Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
begann die Ampel umherzuschwenken. Der Geruch, der Declan und die anderen erreichte, war ekelhaft süßlich. »Lasst den heiligen Rauch eure Lungen versengen, wie die Reinheit des Wesens unseres Herrn das Böse in euren Seelen erstickt.«
»Wir verfluchen diese bösen Wesen und verbannen sie aus unserem Reich.«
»Er weiß, dass es eine Sekte gibt, in der sie den Fürsten der Askese verehren«, sagte Cayal. »Keine Ahnung, ob er irgendwas von diesem Unsinn versteht. Er kann es eigentlich nicht leiden, als Fürst der Askese bekannt zu sein, so dass er sich nie wirklich für diese Kleingeister interessiert hat.«
»Lasst den Geist des Fürsten der Askese euer Dasein durchtränken. Verlasst dieses Reich, üble Dämonen, ich befehle euch im Namen unseres Herrn, oder ihr erfahrt seinen heiligen Zorn!«
»Wir verfluchen diese bösen Wesen und verbannen sie aus unserem Reich.«
»Meinst du, dass ihm das hier gefallen würde?«
»Ich vermute, er würde sich über sie kaputtlachen«, sagte Arryl stirnrunzelnd. »Jaxyn hat sich noch nie etwas aus Zeremonien gemacht.«
»Ich bin allerdings ziemlich sicher, wenn sie ihm Jungfrauen als Opfer darböten, hätte er nichts dagegen«, merkte Cayal an.
»Hinfort, ihr geilen Huren und Trunkenbolde! Hinfort, ihr Männer, die ihr euch zu eurem eigenen Blut gelegt habt. Hinfort, ihr Weiber, die ihr anständige Männer von ihren Gemahlinnen entfremdet und verfuhrt habt. Hinfort, ihr Männer, die ihr es mit Tieren treibt. Hinfort, ihr alle, die das Geschenk unseres Herrn besudeln, indem sie es zum Vergnügen missbrauchen.«
Das Gesicht des Geistlichen war mittlerweile ganz rot geworden, und auch in seiner Stimme lag allmählich ein Beiklang von Verzweiflung. Declan hatte den Verdacht, dass der arme Kerl erwartet hatte, sie wären längst gewichen.
Was passiert wohl, wenn ihm keine Gesangszeilen mehr einfallen?
»Wir verfluchen diese bösen Wesen und verbannen sie aus unserem Reich.«
»Die kennen unseren Jaxyn wirklich kein Stück, was?«, murmelte Cayal, nun schon etwas mürrisch. »Gezeiten, wie lange kann so ein Exorzismus denn dauern? Dieser Singsang fängt an, mir auf die Nerven zu gehen.«
»Du warst es doch, der sie bis zum Ende kommen lassen wollte«, erinnerte ihn Arryl.
Cayal seufzte schwer, sagte aber nichts weiter. Declan konnte allerdings spüren, wie die Gezeiten um ihn herum gefährlich brausten.
Den Priestern zuliebe wünschte Declan fast, dass die Zeremonie noch etwas dauern würde, denn wenn sie erst damit fertig waren, würde die Hölle losbrechen. Dann würden sie gnadenlos feststellen, dass ihr ganzer Exorzismus-Zauber ihnen nichts anderes gebracht hatte, als die Unsterblichen zu verärgern, die sie törichterweise zu bannen hofften.
6o
Es dauerte fast drei Stunden, bis der Hohepriester mit seinem ganzen Gesangsrepertoire durch war, Gebete und Verfluchungen, um die unsterbliche Brut des Bösen aus diesem weltlichen Reich zu vertreiben. Als er endete, stand die Sonne hoch am Himmel, die Hitze war drückend, und Cayal hatte schon wilde Fantasien, wie er diesen Kleriker durch seine Augäpfel verbluten lassen könnte, um ihm heimzuzahlen, dass er diese endlose und völlig nutzlose Zeremonie über sich hatte ergehen lassen müssen.
Der Geistliche schlug seinen Stab wieder dreimal auf den Kai und blickte mit verwirrter Miene um sich, als die Unsterblichen es versäumten, sich durch die Macht seines Gebets in Rauch aufzulösen.
»Sind wir jetzt fertig?«, fragte Cayal.
Der Kleriker funkelte ihn für einen Augenblick verzweifelt an, drehte sich dann zu seinen Priestern um und hob seinen Stab. »Sie sind Betrüger!«, schrie er. »Echte Dämonen wären durch die Kraft der Gebete unseres Herrn gebannt worden!«
Gezeiten, dachte Cayal, der Bursche kann selbständig denken. Kein Wunder, dass er der Oberhirte ist.
»Medwen! Ambria! Kommt her.«
Die beiden anderen Mitglieder der Trinität, die, wenn auch mit wachsender Verärgerung, in der heißen Sonne während des gesamten Exorzismus stumm auf den Knien geblieben waren, richteten sich auf. Die Priester, die auf sie zustürmten, um sie daran zu hindern, schafften nur wenige Schritte, dann begannen sie zu röcheln und zu würgen. Das verdankten sie Ratz, der eine Spur mehr Initiative zeigte – und die Gezeiten schon besser beherrschte –, als Cayal lieb war. Medwen drehte sich um, trat dem nächsten würgenden Priester an den Kopf und kam dann mit Ambria den Kai hoch.
Als sie sich näherten, weichte Cayal
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