Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
glaubte Jaxyn. Was bedeutete, dass ihr entweder etwas zugestoßen und sie tot war, oder dass jemand ihr geholfen hatte.
Aber wer sollte ihr helfen? Sie war nicht lange genug in Ramahn gewesen, um die Art von Freunden zu finden, die den Krieg mit einem Nachbarstaat riskieren würden, um ihr zu helfen. Und kein glaebischer Bürger, der in Torlenien lebte, würde ihr zuliebe eine Anklage wegen Hochverrats riskieren.
Wäre Declan Hawkes nicht tot, so hätte Jaxyn den Ersten Spion zur Rede gestellt. Denn er kannte Arkady schon so lange, und seine unerwiderte Liebe zu ihr war vermutlich stärker als sein Ehrgeiz. Sie konnte ihn durchaus in Versuchung fuhren, die Krone zu verraten.
Hat Hawkes etwa vor seinem Tod noch etwas arrangiert? Eine Fluchtroute vielleicht, falls etwas aus dem Ruder lief, solang Arkady und ihr Gemahl im Exil waren?
Hatte der tote Erste Spion hier seine Finger im Spiel, selbst jetzt noch, aus dem Grab?
»Gezeiten, Jaxyn, hörst du mir überhaupt zu?«
Jaxyn blinzelte, als er merkte, dass Diala die ganze Zeit mit ihm geredet hatte. »Pardon?«
»Du hast kein Wort gehört von dem, was ich dir gesagt habe, nicht?«
Er zuckte die Schultern und hoffte, dass sie seine Geistesabwesenheit als Langeweile interpretierte statt als Zeichen seiner Besorgnis. »Wenn du zur Abwechslung mal etwas sagen würdest, das das Zuhören wert ist, würde ich mir die Zeit vielleicht nehmen.«
»Ich sagte, wenn du willst, dass Mathu Caelum den Krieg erklärt, wirst du schon handfeste Beweise beibringen müssen, dass sie planen, uns anzugreifen.«
»Nun, das könnte ich wohl«, sagte Jaxyn, »wenn ich Kontakt zu den Spionen hätte, die ich in ihren Palast geschmuggelt habe.« Jaxyn stieß sich vom Fensterbrett ab und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. »Was will er denn überhaupt? Caelum hat uns beleidigt. Sie haben uns beschuldigt, ihre verdammte Prinzessin gekidnappt zu haben. Wir haben jede Menge Gründe, ihnen den Krieg zu erklären.«
»Das habe ich Mathu auch gesagt. Und du auch. Alles, was er dazu sagt, ist: ›Stellan hätte zuerst eine diplomatische Lösung gesucht, bevor er angefangen hätte, die Kriegstrommeln zu rühren.‹«
Jaxyn verdrehte ungeduldig die Augen. »Wie nobel von unserem jungen König, sich jetzt darauf zu besinnen, was Stellan gesagt hätte.
Das Letzte, was er für seinen Cousin getan hat, war, ihn fälschlich anzuklagen, zu enterben und wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen.«
Diala lächelte böse. »Du bist derjenige, der Stellan fälschlich angeklagt hat, Jaxyn. Nun ist sein armer, lieber Cousin tot, und Mathu bereut die ganze unselige Episode.«
Jaxyn hatte keine Zweifel, wer dem leicht beeinflussbaren Mathu den Gedanken an Reue in den Kopf gesetzt hatte.
Das muss jetzt aufhören, beschloss Jaxyn. Er musste mit Mathu reden. Es war an der Zeit, dass Diala merkte, dass sein Einfluss auf den jungen König genauso stark war wie ihrer.
»Dass du ihn nur nicht zu sehr tröstest«, sagte er und ging auf die Tür zu. »Wir werden schon bald etwas gegen Syrolee und ihre verdammte Sippe unternehmen müssen. Krieg könnte unsere einzige Option sein.«
»Wenn Tryan und Elyssa beschließen, lang genug mit ihrem Gezänk aufzuhören, um zusammenzuarbeiten«, rief Diala ihm nach, »werden sie diesen Palast zerstören und jeden Sterblichen darin, und du wirst gar nichts tun können, um sie daran zu hindern. Und was wird dann aus deinem jämmerlichen kleinen Königreich?«
Jaxyn blieb stehen, die Hand auf der Türklinke. »Dazu wird es nur kommen, wenn wir nicht den ersten Zug machen und ihnen den Krieg erklären, bevor die Gezeiten auf dem Höchststand sind. Oh … aber wir können jetzt ja nicht in den Krieg ziehen, nicht wahr, weil du beschlossen hast, deine Macht über den kleinen Idioten zu beweisen, und ihm also davon abraten wirst.«
Diala stützte sich auf die Ellbogen und starrte Jaxyn wütend an. Offenbar hatte sie wirklich nicht bedacht, dass es zu einer bewaffneten Konfrontation mit den Unsterblichen kommen könnte, die derzeit um die Macht in Caelum rangelten.
»Raus jetzt.«
»Aber mit Vergnügen«, sagte er und öffnete die Tür. Dann lächelte er, berührte kurz die steigenden Gezeiten und fügte hinzu: »Übrigens, ich finde, dein Knabe da sieht gar nicht gut aus.«
Er schloss die Tür vor einem Schwall höchst unköniginnenhafter Obszönitäten. Der blinde Masseur brach auf Diala zusammen, Blut rann ihm aus den Ohren. Von dem unerträglichen Druck, den Jaxyn auf ihn
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