Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Karren beluden, wurde langsamer. Unbedingt musste er auch den Rest dieser Unterhaltung mit anhören. Tryans beiläufige Drohung, seine Kinder zu ermorden, ließ Warlock das Blut in den Adern stocken.
Verflucht sollst du sein, Declan Hawkes, dachte er. Ich habe mich darauf eingelassen, als dein Spion herzukommen, weil du mir versprochen hast, dass Boots und unsere Kinder hier sicher wären und wir trotzdem zusammen sein können.
Sie waren noch keine halbe Stunde hier, und schon sah alles ganz anders aus. Im schlimmsten Fall wurden seine Kinder ermordet und Boots zum Haustier eines Monsters gemacht. Warlock sah zu ihr hinüber und linste dann vorsichtig Richtung See, um die Entfernung abzuschätzen. Ob er sie schnappen und es mit ihr zum Wasser schaffen konnte, bevor sie ihn niederstreckten?
»Aber sie geben ein erstklassiges Zuchtpaar ab«, widersprach Elyssa und verschränkte trotzig die Arme. »Getrennt sind sie nur halb so viel wert.«
»Ich brauche keinen Leibdiener. Außerdem ist er wahrscheinlich ein Spion von Jaxyn. Warum sonst sollte er uns etwas so Wertvolles wie ein Pärchen Zuchtcaniden schenken?«
»Er wollte uns bestechen, Herino zu verlassen, das ist alles.«
Tryan schüttelte den Kopf. Es erschien Warlock immer wieder pervers, dass in einem so schönen und edlen Äußeren ein so finsteres Herz wohnen konnte. »Du bist zu gutgläubig, Lyssa.«
»Ich werde nicht zulassen, dass du sie trennst. Außerdem hat König Mathu sie mir geschenkt.«
»Er hat sie uns beiden geschenkt.«
»Er hat alles uns beiden geschenkt. Also nehme ich die Crasii. Du hast schon gesagt, dass du sie nicht brauchst.«
»Und dass sie wahrscheinlich Spione sind«, erinnerte er sie.
»Noch ein Grund, sie beisammen zu lassen«, sagte die Unsterbliche. »Wenn erst ihre Welpen geboren sind, werden sowohl das Weibchen als auch der Rüde sehr loyal sein, damit den Kleinen ja nichts passiert.« Elyssa wandte sich Boots zu und streichelte ihr liebenswürdig den Kopf. »Stimmt’s nicht, Tabitha Belle?«
»Ich atme nur, um Euch zu dienen«, knirschte Boots, ohne sich ihre Wut anmerken zu lassen.
Elyssa lächelte, was bei ihr den unvorteilhaften Effekt hatte, dass ihr Kinn verschwand. »Na bitte. Hab ich’s nicht gesagt?«
Tryan packte die Zügel des Pferdes, das die Stallburschen ihm aus dem Palast gebracht hatten, sobald die Ankunft der Barke gemeldet wurde. Er zog das Geschirr straff und schüttelte den Kopf. »Du bist eine Närrin, Lyssa.«
Sie zuckte unbekümmert die Schultern. »Es sind Crasii, Try. Es ist egal, was Jaxyn ihnen vielleicht aufgetragen hat. Sie können gar nicht anders, als mir zu gehorchen. Ich werde seine Befehle einfach aufheben.«
»Nur bis ein anderer kommt und ihnen etwas anderes befiehlt.« Der Unsterbliche schwang sich in den Sattel und starrte über den See in Richtung Glaeba, wo ein anderer Unsterblicher seine Ränke schmiedete, um den Thron des Landes an sich zu reißen, genau wie diese zwei und der Rest ihrer machtgierigen Familie den Umsturz in Caelum planten. »Irgendwann werden wir gegen ihn und Diala Krieg führen müssen, weißt du. Dieser Kontinent ist nicht groß genug für uns und die.«
»Jaxyn denkt vermutlich gerade dasselbe über uns.«
»Und du willst dir seine Spione als Schoßtierchen halten«, sagte Tryan. »Ich hoffe, du weißt, was du tust, Lyssa.«
Ohne die Antwort seiner Schwester abzuwarten, wendete Tryan sein Pferd und ritt die steile Straße hinauf, die vom Anleger zum Palast führte. Finster sah Elyssa seiner kleiner werdenden Gestalt nach, dann drehte sie sich um und winkte ihre neuen Crasii zu sich.
»Habt ihr das gehört?«, fragte sie, obwohl Warlock bezweifelte, dass sie eine Antwort erwartete. Beide nickten stumm. »Hört gut zu, ihr Viecher, und versteht, was ich euch sage. Dass ihr zwei am Leben und zusammenbleibt und eure Welpen bei euch haben könnt, habt ihr allein mir zu verdanken. Dient mir gut, und ich sorge dafür, dass ihr gut gehalten werdet. Befolgt ihr die Befehle eines anderen …« Sie zögerte und sah sich um, wer in Hörweite war. Jeder anwesende Crasii wusste, wer sie war, aber unter der menschlichen Bevölkerung war noch nicht allgemein bekannt, dass die Unsterblichen wieder einmal ihr Unwesen trieben. »… eines anderen meiner Art, so verspeise ich eure Welpen zum Abendessen. Und das meine ich wörtlich«, fügte sie mit einem unangenehmen Lächeln hinzu. »Ich habe durchaus etwas übrig für Hundefleisch.«
Warlock hätte ihr am liebsten
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