Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
entweder Glaeba die am besten trainierten Feliden auf Amyrantha hat«, bemerkte Cayal, »oder aber deine Lady Aranville ist eine Unsterbliche.«
»Wie kann das sein? Der einzige Unsterbliche in Glaeba, der sich Aranville nennt, ist Jaxyn. Diala ist jetzt Königin von Glaeba.«
»Der einzige Unsterbliche, von dem du weißt«, widersprach Cayal gereizt. »Und nun, sind wir damit zufrieden, dass Arkady weg ist, oder willst du dir hier weiter den Kopf zerbrechen, was irgendeine glaebische Adlige einer Schar geistloser Feliden vor einem Monat erzählt hat? Die Flut wird nicht auf uns warten. Weder die des Ozeans, noch die kosmische.«
Declan zögerte noch. Ihn beunruhigte die Frage, wer Lady Aranville sein könnte, und warum die Feliden so erpicht darauf waren, ihre Befehle zu befolgen …
Aber in einem Punkt hatte Cayal recht: Es gab kein Lebenszeichen von Arkady, und wenn er nicht mit Cayal und Arryl aufs Schiff ging, würde er vielleicht nie herausfinden, was die Bruderschaft so dringend in Erfahrung bringen wollte.
Selbst wenn er jetzt hierblieb, würde er Arkady vielleicht niemals finden.
Andererseits, wenn er mit Cayal ging, konnte er hinter das Geheimnis kommen, wie man einen Unsterblichen umbringt.
Die Entscheidung, die Jagd nach Arkady aufzugeben, riss ihm schier das Herz in Fetzen, aber er sah nicht, welche Wahl ihm sonst blieb. »Wir können abreisen.«
»Endlich!«, jauchzte Cayal und verdrehte die Augen gen Himmel. Dann drehte er sich zu Arryl um. »Geh voran, Zauberin. Du hast doch hoffentlich ein paar Pelze für deine Haustierchen bekommen? Es wäre ja eine Schande, sie zu Tode frieren zu sehen, noch ehe wir auf halber Strecke zu Lukys* Behausung sind.«
»Ich kümmere mich schon um meine Crasii. Und du schaffst uns mit heiler Haut da hin.«
»Was ist mit dir, Ratz? Bereit, vor deinen Schöpfer zu treten? Buchstäblich?«
Über seiner verworrenen Suche nach Arkady hatte Declan ganz vergessen, dass er auf Lukys treffen würde, den Mann, der vielleicht sein Vater war oder auch nicht. »Lass uns einfach an Bord gehen, Cayal.«
Der unsterbliche Prinz grinste. Er war in der besten Laune, in der ihn Declan je erlebt hatte, was ihm spontan verdächtig vorkam, doch dann begriff er: Cayals unvermutetes Hochgefühl rührte daher, dass er glaubte, nun bald sterben zu können.
69
Tiji hatte geglaubt, sie wüsste, was Frieren hieß, aber mit jedem Tag, den sie näher an ihr Ziel gelangten, musste sie ihre Kenntnis erneut revidieren. Jelidien war jenseits von kalt. Es gefror ihr das Mark in den Knochen.
Und dabei war hier – der unsterbliche Prinz hatte ihnen das fröhlich gesteckt – immer noch Sommer.
»Stimmt was nicht, Tiji?«
Sie wandte den Kopf und bekam dafür gleich den Mund voll Pelz. Die Kapuzenjacke, die Arryl für sie aufgetrieben hatte, war ein bisschen zu groß. Sie spuckte das Zeug aus und schob mit der Hand im Fäustling die Kapuze nach hinten. »Mir ist kalt.«
Declan lächelte. »Ist mir nicht entgangen.«
Sie funkelte ihn finster an, teilweise, weil er selbst in dieser Kälte noch nach Suzerain roch, aber hauptsächlich, weil er nichts weiter anhatte als einen leichten Umhang über Hemdsärmeln und einer Weste. Wie die anderen Unsterblichen in ihrer Reisegesellschaft kratzte ihn die Kälte kein Stück. Und sie war sich ziemlich sicher, dass er den Umhang nur trug, damit sein Hemd nicht vor Kälte steif wurde.
»Hättest du Lust, ein Stück auf dem Schlitten zu fahren?«
Tiji blickte voller Zweifel auf den Hundeschlitten. Zehn angeschirrte, laute und haarige Hunde mit entschieden zu vielen Zähnen zerrten ihn ungeduldig vorwärts. Der Mann, der ihn mitgebracht hatte, war noch ein Unsterblicher. Sie hatten ihn an der Küste getroffen, sobald das Schiff (mitsamt seiner widerstrebenden Besatzung) dort vor Anker ging. Er hieß Taryx, und er hatte auf sie gewartet. Das heißt, er hatte eigentlich auf Arryl, Medwen und Ambria gewartet.
Tiji glaubte nicht, dass er den Schock der Begegnung mit Declan schon verarbeitet hatte.
»Taryx sagt, dass wir bald da sind.«
»Also ist es noch nicht zu spät, umzudrehen und zurückzugehen?«
»Möchtest du denn wirklich zurück?«
»Komisch, dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen.«
Declan wandte sich ab, um das weiße Schneefeld vor ihnen zu überblicken. »Ich glaube, jetzt sind wir schon zu weit gekommen.«
»Wir könnten noch umkehren«, sagte sie. »Du musst dich nicht unbedingt mit diesen Monstern einlassen, weißt du?«
Er
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