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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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so fest an die Armlehnen, dass seine Knöchel weiß wurden.
    »Wissen Sie, was ich denke?«, fuhr Hamad fort. »Wissen Sie, was ich gedacht habe, als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, bei Ihnen zu Hause im Blåklintsvägen? Dass ein Mann, der ein Kind verloren hat – denn das kann man bei Ihnen schon sagen, oder? Sie wollten das Kind doch adoptieren? Dass ein Mann, der ein Kind verloren hat und seine Frau und seinen guten Ruf in diesem Haus, und dazu noch mit flügge gewordenen Kindern, dass so ein Mann doch schon längst sein Haus verkauft hätte und weggezogen wäre.«
    Jenner atmete jetzt heftig, betrachtete Hamad mit schreckerfülltem Blick. Westman befürchtete, dass er jeden Augenblick tot vom Stuhl fallen könnte.
    »Ich glaube, dass Sie das Haus nicht verkaufen können . Weil die neuen Besitzer dort sonst etwas sehr Belastendes finden würden, wenn sie anfangen zu graben. Nämlich die Leiche eines elfjährigen Mädchens. Sven-Gunnar Erlandsson, die Nabe der sozialen Maschinerie, wusste alles über alle. Als ihm aufging, was mit Lara passiert sein musste, und er Sie zur Rede stellte – da waren Sie gezwungen zu handeln. Darum fällt es Ihnen so schwer, sich mit Adrianti zu treffen. Weil Sie nicht so gut reden können, wie Sie schon gesagt haben. Sie können nicht so gut Theater spielen. Vielleicht ist es sogar so, dass Sie nicht den Mumm haben, der trauernden Witwe direkt ins Gesicht zu lügen.«
    Aber Staffan Jenner nahm sich zusammen. Westman beobachtete, wie es ihm gelang, während Hamads Monolog die Überreste seiner Persönlichkeit zu sammeln. Er packte sich selbst am Kragen, nahm Haltung an und fasste einen Beschluss. Kamikaze, dachte sie. Er will gestehen.
    »Ich habe nicht mit Adrianti gesprochen, das ist richtig«, sprach er mit einem tiefen Seufzen.
    Von der Angst, die ihn geplagt hatte, war jetzt keine Spur mehr zu sehen. Er sah eher niedergeschlagen aus.
    »Und Sie haben vollkommen recht, ich habe nicht den Mumm dazu. Aber nicht, weil ich ihren Mann ermordet hätte, sondern aus Respekt vor Svempa.«
    Hamad zog die Augenbrauen hoch. Westman wusste nicht, was sie glauben sollte. Die Luft im Zimmer stand still.
    »Ich liebe Adrianti«, sagte Jenner. »Wir haben eine Affäre gehabt, oder wie man es nennen will. Wir haben … zwei Mal miteinander geschlafen, und beide Male habe ich es zutiefst bereut. Weil ich Svempa hintergangen habe.«
    Hamad runzelte die Stirn, Westman war sprachlos und wartete auf die Fortsetzung. Jenner breitete die Arme aus und seufzte.
    »Svempa war mein bester Freund. Was ich getan habe, ist unverzeihlich. Beide Male hat Adrianti die Initiative ergriffen, und ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich habe diese Frau geliebt, seit ich sie das erste Mal gesehen habe. Aber ich habe nichts unternommen, aus Rücksicht auf die Menschen um uns herum. Und ich hatte keinen Gedanken daran, dass sie dasselbe für mich empfinden könnte.«
    »Wann hat diese so genannte Affäre denn stattgefunden?«, fragte Westman trocken und versuchte, ihre Enttäuschung zu überspielen.
    »Vor vier Jahren ungefähr. Es hat einen Monat gedauert, dann sind wir übereingekommen, die Sache zu beenden. So war es am besten. Und wenn ich jetzt sofort angelaufen käme, nachdem Svempa … Das hätte nicht gut ausgesehen, selbst wenn es in der Absicht gewesen wäre, zu trösten und zu helfen. Ich kann mich dazu einfach nicht überwinden. Adri versteht das. Das weiß ich. Und mit der Zeit vielleicht … Deshalb, glaube ich, werde ich noch eine Weile in dem Haus wohnen bleiben.«
*
    Sjöberg saß gebeugt und mit geschlossenen Augen an seinem Schreibtisch, hatte das Gesicht in den Händen vergraben und grübelte. Plötzlich begann sich die Schlinge zuzuziehen. Aber nicht um einen, sondern um drei potenzielle Mörder.
    Siem, ein geiziger und missgünstiger Typ, hatte sich genau zu der richtigen Zeit an dem Ort aufgehalten, von dem der geheimnisvolle Anruf beim stellvertretenden Polizeidirektor ausgegangen war. Diese Tatsache wog sehr schwer. Laut Andersson und Sandén, die ihn getroffen hatten, war er ein ziemlich unsympathischer Zeitgenosse. Aber er hatte kein richtiges Motiv. Geld in allen Ehren, aber wegen ein paar Tausendern? Sehr unglaubwürdig. Das Motiv musste in diesem Fall ganz woanders gesucht werden.
    Jenner? Absolut. Während der Ermittlungen im Fall Larissa Sotnikova hatte er in der Schusslinie gestanden. Ein Jahr später hatte die Ehefrau sich das Leben genommen, und zwar auf eine Weise, die

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