Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
an.«
Tiji schmunzelte. Die Reise nach Jelidien hatte dem Ersten Spion und dem unsterblichen Prinzen jede Menge Zeit gegeben, einander auf die Nerven zu gehen. Cayal provozierte Declan unablässig, aber Declan wurde immer besser darin, Retourkutschen anzubringen, und dagegen war der unsterbliche Prinz machtlos. Er brauchte Declan schließlich weit mehr als Declan ihn.
»Bitte«, sagte Arryl mit einem müden Seufzer. »Fangt nicht wieder damit an.«
»Ich fange mit gar nichts an«, erwiderte Cayal. »Ich habe nur darauf hingewiesen, dass der Ratz ein Bastard ist.«
»Gezeiten, du hast recht«, sagte Declan mit todernster Stimme. »Das heißt, dass du mein Vater sein könntest, Cayal. Ich meine, meine Mutter war eine Hure, und ich schätze, du musst normalerweise dafür bezahlen …«
Tiji lachte laut auf, was die Sache nicht besser machte.
Cayal sah nicht amüsiert aus. Er drehte sich drohend zu Tiji um. »Das findest du wohl lustig, du Reptil?«
Tiji wich einen Schritt zurück und suchte Azquils Hand. Aber sie hätte keine Angst zu haben brauchen. Declan schob sich zwischen sie und Cayal, bevor sie antworten konnte. »Lass sie in Ruhe.«
»Wieso? Stehst du auf Echsen, wie du Fürstinnen magst, Ratz?«
»Cayal, es reicht jetzt«, befahl Arryl. »Tiji und Azquil sind meine Diener, und du wirst sie in Ruhe lassen, weil ich es sage.«
»Wem gehört die Katze?«, warf Taryx ein.
»Dem Ratz natürlich«, sagte Cayal, ehe irgendjemand Jojo für sich beanspruchen konnte. »Er spielt gern Katz und Maus, unser neuer Unsterblicher.«
Taryx streifte Declan mit einem stirnrunzelnden Blick. Er sah verstört aus, als wäre er mehr als nur leicht besorgt über die Folgen, die es mit sich bringen konnte, dass plötzlich aus dem Nichts ein unbekannter Unsterblicher aufgetaucht war.
Declan verdrehte bloß die Augen.
»Jedem das Seine, schätze ich.« Taryx wandte sich an die anderen. »Sind wir jetzt fertig mit der Landschaftsbetrachtung? Ihr werdet alle noch jede Menge Zeit haben, den Palast zu bewundern, wenn wir dort ankommen.«
»Na dann los, Taryx«, sagte Cayal. »Beim Herumstehen werden wir alle nicht jünger. Allerdings auch nicht älter.«
Arryl seufzte wieder und schüttelte den Kopf. »Die Vorstellung, dass du bald tot sein könntest, wird immer verlockender, Cayal.«
»Ja, ich liebe dich auch, Arryl«, gab Cayal mit einem spitzbübischen Grinsen zurück, aber er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern stapfte den Hügel hinunter zum Schlitten. Taryx und Arryl folgten ihm und ließen Declan mit den drei Crasii auf der Anhöhe zurück.
»Weißt du, woran man merkt, dass er unsterblich ist?«, sagte Tiji zu Declan.
»Na?«
»Bisher hat es noch niemand geschafft, ihn umzubringen.«
Declan lächelte. »Du wirst dich noch in Schwierigkeiten bringen, wenn du in Gegenwart dieser Leute solche Bemerkungen absonderst, Ringel.«
»Lady Arryl beschützt uns, mein Fürst«, sagte Azquil. »Ihr doch auch, nehme ich an.«
»Natürlich tut er das«, sagte Jojo, die Declan mit hingebungsvollem Blick ansah. »Die Gezeitenfürsten beschützen uns, denn wir atmen nur, um ihnen zu dienen.«
»Das mag ja für dich der einzige Grund zu atmen sein, Kätzchen«, sagte Tiji. »Aber manche von uns sind nicht ganz so ergeben.«
Die Felide starrte die beiden Chamäliden finster an – das tat sie oft, bemerkte Tiji verdrossen – und schob sich beschützerisch zwischen sie und Declan. »Ihr seid Arks. Abscheulichkeiten, die gar nicht leben dürften. Alle beide.«
»Das reicht jetzt, Jojo«, schritt Declan ein und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zurückzuhalten. »Diese Chamäliden sind meine Freunde, und du wirst sie mit demselben Respekt behandeln wie jeden Unsterblichen. Ist das klar?«
Die Felide fügte sich unverzüglich und fiel vor ihrem Meister im Schnee auf die Knie. »Ich atme nur, um Euch zu dienen, Herr.«
»Wenn du einem dieser beiden auch nur eine einzige Schuppe krümmst, gebe ich dir einen Grund, nicht zu atmen«, setzte er streng hinzu.
Es bestürzte Tiji ein wenig zu sehen, wie schnell Declan gelernt hatte, sich die Unterwürfigkeit echter Crasii zunutze zu machen, selbst wenn er dies zu ihrem und Azquils Schutz tat. Ist es das, was passiert, wenn man merkt, dass man jedem alles befehlen kann? Findet man immer mehr Gründe, es wirklich zu tun, einfach nur weil man es kann?
Jojo schien weder gekränkt noch betroffen von dem Befehl, obwohl klar war, dass sie in den beiden Reptilien-Crasii eher
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