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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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für seine Fehler bezahlen. Und jetzt ist die Zeit gekommen.«
    Fiona parkte den Hummer auf der schmalen Straße am Stadtrand von São Gabriel und gähnte. Die Security hatte sie aus dem Bett geläutet, als Dr. Altamonte früher als geplant mit einer Krankenschwester und einer halben Apotheke im Gepäck vor dem Tor gestanden hatte und »seinen« Kranken sehen wollte. Die Stimmen ihres Großvaters und Böttchers wiederum hatte sie im Vorübergehen aus dem Wintergarten gehört. Damit würden Georg Gruber und Vincente die Einzigen sein, die heute länger schlafen konnten.
    »Und jetzt wollen wir noch Senhor Finch aus dem Bett holen«, murmelte sie schadenfroh, als sie hinauf zu seiner Terrasse schaute und die zugezogenen Vorhänge bemerkte. Dann stieg sie die Treppen hoch in den zweiten Stock, parkte ihren Finger auf der Klingel und erinnerte sich daran, dass die nicht funktionierte.
    Also pochte sie mit voller Kraft an die Tür.
    »Gehen Sie weg!«, ertönte es aus der Wohnung. »Hier wohnt niemand!«
    Fiona ließ sich nicht beeindrucken und verdoppelte die Schlagzahl. Sie hörte lautes Stöhnen, dann fiel etwas mit einem splitternden Krach um. Schließlich drehte sich der Schlüssel im Schloss.
    »Wer immer das ist – Sie sind tot«, knurrte ein verschlafener Finch, als er mit geschlossenen Augen die Eingangstür aufzog.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte Fiona unschuldig.
    »Nein!«, kam es prompt zurück und Finch wollte die Tür zuschlagen, aber die junge Frau stellte rasch ihren Fuß in den Spalt.
    »Ich könnte einen starken Kaffee gebrauchen«, meinte sie hartnäckig.
    »Und ich eine Pistole, um Sie zu erschießen«, brummte John Finch. »Was wollen Sie hier mitten in der Nacht? Gehen Sie nach Hause und machen Sie einen netten jungen Mann glücklich. Oder von mir aus schlafen Sie auch tief und fest. Aber bringen Sie alte Piloten nicht um ihren verdienten Schlaf.«
    »Sie sind ein grummeliger Morgenmuffel«, gab Fiona zurück und lehnte sich gegen die Tür. »Lassen Sie mich rein, ich mache uns Kaffee.«
    »Ich fasse es nicht«, murmelte Finch und drehte sich um. »Ich will auch gar nicht wissen, wie spät es ist. Ich gehe sofort wieder schlafen.«
    »Andere Leute joggen um diese Zeit«, rief ihm Fiona hinterher.
    »Diese anderen Leute fliegen aber auch nicht mitten in der Nacht mit einer alten Albatross den Rio Negro hinunter, als Passagier einen irren Piraten an Bord, der mit Rumflaschen um sich wirft, und landen in einem Swimming Pool«, erwiderte Finch kaltschnäuzig. »Das mache nur ich. Und deshalb verbitte ich mir jeden Angriff auf meine Gesundheit. Inklusive Ihrem Kaffee … meinem Kaffee … egal …«
    Er verschwand im Schlafzimmer, schlüpfte unter die noch warme Decke und stöhnte wohlig. »Jaaahh … gute Nacht, und wenn Sie gehen, dann ziehen Sie die Tür leise hinter sich ins Schloss.«
    Finch tauchte genussvoll in die Traumebene ab, als er von einer Erschütterung der Matratze wieder an die Oberfläche gebracht wurde.
    Es roch nach Kaffee.
    »Ich will nicht«, murmelte er und kniff die Augen ganz fest zu. »Warum hört mir denn keiner zu? Verschwinden Sie doch endlich. Sie haben Ihren Kaffee, ich habe meine Decke. Wir sind beide glücklich. Und jetzt adieu!«
    »Warum haben Sie nie geheiratet?«
    Finch zog sich verzweifelt das Kissen über den Kopf.
    »Der Schlag soll Sie treffen! Was ist das für eine Frage am frühen Morgen?«, stöhnte er. »Wahrscheinlich weil ich ausschlafen wollte!«
    »Lügner!«, lachte Fiona. »Ich darf mich doch auf Ihr Bett setzen?«
    »Sie sitzen sowieso bereits da, also was soll’s?«, seufzte er, stopfte sich wieder das Kissen unter den Kopf und blinzelte. Die junge Frau saß mit untergeschlagenen Beinen im Schneidersitz am Fußende des Bettes und schlürfte eine Schale Kaffee. »Sie sehen übrigens furchtbar aus, ein wenig mehr Schlaf hätte Ihnen gut getan«, grinste er.
    »Das kann ich zurückgeben«, fuhr ihn Fiona an. »Sie sehen …« Dann begriff sie, dass sie Finch in die Falle gegangen war.
    »Eben«, stellte der Pilot ungerührt fest. Er drehte sich zur Seite und schloss die Augen. »Deshalb lassen Sie mich in Morpheus’ Armen, er tut mir gut. Mein Schönheitsschlaf!«
    »Was Ihre Schönheit betrifft – so viel können Sie gar nicht schlafen«, fauchte Fiona, »selbst wenn Sie erst nächste Woche aufstehen.«
    »Verlockender Gedanke«, murmelte er.
    »Also?«
    »Also was? Wissen Sie, dass Sie lästig sind?«
    »Also warum haben Sie nie

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