Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Herzen. Du sprichst die Worte der Gehorsamkeit, aber du meinst sie nicht ernst.«
»Ich habe alles getan, was Ihr mir befohlen habt.«
»Du hast mich bei Laune gehalten, Kady, weil ich deiner Meinung nach das geringere Übel war. Ich mache mir Sorgen, was aus dir wird, wenn du auf einen weniger verständnisvollen Herrn triffst.«
»Das ist nett von Euch, Herr, aber Ihr müsst Euch nicht um mich sorgen. Ich werde schon einen Weg finden, zu … überleben.«
Er machte argwöhnisch die Augen schmal. »Fliehen, wolltest du doch gerade sagen.«
»Das hatte ich nicht vor.«
»Kady, ich weiß nicht, wie ich dir das klarmachen soll, aber du musst in Senestra wirklich achtgeben, wie du dich auffuhrst. Du bist keine Edelfrau mehr. Du bist keine Arzttochter mehr. Du bist Eigentum eines anderen, und so musst du dich auch benehmen. Es gibt kein Entrinnen. Du bist jetzt eine gebrandmarkte Sklavin, und zwar für immer. Du musst dich endlich damit abfinden.«
»Ich werde versuchen, das zu beherzigen.«
Cydne schüttelte den Kopf. »Nein, wirst du nicht. Ich kann dir doch den Eigensinn ansehen, schon an deiner Haltung. Du wirst nicht überleben, es sei denn …« Er zögerte, und dann wurde er ohne ersichtlichen Grund dunkelrot.
»Es sei denn?«
»Es sei denn, du lernst tun, was man dir sagt.«
Arkady spürte, dass Cydne eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen, aber sie wollte nicht nachhaken. Sie hielt es für sinnvoller, die Unterhaltung wieder zum eigentlichen Thema zurückfuhren.
»Ihr habt gesagt, Ihr wollt über meine Zukunft sprechen.«
Er nickte und schien froh über den Themenwechsel. »Es steht in meiner Macht, dafür zu sorgen, dass du in meine Dienste kommst, wenn wir das Schiff verlassen.«
Arkady starrte ihn überrascht an. »Aber ich denke, ich bin nur eine elende Sklavin aus einer Partielieferung? Sind wir in Eurem Land nicht der letzte Abschaum?«
»Natürlich würde man dir als makordi nicht erlauben, im Haushalt zu dienen, aber ich habe Pflichten als Arzt, die mich gelegentlich in die … weniger gefragten Stadtbezirke führen, um die Armen zu behandeln.«
»Ihr meint Crasii-Sklaven.«
Er nickte. »Unter anderem. Die Zulassung zur Ärztegilde verlangt, dass man eine selbstlose, mildtätige Gesinnung an den Tag legt. Ich brauche auf jeden Fall einen gut ausgebildeten Assistenten, der in meiner Klinik arbeitet und mich auf meinen vorgeschriebenen Visiten in die ländlichen Regionen von Senestra begleitet. Mit deinen Fähigkeiten kämst du dafür durchaus in Frage. Allerdings müsstest du lernen, unsere Sprache besser zu sprechen.«
»Ihr müsst also turnusmäßig die Armen behandeln?« Arkady war überrascht, das zu hören. Abgesehen von Cydne Medura hatten ihre bisherigen Erfahrungen mit Senestrern nicht gerade auf Barmherzigkeit schließen lassen. Sie war überrascht zu hören, dass sie so etwas wie Nächstenliebe zeigen konnten. »Das ist gar keine schlechte Idee.«
»Siehst du, schon wieder kannst du es dir nicht verkneifen, dir ein Urteil anzumaßen. Als Sklavin kommst du nicht lange durch, Kady.«
»Es sei denn, Ihr beschließt, mich in Eure Dienste zu nehmen?«
»So ist es.«
Angesichts der Alternativen brauchte Arkady nicht lange nachzudenken. »In Ordnung. Ich bin dabei.«
Cydne stieß einen kummervollen Seufzer aus. »Selbst jetzt noch redest du, als hättest du die Wahl, als würde ich auf Augenhöhe mit dir beraten. Ob du diesem Plan zustimmst oder nicht, ist völlig ohne Bedeutung, Kady. Das muss dir klar sein.«
»Tut mir leid.«
»Wenn es doch nur so wäre«, seufzte er. Dann reckte er die Schultern, als wappnete er sich für etwas Unangenehmes. »Es gibt allerdings eine Aufgabe, die du ausfuhren kannst, um deine Verlässlichkeit unter Beweis zu stellen. Wenn du sie gut bewältigst, werde ich ernstlich erwägen, dich zu meiner Assistentin zu machen, wenn wir PortTraeker erreichen, um dir das Los zu ersparen, dem du so verzweifelt entkommen willst.«
»Dann … was … ist das eine Art Prüfung?«
»Sozusagen.«
Arkady fand im Grunde nichts dabei. Sie konnte Cydnes Dilemma sogar ein Stück weit nachvollziehen. Sie wusste ja selbst, dass sie eine lausige Sklavin abgab, und konnte dem jungen Arzt kaum vorwerfen, dass er sie auf die Probe stellen wollte, bevor er das Risiko einging, eine so aufsässige Dienerin unter seine Fittiche zu nehmen. Und sie war bereit, alles zu tun, was nötig war, um dem Los einer Partie minderwertiger Sklavinnen zu entgehen, die in den Bergwerken
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