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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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ausgeübt hatte, waren seine Trommelfelle explodiert.

10
     
    Declan verschwand für zwei ganze Tage, nachdem sein Großvater gestorben war, und ließ Stellan mit Nyah in dem Häuschen allein. Die ganze Zeit über war die kleine Prinzessin sehr unruhig, sie sorgte sich, dass ihm etwas zugestoßen war.
    Auch Stellan sorgte sich, aber aus völlig anderen Gründen.
    Der Fürst von Lebec hatte noch nie zuvor allein überleben müssen. Von Geburt an hatten ihn Sklaven umgeben und ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Als einziger Erwachsener mit der Verantwortung für ein elfjähriges Mädchen alleingelassen, musste Stellan auf einmal lernen, zu kochen, zu putzen, und, was noch schwieriger war, mit einem altklugen, heimwehkranken Kind zurechtzukommen.
    Auch wenn Stellan sich schwertat mit dem physischen Akt, der nötig war, um mit Arkady ein Kind zu zeugen, hatte er immer schon Vater werden wollen. Jedenfalls war er in den letzten paar Jahren zu dieser Erkenntnis gelangt.
    Ein Jammer, dass mir das nicht viel früher klar geworden ist, dachte er und versetzte sich mental einen Tritt, so naiv gewesen zu sein. Vielleicht wäre er sonst weniger bereitwillig dem Rat seiner wohlmeinenden Freunde gefolgt. Damals waren sich alle, vom König persönlich bis zu seinen Crasii-Dienern, einig gewesen, dass er zu jung war für eine solche Verantwortung. Alle hatten ihm damals geraten, Kylia fortzuschicken. Sie war in Nyahs Alter und hatte ihre Eltern bei einem Schiffsunglück verloren. Er war praktisch über Nacht ihr Vormund geworden. Natürlich war er damals viel jünger, viel weniger selbstsicher gewesen. Und er hatte auch Angst gehabt, dass seine kleine Nichte, wenn er sie in Lebec behielt, früher oder später sein Geheimnis entdecken und ihn in ihrer Unschuld entlarven würde.
    Als Resultat dieser eigennützigen Entscheidung wurde Stellan von Schuldgefühlen verfolgt. Declans Enthüllung, dass Kylia mit großer Wahrscheinlichkeit tot war und es sich bei der jungen Frau, die er in seinem Palast willkommen geheißen hatte, um die Unsterbliche Diala handelte, hatte ihn tief getroffen. Er war am Boden zerstört bei dem Gedanken, dass er seine eigene Nichte nicht gekannt hatte, geplagt von Reue darüber, dass er eine Hochstaplerin in sein Zuhause eingelassen hatte, und trotz allem auch noch auf irrationale Art eifersüchtig, als er erfuhr, dass sie und Jaxyn unter einer Decke steckten.
    Gegen jede Vernunft war es das, was ihm am meisten wehtat. Die Vorstellung, dass er sein Herz einem jungen Mann geschenkt hatte, den er für seinen Seelengefährten hielt, und der nun gegen ihn intrigierte und womöglich sogar mit der Kreatur schlief, die sich als seine Nichte ausgab.
    Wie mussten sie gelacht haben über seine Ahnungslosigkeit, über seine jämmerliche Sehnsucht nach etwas, das sich in Wahrheit als noch viel unerreichbarer erwies, als seine schlimmsten Alpträume ihn hatten fürchten lassen.
    Wie oft hatte Arkady ihn gewarnt, vorsichtiger zu sein?
    Das machte nur umso deutlicher, wie dumm er gewesen war. Seine Frau hatte in Jaxyn den Schwindler erkannt, als sie ihn zum ersten Mal sah, und doch hatte sie seine Anwesenheit toleriert und gelogen, um sie beide zu schützen. Hatte sie etwa auch hinter seinem Rücken über ihn gelacht? Sich lustig gemacht über die Possen ihres törichten Gemahls, der so geblendet war vor Liebe und vom guten Aussehen eines charmanten jungen Mannes, dass er sich für ihn vorbehaltlos zum Idioten machte?
    Und falls sie sich jemandem anvertraut, mit jemandem über seine Dummheit geredet hatte, war dieser Jemand ihr Kindheitsfreund gewesen, Declan Hawkes?
    Es war dieser Gedanke, der ihm an der Seele nagte – mehr noch als die plötzliche Verantwortung für Nyah; mehr als die bedrückende Erkenntnis, dass er nun ein enteigneter Habenichts war, den man mit großer Wahrscheinlichkeit hingerichtet hätte, wenn der Rest der Welt nicht annähme, dass er bereits tot war. Der Gedanke, dass Hawkes mit seinem allwissenden Blick ihm die Schuld an dem Schicksal zuschrieb, das Glaeba nun drohte.
    Oder dass er ihn insgeheim auslachte. Stellan war nicht sicher, was er schlimmer fand.
    Er hatte jedoch keine Zeit mehr, weiter über sein Unglück nachzugrübeln. Unter einem stürmischen Tritt flog die Tür auf, Nyah betrat das winzige Häuschen und wuchtete den Eimer auf den Tisch, so dass das kalte Wasser überschwappte.
    »Der Wasserfall ist soo kalt«, beschwerte sie sich und ließ den Strick fallen, der als Eimerhenkel

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