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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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senkte sich über den Raum. Der Pilot sah Sanzarra an, dann Fiona und schließlich Gruber. »Kann ich den Brief Ihres Vaters lesen?«, ersuchte er ihn.
    Georg griff in seine Tasche und zog ein zusammengefaltetes Blatt hervor, das er wortlos über den Tisch schob.
    Während John las, streckte Fiona ihre Hand aus. »Zeigen Sie mir bitte den Ring.«
    Da war etwas Einschmeichelndes in ihrer Stimme, das Gruber zu überzeugen schien. Resigniert griff er in die Tasche und zog das Etui heraus. »Die Expertin meinte, er sei aus Silber, stamme aus dem Zweiten Weltkrieg und sei ein SS -Ehrenring.«
    Fiona klappte das Etui auf und fuhr zurück. Der Totenkopf mit den schwarzen Diamanten in den Augenhöhlen schien sie höhnisch anzugrinsen. »Ich kann Ihre Frau verstehen«, murmelte sie und drehte das Etui in den Fingern. Es war, als umgebe den Ring eine Aura des Bösen.
    Finch ließ den Brief sinken und sah Fiona über die Schulter. Dann wandte er sich an Georg Gruber. »Wenn ich also recht verstehe, dann hat Ihr Vater die Aufgabe in Ihre Hände gelegt. Sie sollten den Ring nutzen, die Informationen, die er enthält oder für die er steht.« Er las laut vor: » Nimm der Taube ihr Zeichen ab und bewahre es sorgfältig. Wilhelm und Richard werden Dich innerhalb weniger Tage kontaktieren, sie oder ihre Kinder. Sie wissen, was zu tun ist. Aber sie brauchen Dich dazu, Dich und den Ring.«
    Georg sah Finch an und nickte zaghaft.
    »Nun, wir sind da, und wir brauchen Sie, Sie und den Ring.« Finch überlegte kurz, dann faltete er das Schreiben wieder zusammen und reichte es Gruber. »Aber ich verstehe Ihre Lage. Daher mache ich Ihnen ein Gegenangebot: Einhunderttausend Dollar für den Ring, und Sie begleiten uns nach São Gabriel da Cachoeira zu meinem Auftraggeber, jenem Wilhelm, von dem Ihr Vater in seinem Brief spricht. Richard Böttcher haben wir bereits gefunden, er lebte in Bogotá und sitzt nun in meinem Flugzeug keine zweihundert Meter von hier. Er hat seinen Hinweis mitgebracht, wie Fiona bereits sagte.«
    Georg war völlig überrumpelt. »Ist das Ihr Ernst, oder bluffen Sie?« Er sah misstrauisch von einem zum anderen. »Haben Sie überhaupt so viel Geld?«
    Finch griff in die Brusttasche seines Pilotenhemds und zog ein Bündel Geldscheine hervor, das er auf den Tisch fallen ließ. »Reicht eine Anzahlung von fünfundzwanzigtausend Dollar, um uns Ihrer Mitarbeit zu versichern? Ich bluffe nicht, Señor Gruber. Mein Angebot steht, und spätestens wenn wir mit Wilhelm Klausner zusammentreffen, bekommen Sie den Rest. Genügt Ihnen das?«
    Zum ersten Mal lächelte Gruber, und seine Erleichterung war greifbar. »Abgemacht!«, strahlte er und streckte seine Hand über den Tisch. »Der Ring gehört Ihnen!«
    Finch schüttelte Grubers Hand und war von dem festen Griff des Spediteurs angenehm überrascht. Er schob die Scheine über den Tisch, aber seine Hand blieb auf dem Bündel liegen, und er sah Georg durchdringend an. »Das Angebot gilt allerdings nur, wenn Sie uns begleiten, und zwar sofort. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Böttcher und zwei weitere Passagiere warten im Flugzeug.«
    »Sie wollen heute noch weiterfliegen?«, erkundigte sich Gruber. Er überlegte kurz, sah den verlockenden Stapel grüner Scheine unter der Hand von Finch und griff zum Telefon. »Lassen Sie mich nur meine Frau anrufen, dann können wir von mir aus starten. Wie lange werde ich weg sein?«
    Finch zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein, zwei Tage. Das hängt von Wilhelm Klausner ab.«
    Gruber nickte und begann zu wählen. »Mir fällt gerade ein … Ich habe aber meinen Pass gar nicht dabei«, meinte er plötzlich und stockte.
    Finch grinste und warf Sanzarra einen belustigten Blick zu. »Das haben Sie mit dem Rest meiner Passagiere gemeinsam. Auf einen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Im Übrigen verlassen wir uns auf Miguel.«
    »Ach, das ist nur eine Frage des Honorars«, lachte Sanzarra und nickte Finch zu. »Im Ernst, das sollte unser geringstes Problem sein.«
    Fiona hatte den Ring nicht aus der Hand gelegt. Während Gruber mit seiner Frau telefonierte, schienen sie die schwarzen Diamanten des Totenkopfes zu hypnotisieren, und ein Schauer lief über ihren Rücken. Bilder erschienen vor ihren Augen, Bilder von Gewalt und Tod, von unvorstellbaren Grausamkeiten und Menschenverachtung. Wie ein Kaleidoskop blitzten sie stroboskopartig auf, wischten an ihr vorbei, ein unaufhaltsamer Strom von kollektiven Erinnerungen.
    Sie

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