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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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erst von den Toten auferstanden. »Du hast doch am Sonntagmorgen Wache gehabt und Bella Hansson und mich angerufen und zu einem Tatort in Älvsjö geschickt. Erinnerst du dich?«
    Doch, Lundin konnte sich sehr gut daran erinnern.
    »Stimmt es, dass du dabei vom Pokern gesprochen hast? Dass der Mord irgendetwas mit Pokern zu tun gehabt habe?«
    »Das kam von der regionalen Kommunikationszentrale«, antwortete Lundin. »Ich habe es mir nicht selbst ausgedacht.«
    »Kannst du herausfinden, welcher Streifenpolizist dort Meldung gemacht hat?«
    Lundin versprach, sich darum zu kümmern, und rief nach weniger als zehn Minuten zurück.
    »Es war Camilla Eriksson von der Einsatzgruppe in Farsta. Ich habe auch eine Telefonnummer besorgt, falls du interessiert bist.«
    Gerdin beendete das Gespräch und wählte die angegebene Nummer.
    »Hedvig Gerdin, Hammarbypolizei. Entschuldige, dass ich so spät noch störe, falls du gerade keinen Dienst hast.«
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte Eriksson. »Wir sind uns letzten Sonntag am Tatort in Herrängen begegnet.«
    »Das ist richtig«, sage Gerdin und wunderte sich im Stillen, warum Eriksson sich ausgerechnet an sie erinnerte.
    »Ich habe ein gutes Gedächtnis«, fuhr sie fort, und Gerdin gab sich mit dieser Erklärung zufrieden.
    »Stammt dieses Pokergerücht von dir?«, fragte sie.
    »Welches Pokergerücht?«
    »Als der Wachhabende mich anrief, war im Zusammenhang mit diesem Mord schon vom Pokerspiel die Rede gewesen. Es hat sich aber erst mehrere Stunden später herausgestellt, dass das Opfer einer Art Pokertruppe angehörte, die an dem Abend miteinander essen gegangen war. Ich frage mich einfach nur, woher du diese Idee hattest?«
    Eriksson lachte in den Hörer, sie klang wie ein sympathisches Mädchen.
    »Hast du noch nie von Wild Bill Hickok gehört?«, fragte sie.
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann war der Groschen gefallen.
    »Natürlich. Mann, bin ich blöd. Vielen Dank für die Hilfe. Und entschuldige, dass ich so spät noch gestört habe.«
    »Keine Ursache«, gluckste Camilla Eriksson. »Viel Glück.«
    Jetzt entwickelte Gerdin Energie, nahm sich den Computer und klappte ihn auf ihrem Schoß auf. Vergewisserte sich, dass sie Verbindung zu Internet hatte, öffnete Google und gab »Wild Bill Hickok« ins Suchfeld ein. Der erste Treffer brachte sie zur Wikipedia, die eine ganze Menge Text zu dem alten Wildwest-Helden bot. Wild Bill war am 2. August 1876 in einem Saloon in Deadwood von Jack »Crooked Nose« McCall von hinten in den Kopf geschossen worden. Im Augenblick seines Todes hielt er fünf Karten in der Hand, von denen aber nur vier der Nachwelt überliefert wurden. Nämlich die schwarzen Achten und die schwarzen Asse.
    Dead Man’s Hand.
    Wie hatte ihr das entgehen können? Wie hatte das allen außer Camilla Eriksson von der Streife entgehen können? Das war schlampige Arbeit, aber nicht mehr zu ändern. Jetzt galt es, diese neue Erkenntnis bestmöglich zu verwalten. Erlandsson wurde, genau wie Wild Bill Hickok, von hinten erschossen. Ein Zufall? Vielleicht schon, weil Erlandsson in den Nacken geschossen wurde und nicht in den Kopf wie Wild Bill. Aber, was noch dazu kam, beide wurden am 2. August erschossen. Zugegebenermaßen in einem Abstand von einhundertdreiunddreißig Jahren, aber im Fall Erlandsson war das Datum mit Sicherheit nicht zufällig ausgewählt. Und die vier Karten in der Brusttasche hatten bestimmt auch eine Bedeutung. Wahrscheinlich hatte es auf irgendeine Weise mit dem Pokern zu tun.
    Aber keiner der beteiligten Pokerspieler wollte eine eventuelle Meinungsverschiedenheit am Spieltisch zugeben. Siem war vielleicht verbittert, vielleicht war er ein Geizkragen, der sich ständig über die Regeln und alles mögliche andere beklagte und möglicherweise sogar der Meinung war, dass Erlandsson nicht sauber spielte. Aber deswegen das eigene Leben und das vieler anderer Leute zu zerstören …? Gerdin wollte lieber glauben, dass gut situierte Männer mittleren Alters interessantere Gründe dafür hatten, einander zu ermorden. Pokern als Mordmotiv klang für sie altmodisch und kindisch. Altmodisch, weil es eher ins neunzehnte Jahrhundert gehörte, und kindisch, weil … Ja, weil es kindisch war, ein schlechter Verlierer zu sein.
    Aber Josefin Siem war ein Kind. Vielleicht sogar ein manipulatives Kind, ein Kind, das nach Belieben schalten und walten durfte und dem keine Grenzen gesetzt wurden. Papas Liebling. Und das letzte Gespräch von Erlandssons Handy

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