Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
nackter Oberkörper stellte zwei billige und schlampig ausgeführte Tattoos zur Schau.
»Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie so plötzlich aus dem Schlaf geholt haben«, sagte Sandén. »Wir haben schlechte Neuigkeiten und müssen uns ein wenig mit Ihnen unterhalten.«
Angst schlich sich in Gunilla Mäkinens Blick, und sie zog die Schultern hoch, als wollte sie sich vor etwas schützen. Roger Lindström verteilte weiter feingeschnittenen Tabak auf einem Zigarettenpapier, ohne zu ihnen aufzuschauen.
»Sven-Gunnar Erlandsson ist verstorben«, kam Sandén direkt zur Sache. »Er ist gestern Morgen in einem Waldgebiet nicht weit von hier tot aufgefunden worden. Alles deutet darauf hin, dass er im Laufe der vorhergehenden Nacht erschossen wurde.«
»Und was hat das mit uns zu tun?«, wollte Lindström wissen, der sich weiter auf seine werdende Zigarette konzentrierte. »Sind wir irgendwie verdächtig?«
»Besitzen Sie eine Schusswaffe?«, konterte Andersson. »Oder hätten Sie ein Motiv?«
Der Mann warf ihm einen hastigen Blick zu, bevor er mit zittrigen Fingern begann, den Tabak in das Papier einzurollen.
»Weder noch«, antwortete er.
»Warum sollten wir uns Svempas Tod wünschen?«, fragte die Frau. »Wir mögen ihn doch. Oder, Roger?«
»Ja klar, verdammt. Ein bisschen zu viel Gesülze vielleicht. Aber er hat sich gekümmert. Hat Essen mitgebracht und andere Sachen.«
»Hat sich Zeit genommen«, ergänzte die Frau. »Hat sich hingesetzt und mit uns geredet.«
»Wie oft ist er gekommen?«, fragte Sandén.
»Einmal im Monat vielleicht. Seit einem guten Jahr.«
»Allein? Oder hatte er einen Sozialarbeiter dabei?«
»Nein, er ist auf eigene Initiative gekommen. Einmal hatte er einen Freund dabei. Das ist schon eine Weile her, letzten Winter, glaube ich. Der fand das alles anscheinend nicht so amüsant. Ich kann mich nicht erinnern, wie er hieß.«
»Hat Erlandsson immer nur Sie besucht? Nicht die Nachbarn?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Man konnte ja kaum von ihm verlangen, dass er das ganze Lager versorgt. Dass er uns geholfen hat, war schon mehr als genug.«
»Und wen meinen Sie mit ›uns‹?«
»Das haben Sie doch schon gesagt. Roger, Svante und ich. Manchmal sind wir auch zu viert, aber wir drei wohnen hier schon seit fast zehn Jahren zusammen.«
»Sind Sie beide ein Paar?«, wagte Andersson zu fragen. »Oder Sie und Svante vielleicht?«
»Oder Svante und Roger«, schlug Sandén vor.
»Ha, ha. Nein, aber wir halten trotzdem zusammen«, antwortete Lindström und befeuchtete den Rand des Papiers mit der Zunge und ließ den Finger über die nun fertiggestellte Zigarette gleiten.
»Und diese vierte Person, wer ist das?«, fragte Andersson.
»Es gibt nicht eine vierte Person. Manchmal lassen wir hier jemanden schlafen, der ein Dach über dem Kopf braucht.«
»Kennt einer von denen Erlandsson?«
Lindström steckte sich die Zigarette in den Mund und zündete sie an. Dann schüttelte er den Kopf.
»Das wäre wohl zu viel gesagt. Er hat mit allen ein paar Worte gewechselt, denen er begegnet ist. Aber richtig lange Gespräche hatte er nur mit uns hier im Wagen.«
»Und dieses Mädchen in der Fernsehreportage?«, sagte Andersson. »Jung. Hübsch.«
»Ich weiß nicht. In dem Film waren doch nur wir zu sehen.«
»Sie ist ganz kurz durchs Bild gehuscht. Ich dachte, dass sie vielleicht auch hier wohnt.«
»Könnte das Rebecka gewesen sein?«, fragte Gunilla Mäkinen. »Sie hat im Winter eine Weile hier gewohnt, nur ein paar Wochen. War von Zuhause abgehauen. Sie war gerade erst fünfzehn. Ich hab sie im Einkaufszentrum Skärholmen aufgelesen. Stimmt, Svempa hat auch viel mit ihr gesprochen, hat versucht, sie auf bessere Gedanken zu bringen. Er fand, dass sie wieder nach Hause ziehen sollte.«
»Und das hat sie dann auch getan?«
»Ich glaube, ja. Jedenfalls habe ich nichts anderes gehört.«
Roger Lindström nickte zustimmend.
»Wie können wir sie erreichen?«, wollte Andersson wissen. »Kennen Sie ihren Nachnamen?«
Gunilla Mäkinen zuckte mit den Schultern und schaute zu Lindström hinüber, der in eine Coladose aschte. Er hatte auffällig zittrige Hände.
»Irgendwas auf -son. Johansson, Larsson. Nein, ich weiß nicht. Aber ich glaube, dass sie aus Norsborg war. Reizendes Mädchen.«
»Sie haben gesagt, dass von Erlandsson ein bisschen zu viel Gesülze kam«, sagte Sandén an Lindström gewandt. »Was haben Sie damit gemeint?«
»Ph, das nehme ich zurück. Im Grunde war er ein klasse Typ.
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