Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Schicksal?
Es war keine leichte Aufgabe gewesen, Arkady aufzuspüren, und Declan staunte selbst nicht schlecht, dass es ihm tatsächlich gelang, ihre Fährte wieder aufzunehmen. Mit Hilfe von Polio und reichlich Schmiergeld an diverse städtische Angestellte, die für den Wiederaufbau der Sklavenmärkte in Elvere zuständig waren, machte er den Sklavenhändler ausfindig, der vor ihrer Zerstörung über die riesigen Handelszwinger geherrscht hatte. Es stellte sich heraus, dass er allen anders lautenden Gerüchten zum Trotz doch noch am Leben war, doch er führte sich auf, als habe man ihm sämtliche Gliedmaßen abgetrennt.
Sie ließen ihn geduldig eine Weile darüber zetern, wie komplett er ruiniert war, dass der Wiederaufbau ein Vermögen verschlang, und dass er an jedem Tag, den die Märkte geschlossen blieben, unzählige Kunden verlor. Schließlich fanden sie heraus, dass in den letzten paar Tagen, bevor der Sturm so unversehens die Stadt verwüstet hatte, nur drei Sklavenschiffe aus dem Hafen von Elvere ausgelaufen waren. Zwei davon konnten sie umgehend ausschließen. Beide waren nachTenatien unterwegs und hatten männliche Sklaven an Bord, die für die Minen dort bestimmt waren. Das dritte Schiff aber war mit Kurs auf Senestra ausgelaufen, und auch wenn der Sklavenhändler keine Einzelheiten mehr wusste, konnte er sich doch noch dunkel erinnern, dass zu der Partie, die einer seiner Kollegen der Medura-Seehandelsgesellschaft verkauft hatte, eine große Ausländerin gehört hatte.
Danach war es vergleichsweise ein Kinderspiel, eine Passage auf einem Schiff zu buchen, das PortTraeker als Zielhafen hatte.
Die Überfahrt dauerte mehrere Wochen, und Declan verbrachte die meiste Zeit damit, an Deck auf und ab zu tigern. Er fragte sich, ob er das Schiff schneller machen konnte, indem er dafür sorgte, dass mehr Wind in die Segel blies. Oder würde er bei dem törichten Versuch versehentlich eine Katastrophe heraufbeschwören? Etwa von der Größenordnung des Desasters, das der Unsterbliche Prinz angerichtet hatte, als er die Großen Seen von Glaeba schuf?
Das war das Problem, wenn man zur Untätigkeit verdammt war. Er konnte es einfach nicht länger vermeiden, sich über seine Zukunft Gedanken zu machen – eine sehr lange und ungewisse Zukunft.
Gezeiten noch mal! Kein Wunder, dass die Unsterblichen alle komplett verrückt sind. Es raubt einem ja bereits den Verstand, wenn man bloß darüber nachdenkt …
Als er in Port Traeker ankam, konnte er seine eigenen Sorgen erst einmal gnädig wieder ausblenden, da er einen weiteren Glückstreffer landete: Das Schiff, dem er von Elvere hierher gefolgt war, lag noch im Hafen. Er erwirkte ein Gespräch mit dem Kapitän und bekam die erste echte Bestätigung, dass es wirklich Arkady war, deren Fährte er bis hierher gefolgt war. Der Kapitän konnte sich tatsächlich recht gut an die caelische Sklavin erinnern. – Declan schlussfolgerte, dass sie aus Caelum zu sein behauptete, um Jaxyns Häschern die Treibjagd auf sie zu erschweren.
Der Schiffsarzt hatte sie sich als persönlichen Zeitvertreib reserviert, wie der Kapitän ihm genießerisch erzählte. Darüber hinaus war der junge Doktor so von ihr eingenommen, dass er sie nach seiner Vermählung zunächst als seine wii-ah behielt, und soweit der Kapitän wusste, war sie das wohl auch geblieben. Eine Mätresse also, im Besitz eines gewissen Cydne Medura. Ein Mann, den Declan zwar nicht kannte, dem er jedoch bereits einen langsamen und sehr, sehr schmerzhaften Tod zugedacht hatte – für alles, was er Arkady angetan hatte.
Es war jedoch nicht angezeigt, den Sklaven des Doktors über seine Absichten aufzuklären. Der große Kerl brauchte nur zu wissen, dass Declan hier war, um seine Sklavin, sein rechtmäßiges Eigentum, zurückzuholen – oder falls nötig zurückzukaufen.
»Wer seid Ihr?«, fragte der Sklave und schloss die Tür des Arbeitszimmers, nachdem Declan Platz genommen hatte.
»Ich heiße Aleki Ponting«, sagte Declan. Sich den Namen von Tillys Sohn zu borgen, war ein spontaner Einfall. Immerhin war es für einen guten Zweck. Er nahm nicht an, dass Tilly oder Aleki etwas dagegen hätten. »Ich habe große Besitztümer in Glaeba, und diese Frau – Kady – ist mein Eigentum. Sie wurde mir vor einigen Monaten nach einem Streit gestohlen, und ich möchte sie … Verzeihung, wie war dein Name?«
»Geriko.«
»Nun gut, Geriko, ich möchte sie also zurückhaben.«
Der Sklave nickte nachdenklich. »Hab mir schon
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