verbeugen, der vorspiegelt, ein Gott zu sein. Dieser Unfug hat schon allzu lange gedauert.«
    Cayal war sehr erleichtert, das zu hören. Der Hohepriester hatte keine Wahl, als ihm zu glauben, was bedeutete, dass es nichts zu beweisen gab. Aber Cayal brauchte unbedingt eine Demonstration seiner Macht. Denn wenn die Feuchtgebiete je in Frieden gelassen werden sollten, mussten sie nicht nur die leichtgläubigen Priester, sondern jedermann hier restlos überzeugen, dass es höchst unklug wäre, wiederzukommen.
    »Du bist derjenige, der den Massenmord an den Sumpfland-Crasii angeordnet hat, um die Ausbreitung des Sumpffiebers zu vereiteln?«, fragte Cayal. Es war

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