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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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diente. »Ich hab ja fast Frostbeulen bekommen.«
    »Wahrscheinlich speist er sich aus Schmelzwasser vom Schnee weiter oben in den Bergen«, erklärte Stellan und musste über ihre Übertreibung lächeln. Er hielt die Reste der Steckrübe in die Höhe, die er für ihr Abendessen klein geschnitten hatte, während er sich innerlich für all seine törichten Entscheidungen der letzten zehn Jahre schalt. »Wünscht Ihr heute Abend Steckrübeneintopf, Steckrübeneintopf oder Steckrübeneintopf, Eure Hoheit?«
    Nyah zog eine Grimasse. Wie Stellan war sie an gehobenere Küche gewöhnt, und Steckrüben – offenbar das einzige Gemüse, das Maralyce in ihrer Speisekammer zu lagern geruhte – kamen ihr schon zu den Ohren heraus. »Ist das alles, was auf der Speisekarte steht, Lord Desean?« Sie verdrehte die Augen. »Gezeiten noch mal! Dabei hatte ich gehofft, dass es heute Abend Steckrüben gibt.«
    Stellan runzelte die Stirn. »Nicht fluchen, junge Dame. So zu reden steht einer Prinzessin schlecht.«
    »Declan sagt auch ständig ›Gezeiten noch mal‹.«
    »Declan ist auch keine Prinzessin.«
    »Freut mich, dass Ihr das bemerkt habt.« Beim unerwarteten Klang von Declan Hawkes’ Stimme zuckte Stellan zusammen.
    Nyah hatte die Tür nicht hinter sich geschlossen, so hatte es keine Warnung gegeben, dass sie nicht länger allein waren. Wo immer Declan gesteckt hatte, er war zurück.
    »Ihr seid wieder da.«
    »Zwei scharfsinnige Beobachtungen in ebenso vielen Minuten.« Declan klang beeindruckt. »Nur schade, dass Ihr vor einem Jahr nicht so scharfsinnig wart, als Ihr Euren neuen Zwingermeister kennen gelernt habt.«
    Stellan packte den Griff des Gemüsemessers fester und beschloss, sich nicht provozieren zu lassen. Vor allem, weil er wusste, dass die Kritik nicht unverdient war.
    Declan schloss die Tür und wandte sich zum Tisch. Er beugte sich vor, um zu sehen, was Stellan klein schnitt. »Ach sieh an, Steckrüben. Mal ganz was anderes.«
    »Ihr habt uns also nichts Essbares gefangen«, erkundigte sich Stellan, »solange Ihr in den Wäldern draußen wart, um mit der Natur Zwiesprache zu halten?«
    »Nein.«
    »Ihr wart tagelang weg, Declan«, sagte Nyah. »Habt Ihr denn keinen Hunger bekommen?«
    »Anscheinend muss ich mir über den Hungertod keine Sorgen mehr machen.«
    In Declans Stimme lag ein seltsamer Unterton – kaum verhohlene Wut, sogar Angst.
    Sofort kamen Stellan seine eigenen Sorgen viel weniger schlimm vor. Ihm ging es darum, dass man ihn für einen Narren hielt; im schlimmsten Fall für einen Verräter. Declan Hawkes dagegen musste sich mit der unerwarteten und unerwünschten Erkenntnis herumschlagen, dass er nun Mitglied eines sehr exklusiven Klubs geworden war, den er nicht nur verabscheute, sondern gegen den er fast sein ganzes Erwachsenenleben vehement gekämpft hatte.
    »Seid Ihr denn fündig geworden?«, fragte er, und sie wussten beide, dass er nicht vom Essen sprach. Declan suchte nach Antworten, noch verzweifelter als Stellan. Denn sein Dilemma war im großen Kontext, der Ereignisse noch wesentlich heikler.
    »Nein, aber ich habe eine Entscheidung getroffen.«
    »Ihr geht fort.« Stellan wusste nicht, woher er das wusste. Er wusste es einfach.
    Declan nickte. »Ich werde tun, worum Ihr mich gebeten habt. Zumindest einen Teil davon. Ich gehe nach Torlenien und suche Arkady.«
    »Und welchen Teil wollt Ihr nicht tun?«
    »Sie zurückbringen.«
    Stellan nickte. Er war von Declans Vorhaben weder überrascht noch sonderlich bestürzt. Schließlich hatte er seiner Gemahlin jetzt nichts zu bieten außer einem Leben im Untergrund, während rings um sie die Welt mit dem Steigen der Gezeiten immer mehr aus den Fugen ging.
    Declan dagegen war nun einer der wenigen Mächtigen geworden. Das Blatt hatte sich völlig gewendet. Der Fürst, den Arkady ihrer Sicherheit wegen geheiratet hatte, war macht- und mittellos, während ihr Freund aus Kindheitstagen, einst geltungsloser Habenichts, nun straflos die Hallen der Macht beschreiten konnte. Declan hatte jetzt die Macht, Arkady zu schützen.
    Und er liebte sie – ob er es zugab oder nicht.
    »Ihr kommt nicht zurück?« Nyah verstand, was Declan gesagt hatte, wenn sie auch den unterschwelligen Sinn nicht erfasste, der unter den Worten der Erwachsenen lag.
    »Das hätte wenig Sinn«, sagte er und setzte sich zu ihr an den Tisch.
    »Aber was ist mit mir?«, fragte sie. »Ich kann doch nicht hier in den Bergen bleiben, bis ich an Altersschwäche sterbe.«
    »Auch darüber

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