Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
geht es einzig darum, sich ein gemütliches Plätzchen zu sichern, um ohne Not die nächste kosmische Flut abzuwarten. Falls dir das nicht zusagt, such dir einen anderen, auf dessen Sattel du mitreiten kannst.«
Lyna lächelte um Verzeihung heischend. »Aber, aber, Schatz, lass uns nicht grob werden. Ich fragte mich nur, was folgt, wenn wir gewinnen, mehr nicht. Syrolee wird dir das Königreich, das sie sich als ihr neues ausgeguckt hat, nicht kampflos überlassen. Also musst du ihr irgendwas bieten, was sie dazu bringt, sich zurückzuziehen. Ich meine, käme es zum Äußersten, könnten Tryan und Elyssa den Boden mit dir wischen. Sie müssen nur ihre Kräfte vereinen, wenn die Gezeiten auf dem Höchststand sind.«
Das war Jaxyn durchaus bewusst. Und er hatte für dieses kleine, aber nicht unwesentliche Detail noch keine Lösung parat. Doch er spürte keinerlei Verlangen, Lyna das wissen zu lassen.
»Es gibt keinen Grund, warum du dich damit befassen müsstest«, erklärte er. »Ob und wann dein Beitrag gebraucht wird, werde ich dir schon rechtzeitig mitteilen. Hast du gepackt?«
»Ach …«, seufzte Lyna. »Wegen dieses Ausflugs nach Lebec …«
»Du kommst mit mir, Lyna. Versuch gar nicht erst, dich da rauszuwinden.«
»Aber wieso?«, fragte sie gereizt und zog eine Schmollmiene. »Es gibt in Lebec nichts zu tun. Und das Wetter ist schrecklich dort. Es regnet andauernd …«
»Lebec liegt zwei Tage nördlich von uns«, antwortete er. »Das Wetter ist genau dasselbe wie hier in Herino. Und wenn du allen Ernstes glaubst, ich lasse dich hier in Herino bei Diala, damit ihr beiden hinter meinem Rücken Ränke schmieden könnt, schlag es dir aus dem Kopf. Davon abgesehen, du bist meine Verlobte. Es sähe seltsam aus, wenn du mich nicht nach Lebec begleiten würdest.«
»Und was soll ich dort anstellen, während du deine fürstlichen Güter inspizierst? Teekränzchen für den Landadel abhalten?« Sie verdrehte stöhnend die Augen. »Gezeiten, als Nächstes verlangst du noch, dass ich mit Tölpeln wie Tilly Ponting Konversation treibe.«
»Tilly Ponting ist nicht annähernd so dumm, wie sie dich glauben machen kann«, warnte er sie und stand auf. »Und du solltest zumindest so tun, als ob dir der restliche Landadel – wie du ihn nennst – etwas bedeutet. Jedenfalls bis die Gezeiten hoch genug stehen, dass es nicht mehr drauf ankommt.«
Lyna starrte ihn unglücklich an, doch gleich darauf zuckte sie die Achseln. »Na schön. Was also hast du dort vor?«
»Nach den Ländereien sehen und in Lebec ein paar Angelegenheiten erledigen, für die ich bisher keine Zeit hatte.«
»Du meinst deine kostbare kleine Exfürstin, ja?«, fragte Lyna listig. »Die, die ich aus Senestra mitgebracht habe. Dieses streitsüchtige Biest. Meinst du, die Wartezeit hat sie etwas umgänglicher gemacht?«
Jaxyn wandte sich dem großen auf dem Tisch ausgebreiteten Plan zu, der seine Invasionsstrategie zeigte, und begann ihn aufzurollen. »Seit sie ins Gefängnis von Lebec gebracht wurde, geht ihr vermutlich nichts anderes durch den Kopf als die Frage, was ich mit ihr anstellen werde. Das Warten hat sie ganz bestimmt nicht gerade beruhigt …« Er lächelte versonnen. »Es hat sie eher wahnsinnig gemacht.«
»Du bist ein richtig bösartiges kleines Scheusal, Jaxyn.«
Er lächelte erfreut. Von Lyna war das wahrlich ein Kompliment. »Ja, manchmal bin ich ganz gut.«
»Und was hast du mit ihr vor, jetzt, wo sie in deiner Gewalt ist? Ich kann mir kaum vorstellen, dass du ihr mit Peitsche und glühenden Eisen zu Leibe rücken willst. Du bist schon lange über den Punkt hinaus, wo es dich anmacht, jemandem rein körperlich Schmerzen zuzufügen. Deine Vorlieben sind inzwischen deutlich subtiler.«
»Ich werde sie dazu bringen, mir Stellan ans Messer zu liefern«, sagte er.
Lyna lächelte ihn auf eine Art an, die ihm nicht sonderlich gefiel. »Ach ja … damit wären wir also wieder bei deinem Verehrer.«
»Dieser Verehrer, wie du den Hochverräter Stellan Desean so gern nennst, residiert derzeit im Palast einer fremden Königin und versucht sie dazu zu bringen, uns anzugreifen, um dem rechtmäßigen Erben die glaebische Krone zu stehlen.«
»Im Gegensatz zu dir«, sagte sie und strich mit einem Finger über den Tisch, während sie näher kam, »der lediglich plant, einen Nachbarstaat zu überfallen, um den rechtmäßigen Erben beider Länder, Glaeba und Caelum, den Thron zu entreißen und sich selbst zum König des ganzen gesegneten
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