Falsch
verschwinden.«
»Du magst recht haben, wir können uns aber auch täuschen«, wandte Klausner ein. »Finch hat eine ziemlich bewegte Vergangenheit. Ich habe sein Leben recherchiert und vor allem eines herausgefunden: Er stand immer nur auf seiner Seite, und das felsenfest. Er erledigte alle Aufträge verlässlich, aber er legte sich nie fest.«
»Gute Taktik«, murmelte der alte Pirat, »da gibt es in der Geschichte ein paar hervorragende Beispiele …«
Klausner schob seinen Rollstuhl zurück. »Das mag sein, aber es beruhigt mich nicht. Ich möchte diesen Ring so rasch wie möglich in den Händen haben. Wir benötigen alle drei Hinweise, wenn du dich erinnerst. Einer allein nützt uns gar nichts, zwei auch nicht. Wo finden wir Finch?«
»Hmm … ich nehme an, bei seinem Flugzeug«, antwortete Böttcher. »Es gab da einen kleinen Schaden … den muss er reparieren, bevor er das nächste Mal startet, und deshalb nehme ich an, dass er bei der Albatross ist.«
»Dann lass uns hinfahren«, beschloss Klausner, »und den Ring holen. Anschließend nehmen wir Vincente den Zettel ab, dann haben wir alle drei Hinweise von Paul beisammen und können an die Entzifferung gehen. Fiona müsste wissen, wo das Flugzeug vertäut liegt.« Er klingelte nach dem Dienstmädchen. »Würden Sie bitte dringend meine Enkelin wecken und zu mir schicken?«
»Gern, Senhor Klausner, aber Senhora Fiona ist nicht mehr im Haus«, antwortete die Hausangestellte. »Sie hat ihr Zimmer bereits vor mehr als einer Stunde verlassen.«
»Gut, dann lassen Sie den Wagen vorfahren«, entschied Klausner überrascht, »und finden Sie heraus, welche der Sicherheitsleute in dieser Nacht unsere Gäste vom Flugzeug abholten. Wir brauchen sie als Führer und Begleitung.«
Fünfzehn Minuten später verließ ein schwarzer Landrover mit Klausner und Böttcher und den beiden Security-Männern das Anwesen und machte sich auf den Weg nach São Gabriel.
»Das nennst du schlafen?«, grinste John Finch und ließ sich in die Polster zurückfallen. »Wie nennst du dann …?«
»Schsch«, machte Fiona und legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. »Wie wäre es mit einem Kaffee? Jetzt, wo du endlich wach bist …«
»Hat dir schon jemand gesagt, dass du eine Nervensäge bist?«, erkundigte sich Finch und gähnte. »Es ist früh, die Vögel stimmen sich erst ein, und das, was du Kaffee nennst, treibt in gefilterter Form Düsentriebwerke an.« Er wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die roten Leuchtziffern des Weckers. »Ich habe bis nach Mitternacht gearbeitet und mir meinen Schlaf redlich verdient. Eine Stunde noch! Und keine Widerrede!«
»Aye, Aye, Sir, einverstanden«, gab Fiona klein bei und griff nach dem Kissen. »Aber das bekomme ich. Selbst schuld, wenn du kein zweites hast …«
Die Albatross schaukelte leicht in der schwachen Brise und den kleinen Wellen, die immer wieder vom Rio Negro her in die flache Bucht vordrangen. Um diese Zeit waren die Kinder in der Schule und die kleine Straße entlang des Wassers menschenleer. Als der schwarze Landrover von der Hauptstraße abfuhr und in Richtung Albatross einbog, zog der Geländewagen eine lange rötliche Staubfahne hinter sich her.
Böttcher, der neben seinem Freund auf der Rückbank saß, sah das Wasserflugzeug schon von weitem. »Da ist es ja!«, rief er aus und wies nach vorn.
»Und die Tür ist offen, also sollte Finch da sein«, ergänzte Klausner befriedigt. Nachdem der Wagen direkt neben der ausgeklappten Gangway angehalten hatte, wies er einen der Sicherheitsleute an, nach Finch zu sehen. »Bitten Sie ihn, zu uns zu kommen, und sagen Sie ihm, wir werden ihn nicht lange aufhalten.«
Der Mann nickte und stieg aus. Auch Böttcher öffnete die hintere Wagentür, ließ die frische, kühle Morgenluft in das Fahrzeug und atmete tief ein. Dann schaute er dem Mann im schwarzen Kampfanzug zu, wie er über die Gangway kletterte und in der Albatross verschwand.
Eine ungeheure Detonation zerriss die Stille.
In einem orangeweißen Feuerball, der Dutzende Meter zum Himmel stieg, explodierte die Albatross, und die Druckwelle fegte mit ungeheurer Kraft über das Wasser und die Straße, durch die Vorgärten, fegte alles hinweg, was ihr im Weg stand. Fensterscheiben zerbarsten im weiten Umkreis, Dächer wurden teilweise abgedeckt, einige Holzhäuser schwer beschädigt. Der Landrover wurde wie von einer riesigen Faust gepackt, durch die Luft gewirbelt, in einem Strudel aus Glassplittern und kreischendem
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