Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
ich Euch erst mal –«
»Wirklich! Ich weiß es nicht!«, kreischte der Mann in heller Verzweiflung. »Sie war im Kaiserlichen Serail, aber als die Männer des Königs sie suchten, war sie weg.«
»Wohin weg?«
»Gezeiten, glaubt Ihr nicht, dass hätte ich den Männern des Königs gesagt, wenn ich es gewusst hätte?«
»Haben die Männer des Königs gedroht, Euch zu töten?«
»Natürlich nicht!«
Declan zog ein langes Messer aus dem Gürtel und hielt es Deray vor die Nase, sodass die lange scharfe Klinge das Sternenlicht reflektierte. »Dann seid Ihr wahrscheinlich nicht hinreichend motiviert worden.«
»Nein! Wartet!« Deray kreischte so laut, dass Declan fürchtete, er würde die ganze verdammte Nachbarschaft aufwecken. »Ich schwöre, ich weiß nicht, wo sie jetzt ist, aber meine Frau hat ein Gerücht gehört …«
»Was für ein Gerücht?«
»Anscheinend ist die Gemahlin des Kaisers eine Anhängerin des Weges der Gezeiten. Es gehen unter den Frauen von Ramahn Gerüchte um, dass Lady Chintara die Fürstin in die Wüste gesandt hat. Dort haben sie irgendwo in der großen Binnenwüste eine Abtei. Ich weiß nicht genau, wo sie ist, nur, dass es nicht weit von Elvere sein soll.«
Elvere. Das war immerhin etwas, fand Declan. Mit Sicherheit mehr, als er vor ein paar Tagen bei seiner Ankunft in Ramahn gehabt hatte. Und es war dieselbe Abtei, die Tiji ansteuerte – auf der Fährte des unsterblichen Prinzen.
Gezeiten … das hat mir gerade noch gefehlt. Muss Cayal jetzt auftauchen?
Mit einem Schubs ließ er Deray los. Der Mann landete mit dem, Gesicht im Sand der Gasse. Declan setzte ihm den bestiefelten Fuß in den Nacken, damit er noch ein wenig verweilte. »Wenn ich herausfinde, dass Ihr gelogen habt, Deray, komme ich wieder.«
»Wer seid Ihr?«, verlangte der Mann durch einen Mund voll Sand zu wissen.
»Euer fürchterlichster Alptraum, wenn Ihr dieses Treffen je gegenüber irgendwem erwähnen solltet.«
»Ich sage nichts! Ich schwöre es!«
Declan überdachte diesen Schwur einige Atemzüge lang und beugte sich dann vor. »Vielleicht sollte ich das Risiko lieber nicht eingehen …«
»Nein! Bitte! Bei den Gezeiten, Mann, ich habe Euch alles erzählt, was ich weiß! Ihr könnt mich doch nicht kaltblütig töten!«
»Das kann ich sehr wohl, worum Ihr Euch besorgen müsst, ist, ob ich es tue.«
Dashin Deray hielt den Atem an, während Declan sich den Anschein gab, als sei er hin- und hergerissen. Er konnte den Mann unter seinem Stiefel zittern fühlen. Als er entschieden hatte, dass Deray ausreichend eingeschüchtert war, um keiner Seele mehr zu erzählen, als dass er ausgeraubt worden war, nahm er den Fuß aus seinem Genick.
»Es scheint, dass ich heute Abend patriotische Gefühle habe. Verschwindet. Geht mir aus den Augen, bevor ich meine Meinung ändere.«
Dashin Deray brauchte keine weitere Ermunterung. Er rappelte sich auf und flüchtete die Straße hinunter, bevor Declan noch ein Wort sagen konnte.
Und jetzt hatte der frühere Erste Spion eine Entscheidung zu treffen.
Arkady war unterwegs nach Elvere, wahrscheinlich zur Abtei des Weges der Gezeiten. Vielleicht. Es konnte sich auch um ein Gerücht handeln, das absichtlich verbreitet wurde, um ihre Verfolger auf eine falsche Fährte zu locken. Andererseits, falls Kinta es sich in den Kopf gesetzt hatte, Arkady zu helfen, ergab es durchaus Sinn, sie zu Bryndens Abtei zu schicken. Und selbst wenn sie sie gefangen genommen hatte, würde sie sie wahrscheinlich an denselben Ort bringen lassen. Das bedeutete also eine Reise von mehreren Wochen durch die Wüste, in der Hoffnung, ihre Spur aufzunehmen. Oder er konnte ein Schiff nach Elvere nehmen, in ein paar Tagen da sein und versuchen, die Spur von der anderen Seite zu finden.
Wie auch immer, seine Reise war noch nicht zu Ende. Und obwohl er alle Zeit der Welt hatte, war er nicht so sicher im Hinblick auf das Schicksal Arkadys. Das furchtbare Gefühl, dass sie in Gefahr schwebte und er vielleicht zu spät kam, wollte nicht verschwinden.
17
»Was soll das bedeuten, wir können nicht weiter?«, fragte Tiji. Ambria platzierte eine Schüssel köstlich riechender Meeresfrüchtesuppe vor ihr auf dem Tisch und trat zurück, als wüsste sie, wie sehr ihre Nähe die junge Crasii behelligte.
»Die Krankheit ist überall, Tiji. Es wäre hirnverbrannt, wenn du den ganzen weiten Weg machst, um deine Art zu finden, und einen Tag nach deiner Ankunft erwischt dich das Sumpffieber.«
Tiji sah zu Azquil und
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