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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nur
benutzen, um mich selbst zu schützen — und um Emiles Mörder zu liquidieren,
wenn ich ihm oder ihr auf die Spur gekommen bin.«
    Er wandte sich zur Tür, die in
die Halle führte, das Gewehr im gebeugten Arm.
    »Mr. Westcott!« sagte ich
scharf.
    Sein Schwergewicht fuhr mit
katzenhafter Gewandtheit herum. »Ich halte dies nicht für den rechten
Zeitpunkt, an Ihre unwesentliche Existenz zu erinnern, Baker. Ich wußte über
meine Frau schon Bescheid, ehe Sie kamen, aber das ändert nichts an Ihrem
Charakter — Sie billiger, unmoralischer Frauenheld!«
    »Ich habe nur überlegt«, sagte
ich vorsichtig, »ob Sie vielleicht schon eine Idee haben, wer der
geistesgestörte Mörder sein kann?«
    »Nicht die geringste, bis
jetzt.« Er streichelte den Gewehrschaft liebevoll mit der rechten Hand.
    »Nehmen wir mal an, Sie hätten
einen verrückten Bruder, der kürzlich aus einem Sanatorium geflohen wäre«,
meinte ich. »Wäre dann die Vermutung nicht logisch, daß er irgendwie auf die
Insel gelangt und für beide Morde verantwortlich sein könnte?«
    »Einen verrückten Bruder!« Er
starrte mich einen Augenblick begriffsstutzig an. »Wie, zum Teufel, sind
Sie...« Dann sah er Martha an, und seine Augen sprühten zornig. »Natürlich!
Gemeinsamkeiten unter der Bettdecke! Ich war nur noch nicht darauf gekommen,
daß du dich schon in einem Stadium befindest, in dem es einem im Bett leicht
langweilig wird — und man das mit Klatsch und Geschwätz ausgleichen muß, meine
Liebe!«
    Martha zuckte zusammen,
dunkelrote Flecken breiteten sich auf ihren Wangen aus; sie umkrampfte die
Sessellehne so fest, daß ihre Knöchel weiß wurden.
    Sein starrer Blick richtete
sich wieder auf mich. »Sie bringen die Tatsachen etwas durcheinander, Baker.
Aber das ist verständlich, Martha besitzt eine angeborene Unfähigkeit, die
Wahrheit zu sagen. Mein Bruder Carl ist nirgends entflohen, er wurde bereits
vor einiger Zeit in meine Obhut entlassen, und im Augenblick befindet er sich
in einem Jagdhaus in Vermont, im Gebirge, damit er sich langsam an ein neues
Leben gewöhnt. Das tut er bereits seit einem Jahr.«
    »Wieso sind Sie sicher, daß er
sich noch dort befindet?« fragte ich.
    »Sie haben recht.« Er nickte.
»Aber ich kann Ihnen versichern: Wenn Carl es war, der Emile umgebracht hat,
dann werde ich auch ihn töten — bedenkenlos.«
    »Der Gedanke hat etwas
Faszinierendes«, fuhr ich vorsichtig fort. »Ich meine: Wenn es Ihr Bruder Carl
war, den Emile früh am Abend ums Haus schleifte, dann beweist dies, daß Sie
kein Geist sind.« Ich zuckte die Schultern. »Aber ein zweiter Gedanke scheint mir
noch faszinierender: Wenn Emile Sie hinter sich hergezogen hat, dann
würde dies bedeuten, daß Sie im Augenblick gar nicht Sie selbst sind.« Ich
lächelte entschuldigend. »Ich fürchte, das klingt einigermaßen verwirrend, Mr.
Westcott. Was ich sagen will, ist: Wenn Sie Eugene Westcott sind, dann muß es
sich bei dem Mann hinter Emile um Ihren Bruder Carl gehandelt haben. Und wenn
Emile andererseits Eugene herumschleifte, dann müssen Sie Carl sein.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen,
daß Sie je mit nennenswerten Geistesgaben gesegnet waren, Baker«, schnauzte er.
»Aber nun scheinen Sie selbst Ihren geringen Verstand völlig verloren zu haben.
Es hört sich an, als rede ein Irrer...« Seine Augen weiteten sich. »Am Ende gar
ein... mordbesessener Irrer?«
    »Was soll überhaupt dieser
ganze Unsinn, Baker?« forschte Alec Clurman erstaunt. »Von wegen Emile habe Mr.
Westcott ums Haus geschleift?«
    »Eine gute Frage, Alec«, sagte
Westcott leise, fast verträumt. »Und auch mir fällt plötzlich eine Reihe guter
Fragen ein. Ich habe Baker und Martha heute abend zusammen ertappt. Dann wurde
Lucas ermordet, und später haben wir Emiles Leiche an der Haustür gefunden.
Genauer: Slivka hat sie gefunden, unmittelbar nachdem Baker ihn geweckt hatte,
damit er die Wache übernahm. Baker behauptet, die Leiche habe da noch nicht
gelegen, als er hinaufging. Wie lange hat er gebraucht, um Slivka zu wecken?
Und wie lange dauerte es, bis Slivka hinunterkam und den Toten fand? Fünf
Minuten? Doch gewiß nicht länger als zehn Minuten, Mr. Slivka?«
    »So genau weiß ich das nicht«,
erwiderte Boris und schaute besorgt drein. »Aber das ist doch völlig verrückt.
Weshalb sollte Larry...«
    »Und während dieser fünf bis
zehn Minuten«, krächzte Westcott, »ist Emile ins Haus gekrochen und gestorben.
Dies scheint mir ein wirklich seltener

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