Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
erwähnt.«
»Warum haben Sie es getan? Warum haben Sie diese Affäre eingeleitet?«
»Es war zu der Zeit, als Dewi gerade abgereist war. Ich habe sie unglaublich vermisst. Ich brauchte Wärme und Zuspruch.«
»Zu Hause haben Sie die nicht bekommen?«
Adriantis Blick wurde unsicher.
»Doch, natürlich, aber … Ich kann es nicht erklären. Ich war schwach. Es war eine Dummheit. Ich habe es schnell wieder bereut. Und Staffan auch. Also haben wir es beendet.«
Tja. Was gab es dazu zu sagen. Das Fleisch ist schwach. Die Gründe sind zahlreich und kompliziert. Adrianti und Staffan Jenner hatten seit vier Jahren keine Dummheiten mehr begangen, nach einem Verhältnis, das einen Monat gedauert hatte. Conny Sjöberg hatte seit anderthalb Jahren keine Dummheiten mehr gemacht. Nach einer Affäre, die ein halbes Jahr gedauert hatte. Wer die größere Sünde begangen hatte, darüber konnte kein Zweifel bestehen. Keiner von ihnen war nach Hause gegangen und hatte sich entschuldigt, sich ausgesprochen, seinem Lebenspartner eine Chance gegeben, sich dazu zu äußern. Wer war er schon, dass er über sie richten konnte? Ein feiger Hund war er. Ein Manipulator mit Selbsterhaltungstrieb. Oder – wenn man es auf eine andere Weise ausdrücken wollte – ein Mann, der sorgfältig alle Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen hatte und zu einem Beschluss gekommen war, der hoffentlich allen Parteien zum Vorteil gereichte. Etwas Gutes hatte es vielleicht.
»Wir werden diskret mit dieser Information umgehen«, sagte Sjöberg. »Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht nach außen dringt, wenn es nicht absolut notwendig ist.«
Adrianti sah dankbar aus, und das tat ihm gut. Er war jedenfalls niemand, der mit Klatsch und Tratsch hausieren ging.
Mittwochabend
Gerdin fühlte sich wie durch den Wolf gedreht. Sie erkannte ihren Körper nicht wieder, so angeschwollen war sie, und überall hatte sie Schmerzen. Obwohl man sie mit schmerzstillenden Medikamenten vollgepumpt hatte, tat es in der Operationsnarbe weh, im Gesicht, in den Armbeugen. Außerdem war sie müde. Hin und wieder schlief sie ein, erschöpft natürlich von all dem, was ihr gequälter Körper im Laufe des Tages durchgemacht hatte. Eigentlich hätte sie anrufen müssen. Die Kinder, die Freunde, die Verwandten. Aber im Augenblick wollte sie mit niemandem sprechen, geschweige denn noch mehr Besuch empfangen. Das konnte bis morgen warten. Wenn sie wach war, versuchte sie zu lesen, doch obwohl das Buch gut war, konnte sie sich nicht auf den Inhalt konzentrieren. Ihre Sinne, ihre Gedanken strebten in andere Richtungen, und sie hatte ihnen nichts entgegenzusetzen, musste sich der Zerstreuung ergeben.
Zauberwald. Licht und Dunkelheit. Das Spiel der Schatten zwischen den Bäumen. Schweiß, Kälte, Vogelgezwitscher. Das Spiel des Windes in den Blättern.
Düfte. Rinde und Laub, Pilze und Moos. Blut. Tod.
Erlandsson.
Poker. Die Pokerspur war in Vergessenheit geraten. Vielleicht zu recht, aber sie hatte sich nun einmal entschieden, der Sache mit diesem Pokergerede auf den Grund zu gehen. Anderes war dazwischengekommen, aber jetzt hatte sie alle Zeit der Welt. Warum wurde schon vom Pokern gesprochen, lange bevor irgendjemand wusste, dass Sven-Gunnar Erlandsson und seine Freunde am Abend vor dem Mord ihre Pokerkasse verfeiert hatten? Schon dort draußen in dem strömenden Regen auf der Golfbahn war von Poker die Rede gewesen. Die Kollegen hatten ihre Überlegungen dazu zur Seite gewischt, und es war durchaus möglich, dass sie damit recht gehabt hatten, aber bevor dies bewiesen war, blieb die Frage relevant. Vier Karten waren keine Pokerhand, so war es einfach. Und dass sie klanghart und grifffest gewesen seien, das war ihr von Hamad wohl nur entgegengeworfen worden, um sie zum Schweigen zu bringen.
Sie streckte ihre Hand nach dem Griff aus, der über ihrem Kopf hing, und zog sich langsam in eine sitzende Haltung hoch, drehte sich vorsichtig zum Nachttisch und holte ihr Handy aus der Schublade. Sie wählte die Nummer von Lundin, dem jungen Polizisten, der an dem Morgen Wachhabender gewesen war, als Gerdin und Hansson vom Nacka Golfclub auf Värmdö zum Dienst gerufen worden waren. Und trotz der späten Stunde und der Tatsache, dass sie ihre Nummer unterdrückt hatte, meldete er sich.
»Entschuldige, dass ich störe«, sagte Gerdin, die in der vagen Hoffnung, dass sich ihr Gesundheitszustand noch nicht überall herumgesprochen hatte, zu klingen versuchte, als wäre sie nicht gerade
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