Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Wunsch, sich zu verheiraten. Wie auch immer, Arkady hat mir versichert, dass er nur ein guter Freund ist und kein Hindernis darstellt.«
Du törichtes Mädchen! Du kannst doch dein Glück nicht für mich fortwerfen. Nicht schon wieder …
Bary schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Euer Gnaden. Ich weiß, Ihr meint es gut, aber ich kann dem nicht zustimmen.«
Verblüfft starrte Stellan ihn an. »Pardon?«
»Ich kann es nicht erlauben. Ich verweigere Euch die Hand meiner Tochter.«
Der Fürst wirkte entgeistert. »Seid Ihr des Wahnsinns? Ich biete Euch eine Begnadigung an, Ihr Narr. Eure Tochter wird eine der reichsten Frauen von Glaeba sein. Sie wird ein Leben führen, wie Ihr es ihr niemals bieten könnt. Ein Leben, das Ihr Euch nicht einmal vorstellen könnt!«
»Euer Gnaden, leider kann ich mir das nur allzu gut vorstellen. All Euer Reichtum, all der hübsche Tand der Welt bedeutet nichts, wenn meine Tochter ohne Liebe lebt und jeden Tag ihres Lebens etwas mehr von sich selbst verliert.« Er schüttelte den Kopf und stand auf. »Nein. Ich kann Arkady nicht erlauben, ihren Körper schon wieder einem Mann zu überlassen, nur um mich zu retten – ganz gleich, wie wohlmeinend dieser Mann auch sein mag.« Bary wandte sich zur Tür, dann blieb er stehen und sah sich zu Stellan um, in der Hoffnung, mit seinem Lächeln die Enttäuschung des Fürsten etwas lindern zu können. »Ich weiß, dass Ihr ein guter Mensch seid, Euer Gnaden. Und ich weiß, dass Ihr Arkady nie absichtlich wehtun würdet. Aber sie hat schon zu viel für mich durchgemacht. Ich werde ihr nicht erlauben, ihr Leben wegzuwerfen für einen weiteren fehlgeleiteten Versuch, meine Leiden zu lindern.«
»Ich denke, Ihr unterschätzt, wie wichtig mir die Sache ist«, sagte Stellan mit einer Stimme, die Bary noch nie an ihm gehört hatte. »Und wenn Ihr glaubt, dass ich hier bin, um Euch um Erlaubnis zu bitten, unterliegt Ihr einem gefährlichen Irrtum«, fügte er hinzu und erhob sich ebenfalls. »Ich bin heute aus Höflichkeit gekommen, Doktor, um Euch darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich Eure Tochter zu heiraten gedenke, und um ihr als Hochzeitsgeschenk Eure Begnadigung anzubieten, was niemand ungewöhnlich oder gar unverhältnismäßig finden würde. Die Erlaubnis des Königs für die Heirat habe ich bereits eingeholt. Ihr könnt sie nicht verhindern, also gewöhnt Euch lieber an den Gedanken.«
Bary starrte den Fürsten finster an. Dieser Starrsinn überraschte ihn. Stellan war Bary immer als ein so umgänglicher junger Mann erschienen. Der Arzt schüttelte störrisch den Kopf. »Wenn Ihr das tut, Euer Gnaden, wende ich mich direkt an den König. Ich könnte ihm sagen, was ich über Euch weiß.«
»Ihr wisst überhaupt nichts, Doktor.«
»Ich weiß, dass ich vor einigen Jahren zu nachtschlafender Zeit einen jungen Mann behandelt habe, der in Eurem Bett lag – in einer Nacht, als der fürstliche Leibarzt eigentlich verfügbar war. Wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr kurz darauf gänzlich auf seine Dienste verzichtet.«
»Das beweist gar nichts«, sagte Stellan.
»Ihr hattet eigentlich keinen Grund, in dieser Nacht ausgerechnet mich zu rufen, Euer Gnaden, aber Euer Freund war krank und durfte nicht bewegt werden, und Ihr konntet nicht riskieren, dass man ihn in Eurem Bett entdeckt. Ich weiß vielleicht nichts mit Sicherheit, aber ich kann dem König sagen, was ich gesehen habe, und ihn seine eigenen Schlüsse ziehen lassen.«
Stellan überdachte dieses Dilemma einen Augenblick, bevor er antwortete. »Seid Ihr Euch darüber im Klaren, dass es in meiner Macht steht, Euch wegzusperren und dafür zu sorgen, dass Ihr das Tageslicht nie wiederseht?«
»Natürlich«, sagte Bary. »Aber ich halte Euch auch für einen guten Menschen, Stellan Desean, wie Euer Vater es war.«
Stellan zögerte unmerklich, dann schüttelte er den Kopf. Es wirkte bedauernd, aber unnachgiebig. »Dann lässt Eure Menschenkenntnis sehr zu wünschen übrig, Doktor. Ich bin meinem Vater nicht sonderlich ähnlich. Und bis ich nicht Euer Wort habe, dass Ihr dieser Hochzeit Euren Segen gebt und als Gegenleistung für Eure Begnadigung schweigt, wird der Bote, den ich nächste Woche zum Kerker von Lebec schicke, Euch nicht zum Hochzeitsempfang in den Palast geleiten, sondern vielmehr mit der tragischen Neuigkeit Eures Hinscheidens zurückkehren.«
Bary schüttelte den Kopf. »Das werdet Ihr nicht tun, Euer Gnaden. Ich bin überzeugt, Ihr werdet einsehen, wie ungerecht das
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