Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
einfach.
»Doch, schon«, gab sie zu, ohne vollkommen überzeugt zu sein.
Etwas stimmte nicht mit dieser Art von Männern und ihrem Geschlechtstrieb. Man wusste nicht, wie viel Macht er über sie hatte, wie weit sie seinetwegen gehen würden. Wenn die Umstände günstig waren.
»Ich frage mich eher, ob nicht Wiklund der am wenigsten Verdächtige aus dieser ganzen Pokerrunde ist«, sagte Hamad.
Als ob er ihre Gedanken lesen konnte – und nur andersherum dachte.
»Wenn nicht in diesem Fall die Umstände ganz besonders günstig für Lennart Wiklund gewesen wären, ein elfjähriges Kind zu entführen.«
Westman verlor den Faden. Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte.
»Der Verdächtigste von allen ist im Anmarsch«, rundete Hamad das Gespräch ab und nahm den Hörer. Westman stand auf, um die Tür zum Korridor zu öffnen.
Staffan Jenner machte einen angespannten Eindruck, als er in dem Besucherstuhl vor Hamads Schreibtisch Platz nahm. Westman fiel auf, dass er sich besser angezogen hatte, verglichen damit, wie er sie bei sich zu Hause in Herrängen empfangen hatte. Aber es war ja auch möglich, dass es ein ganz normaler Arbeitstag für ihn war, dass er sich deshalb ein vorzeigbares Cordsakko und ein sorgfältig gebügeltes, weißes Hemd mit einem diskreten blauen Karomuster trug.
»Haben Sie Sven-Gunnar Erlandsson möglicherweise einmal zu diesem Wohnwagenpark begleitet?«, eröffnete Westman das Gespräch.
Jenner schaute sie fragend an, antwortete aber, ohne zu zögern.
»Ich war einmal mit ihm dort, stimmt.«
»Und warum?«
»Er wollte mir zeigen, was er dort draußen tut. Wen er dort unterstützte.«
»Und warum?«, fragte Westman erneut.
»Weil wir Freunde waren. Ich war neugierig, er war stolz. Mit Recht.«
»Aber danach sind Sie nie wieder dort gewesen?«
Jenner schüttelte den Kopf. Er war so mager und ausgezehrt, dass er selbst schon fast wie ein Obdachloser aussah.
»Das war nicht mein Ding.«
»Nicht?«
»Svempa hat ihnen zugehört, sich mit ihnen unterhalten. Mit dem Zuhören habe ich keine Probleme. Aber ich bin kein großer Redner. Wie Sie sicher gemerkt haben.«
»Aber vielleicht haben Sie sich einmal in der Gegend dort aufgehalten?«, bohrte Westman weiter und hoffte, dass er auf den Ort zu sprechen kommen würde, dessen Koordinaten Gerdin und Sandén gefunden hatten.
»Am Gömmaren bin ich öfter mit den Kindern zum Baden gewesen. Es ist sehr schön dort, mit einem Sandstrand und Klippen. Und einer Wiese.«
»Sonst waren Sie in letzter Zeit nirgendwo in der Ecke?«
Jenner schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, ich bin seit zehn Jahren nicht mehr in diesem Wald gewesen. Abgesehen von dem einen Mal mit Svempa.«
»Und Erlandsson – war er öfter in der Gegend? Also abgesehen von seinen Besuchen bei den Obdachlosen?«
»Nicht dass ich wüsste«, antwortete Jenner.
Damit war das Thema erschöpft.
»Ist Ihnen noch etwas eingefallen, was den Mord betrifft?«, fragte Westman. »Etwas Neues, das wir wissen müssten?«
Man konnte deutlich beobachten, wie sich Jenners Kiefermuskulatur anspannte. Er war jetzt auf der Hut, rechnete mit dem Schlimmsten. Was auch immer das sein mochte.
»Nein, mir fällt wirklich überhaupt kein Motiv ein, das jemand haben könnte, um Svempa den Tod zu wünschen. Wie ich schon sagte, alle haben ihn geliebt.«
»Da sind wir nicht so sicher«, sagte Westman. »Soweit wir verstanden haben, war Jan Siem nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Ausgang ihrer Pokerrunde. Wir haben den Eindruck, dass er sich ein bisschen übervorteilt fühlt. Und gewisse Funde am Tatort deuten tatsächlich darauf hin, dass der Mord an Erlandsson mit dem Pokerspiel zu tun hat. Dass er vielleicht sogar falsch gespielt haben könnte.«
»Erlandssons Handy war verschwunden, als die Polizei den Tatort erreichte«, übernahm Hamad die Gesprächsführung. »Wir haben gewisse Hinweise darauf, dass Jan oder Josefin Siem es sich angeeignet haben könnten. Am Vormittag nach dem Mord ist nämlich ein Anruf von dem Gerät getätigt worden, über einen Handymast in Södertälje, der sehr nahe an dem Ort aufgestellt ist, an dem die beiden sich exakt zu dieser Zeit aufgehalten hatten.«
Jenner sank entspannt in seinen Stuhl zurück. Er hoffte vielleicht, dass für ihn die Gefahr vorüber war. Jedenfalls war er nicht länger der einzige Verdächtige.
»Was sagen Sie dazu?«, fragte Hamad.
Jenner dachte ein paar Sekunden nach, bevor er antwortete.
»Siem ist vielleicht ein bisschen
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